Lörrach Wie mit einem Gratiscafé Gutes getan wird

Anita Indri-Werner
Beim Sommerfest herrschte beste Stimmung. Foto: Anita Indri-Werner

Sehr gut besucht war das Sommerfest des Vereins Kreuzweg, Diakonische Stadtarbeit, an der Teichstraße. Dieser hat es sich nicht nur zur Aufgabe gemacht, ein niederschwelliges Angebot für Benachteiligte zu schaffen.

Jeder, egal ob ein Bedarf besteht oder nicht, ist eingeladen, sich an einen der Tische zu setzten und ohne Bezahlung ein Essen oder einen Kaffee zu genießen. „Wir bezahlen keine Miete, haben keine Personalkosten und dank der Großzügigkeit der Firma Hieber werden wir aus der Wärmetheke vier Mal pro Woche beliefert“, schildert Initiator Robert Horvath die Hintergründe, wie die bemerkenswerte Idee mit Leben gefüllt wird. Im Durchschnitt werden täglich 40 bis 50 Portionen ausgegeben.

Seinen Respekt vor der Arbeit des Vereins und seine Solidarität bezeugte Geschäftsführer Dieter Hieber, der ebenfalls am Fest teilnahm. Ziel der Einrichtung sei es, Menschen aus allen Schichten der Gesellschaft zusammen zu bringen, sagte Horvath. Die Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Rauschmittel und dem Blauen Kreuz, das im Haus ein Beratungsbüro hat, sei wirkungsvoll und überaus wichtig.

Die Hintergründe

Schwierige Verhältnisse in seiner Familie hat Horvath erlebt, liefert er einen Einblick davon, wie ein Mensch dazu kommt, eine solche Einrichtung zu gründen. Als 17-Jähriger kam er zum Glauben und später traf er „eine wunderbare Frau“, das habe sein Leben total verändert. Der gelernte Schriftsetzer war in Basel beschäftigt. 14 Jahre lang begleitete er eine ambulante Wohngruppe und wirkte bei der Gassenarbeit mit. Als 1979 die christliche Rockband Grey & the Bullets gegründet wurde, war er dabei. „Dieses Projekt ist Teil unseres Lebens“, sagt Angelika Horvath. Bevor sie 1987 zum Glauben kam, der ihr Leben verändert hat, habe sie ein „wildes Leben“ geführt. Ein Jahr darauf lernte sie ihren späteren Mann kennen.

Das Paar hat drei Söhne, zwei davon sind bereits in die Fußstapfen der Eltern getreten und sind ebenfalls sozial engagiert. Ihr Mann Robby sei ein Visionär, sie dagegen ergänze dadurch, dass sie Praktikerin sei, schildert Angelika Horvath. „Miteinander funktioniert es perfekt auf dem gemeinsamen Weg.“

Das Ehepaar Horvath freut sich über die Zusammenarbeit mit dem Blauen Kreuz. Foto: Anita Indri-Werner

Mit dem Blauen Kreuz

Perfekt sei auch die Zusammenarbeit mit dem Blauen Kreuz. Dieter Schmale und der Sozialpädagoge Matthias Wolf beraten Menschen mit Suchtproblemen im Büro, das im Obergeschoss liegt. Wichtig sei die Anonymität, erklärt Schmale. Manche kämen über Monate, um sich auszusprechen, andere würden in Therapien vermittelt, wieder andere würden in ihren Anliegen begleitet. „Einer der Hauptschwerpunkte ist die Begleitung der Angehörigen von Süchtigen.“

Die Wertschätzung

Das Bernardo Donatelli Ochestra sorgte beim Sommerfest mit seiner Musik für ausgelassene Stimmung. Das Café, das mitten in der Pandemie unter erschwerten Umständen eröffnet worden war, hat bereits Stammgäste aus allen Schichten der Bevölkerung. Ein älteres Ehepaar, Kurt und Ingrid Sterk beispielsweise, genossen am Samstag die Musik und die bunte Gesellschaft. Dass hier Menschen Hilfe finden und nicht einfach nur ausgegrenzt werden, das sei wichtig, sagen sie. „Die Veranstaltung ist genial“, stellt Beate Huter fest. Sie sei ab und zu im Café Kreuzweg Gast und erfahre auf vielfältige Weise Hilfe. „Ich bin froh und dankbar, dass es so eine Einrichtung in der Stadt gibt“.

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