Lörrach Wie ein Freund auf Augenhöhe

Die Oberbadische
Das Ehepaar Elke und Joachim Kämmerer mit Erfolgsautor Tad Williams (r.) Foto: Dorothea Gebauer Foto: Die Oberbadische

Lesung : Fantasy-Autor Tad Williams zu Gast in der Buchhandlung „Comix“

Von Dorothea Gebauer

Lörrach. Dass trotz oder gerade im Online-Zeitalter ein liebevoll und thematisch gestaltetes Schaufenster über einen Wettbewerb eine Würdigung erfährt, ist der eine Teil der Geschichte. Dass diese Würdigung in Form einer Lesung gleich einer großen Fantasy-Community dient, ist der noch bessere Teil. Der Klett-Cotta Verlag hat den Wettbewerb ausgeschrieben und als Gewinn den US-Starautor Tad Williams nach Lörrach gebracht. Seine Lesung am Samstag war für die „Comix“-Betreiber Elke und Joachim Kammerer sowie für 50 Zuhörer ein großer Lohn. Er schweißt den Kundenkreis der Buchhandlung zusammen und macht sie um eine gemeinsame literarische Erfahrung reicher.

Für den Abend ist „Lesung“ eigentlich das falsch gewählte Wort. Für die Fangemeinde ist diese eher ein wunderbares Ereignis und eine Begegnung mit einem großartigen Autor und Menschen. Williams gibt sich von Anfang an sehr nahbar und authentisch. Er ist der Freund auf Augenhöhe, der wie seine Leser Fantasy, Magie, zauberhafte Geschichten und eine wunderbare Sprache liebt.

Der Rezitierende ist zugleich Schauspieler und nimmt bei allem, was er liest, seinen Körper mit. Hände, Füße und Mimik werden in den Dienst einer literarischen Dramaturgie gestellt. Er zündet auf diese Weise Kopfkino. Ob Naturidyll, König, Prinz oder Monster, Williams führt den Zuhörer leidenschaftlich und engagiert ins Land der Nornen, nach Nakkiga, zum Volk, das sich nach einem Schlag zurückgezogen hat und nach Erlösung sucht.

Williams ist so sympathisch, so witzig und originell, dass die Fangemeinde sich traut, ihm wirklich jede Frage zu stellen. In welcher der von ihm geschaffenen Welten er sich am wohlsten fühle? Nun, am liebsten in OSTEN ARD, antwortet er und kommentiert selbstironisch, dass er die hygienischen Bedingungen der Moderne jedoch nicht verachte, beispielweise die Toilette.

Wie man es schaffe, soviel Fantasie zu haben und soviel zu schreiben? Er stamme aus einer Familie von Lesern, erinnert er sich und erzählt, wie ihm seine Mutter schon früh „Wind in the willows“ oder „Winnie the Pooh“ vorgelesen habe. Seine Geschichten, so schildert er, würden zuerst sehr lange in seinem Kopf wachsen, bevor sie in die Feder flössen. Dass er sein deutsches Publikum liebt und dort eine außergewöhnlich große Leserschaft hat, scheint nachvollziehbar. Ein gelungener Abend. Begeisternd, übersprudelnd von außergewöhnlicher Kreativität.

Der junge Leser Benjamin Sonnenfroh geht glücklich nach Hause. Er hat sich fünf Bücher des Autors gekauft und will sie bis Weihnachten alle ausgelesen haben. Danach wird er neuen Stoff brauchen, sagt er lächelnd. Karim Khedira, selbstständiger Messerschmid, der ausschliesslich Fantasy liest und zauberhaft schöne Schwerter kunstfertig erstellt, ist glücklich „seinen“ Autor kennengelernt zu haben. Das Ehepaar Kammerer ist zu weiteren Lesungen inspiriert und vom Erfolg des Abends beglückt.

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