Lörrach Wider die Gewalt an Frauen

Denis Bozbag

„One Billion Rising“: Veranstaltungen von Kreisjugendreferat und Stadtjugendring.

Lörrach - Jede dritte Frau weltweit war bereits Opfer von körperlicher Misshandlung. Das Kreisjugendreferat sowie der Stadtjugendring Lörrach setzten am Aktionstag mit einer Tanzdemo in der Stadt sowie am Mittwochabend mit einem Vortrag im Nellie Nashorn ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen.

Am Donnerstag versammelten sich rund 60 Menschen auf dem Chesterplatz, um tanzend ein gesellschaftliches Problem in den Blick zu rücken: Die Aktion „One Billion Rising“ ist eine weltweite Kampagne für ein Ende der Gewalt an Frauen und Mädchen sowie für die Gleichstellung zwischen den Geschlechtern. Die Initiatorin des Tanzes, Gisela Schleidt vom Kreisjugendreferat, freute sich über die rege Teilnahme an dieser Aktion: „Wir veranstalten den solidarischen Tanz bereits zum vierten Mal in Folge, und es werden Jahr zu Jahr mehr Menschen, denen das Thema am Herzen liegt. Mit der Aktion wollen wir mehr Bewusstsein für die weiblichen Opfer von Misshandlung und sexueller Ausbeutung schaffen. Ohne dieses Bewusstsein kann nichts bewegt werden“, konstatierte Schleidt im Gespräch mit unserer Zeitung. Dass immer mehr Männer beim gemeinsamen Tanz mitmachen, freue sie sehr – das sei eine positive Entwicklung.

Vortrag über organisierten Menschenhandel

Die „Interessengemeinschaft Vielfalt“ lud unter der Leitung von Sonja Summ und Daniele Cipriano vom Stadtjugendring am Vorabend des weltweiten Aktionstags zu einem Vortrag über organisierten Menschenhandel ins Nellie Nashorn ein. Zwei nigerianische Frauen, beide Opfer von Menschenhändlern, waren bereit, vor Publikum von ihrem Schicksal als Zwangsprostituierte zu berichten.

Roy Paraiso, Diakon aus Efringen-Kirchen, führte behutsam durch das Gespräch. Er gehört einer Organisation gegen Frauenhandel mit Sitz in Basel und Straßburg an und ist erstaunt, wie wenig über dieses Thema in Deutschland gesprochen wird. „Wenn ich mit anderen darüber diskutiere, bekomme ich oft Sätze zu hören wie: ’Das gibt es hier doch gar nicht’ oder: ’Frauenhandel, das findet doch auf den Philippinen und in Afrika statt.’“

Unter Tränen berichtete Franca Ogunseri, wie sie in Nigeria von einer Frau mit falschen Versprechungen auf ein besseres Leben in Europa überredet wurde, ihr Kind zurück zu lassen und sich entlang der Fluchtrouten auf die gefährliche Reise nach Libyen zu begeben. Die Frau, die sie ansprach, war Teil eines international agierenden Netzwerks von Menschenhändlern und wird als „Madame“ bezeichnet. Für die Kosten der Reise und die Bereitstellung falscher Papiere musste Ogunseri sich unter Androhung von Gewalt prostituieren. Ein Schicksal, dass sie weltweit mit Millionen weiterer Frauen auf der Flucht teilt.

Gemeinsam mit den Organisatoren des Infoabends, dem Lörracher Frauenhaus, der Frauenberatungsstelle sowie der Fachberatungsstelle der Freiburger Diakonie für Opfer von Frauenhandel „FreiJa“ gelang es Paraiso, den Opfern von sexueller Ausbeutung eine Stimme zu geben.

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