Lörrach Wenn Liebe Grenzen überwindet

Die Oberbadische
Humorvoll und voller Anspielungen auf die Gegenwart: „Romeo und Julia in Stette“, aufgeführt im Gemeindehaus Stetten. Romeo (Mike Eiche) und Julia (Rahel Schepperle) lassen sich von Pfarrer Lutz (Georg Trikes) heimlich trauen. Foto: Ursula König Foto: Die Oberbadische

Theater : „Romeo und Julia in Stette“ weist in die Zeit der freien katholischen „Stettemer“

Von Ursula König

Die Suche nach einem neuen Theaterstück führte mitten in die Habsburger Vergangenheit: „Romeo und Julia in Stette“ ist eine Glanzleistung von Autor Thomas Winzer und Regisseur Karlheinz Sterzel. Die gelungene Komödie war am Freitag und Samstag im vollbesetzten Gemeindehaus St. Fridolin zu sehen.

Lörrach. Eigentlich besteht die Stettener Theatergruppe aus einer rein männlichen Besetzung. Doch Rahel Schepperle als Julia verleiht dem Mundartstück eine charmante Note, wenn es darum geht, zwischen den verfeindeten Lagern Lörrach und Stetten zu vermitteln.

Karl-Frieder Speck führt in die Entstehung des „Lustspiels“ ein, das im Gegensatz zu Shakespeares Drama zu einem glücklichen Ende führt. Karli (Thomas Winzer) erklärt, dass das Leben in Stetten ohne Theater eintönig sei. Mit Jakob (Karlheinz Sterzel) werden einige Ideen erwogen, darunter auch ein Musical. Doch man will dem Stettemer Chörli keine Konkurrenz machen. So bleibt nur ein Ausflug in die Geschichte Stettens verbunden mit einer Liebesgeschichte.

Fakten vermischen sich mit fiktiven Ereignissen und gegenwärtigen lokalen Anspielungen. Dann geht der Vorhang auf und führt mitten in die Welt des 18. Jahrhunderts in das Jahr 1756. Die katholischen Stettener, die zu Oberösterreich gehörten, bleiben katholisch, während die angrenzenden Gemeinden nach der Reformation evangelisch werden.

In der Zeit als sich die Streitigkeiten zwischen Lörrach und den freiheitsliebenden Stettenern zuspitzen, verliebt sich der katholische Romeo (Mike Eiche) in die evangelische Julia. Dabei war er schon einer Aargauerin versprochen, wie damals üblich zur „Blutauffrischung“. Das passt dem Schweizer Zollbeamten (Albert Schepperle) überhaupt nicht, wittert er doch „Menschenhandel“.

Dann sind Romeos Stiere in eine Grenzverletzung verwickelt und kehren mit einer fremden Kuhglocke am Horn zurück. Die Glocke gehört Julia, Tochter des ersten Landesbeamten (Karlheinz Schädle). Sein Dienstherr, Freiherr von Wallbrunn (Rainer Lorenz) und Romeos Vater, der Großbauer Rupp (Joachim Gottschalk) geraten aneinander.

Der „Grobian“ (Karlheinz Rügamer) macht seinem Namen alles Ehre und Romeo muss ins Exil nach Inzlingen flüchten. Allerdings erst nachdem er und Julia vom katholischen Pfarrer Lutz (Georg Trikes) heimlich getraut wurden.

Was die Rückkehr betrifft, vertraut man eher auf WilheIm Tell: „Durch diese hohle Gasse muss er kommen.“ In dieser Situation gibt es für Julia nur einen Weg, nach Stetten zu gelangen: Sie muss in einen todesähnlichen Schlaf versetzt werden. Zum Glück hat der „Wiiler“ (Marc Philipp) eine Flasche Wein aus Weil am Rhein dabei.

Die Melodie von „We are the world“ wird zur Hymne „Mir sin do, mir sin vo Stette“ und ein begeisterter Applaus belohnt die Darsteller für eine gelungene Aufführung.

Im Anschluss an die Aufführungen spielten die „Knastbrüeder us Schopfe“. Die Bewirtung erfolgte durch die Pfadfinder Stetten. Der Reinerlös der beiden Theaterabende fließt karitativen Zwecken zu.

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