Lörrach Wieder schaurig-schöne Adrüllede

Die Oberbadische
Ortsvorsteher Günter Schlecht ergab sich der Übermacht der Narren, rückte den Rathausschlüssel raus und ließ sich in Ketten abführen. Fotos: Peter Ade Foto: Die Oberbadische

Buurefasnacht: Großer Tag der Hemdglunggi / Ortsvorsteher hisst Flagge der Kapitulation

Hemdglunggiumzug, Glunggi-Ball, Amtsenthebung des Ortsvorstehers und die Adrüllede auf dem Schulhof waren zentrale „Stationen“ der Hauger Buurefasnacht am vergangenen Donnerstag. Am Sonntag startet um 13.30 Uhr der große Brauchtumsumzug, zu dem bei schönem Wetter über 10 000 Zuschauer erwartet werden.

Von Peter Ade

Lörrach-Hauingen. Schmuddelwetter zwingt einen rechten Narren nicht in die Knie. Von Wind und Wetter lässt er sich nicht unterkriegen. So auch am Donnerstag beim Aufgalopp der Hemglunggi nach Einbruch der Dunkelheit. Gestartet wurde in der Hebelstraße. Mit Getschätter, Getöse und viel Musik ging’s schnurstracks zum Rathaus.

Die neue Umzugsstrecke wurde aus Gründen der Verkehrssicherheit verkürzt. Sie führte über die Rechbergstraße, Friedhofsweg, Steinenstraße zum Rathausparkplatz. Dort angekommen, forderten die Närrinnen und Narren das Verwaltungspersonal auf, sich zu ergeben, ansonsten werde das Haus gestürmt. Um der Forderung Nachdruck zu verleihen, donnerte Kanonier René Dietzig aus der alten Kanone der Landsknechte mehrere Schüsse in den Nachthimmel. Angesichts der Übermacht des Volkes hisste Ortsvorsteher Günter Schlecht danach am Fenster des Ratssaals die weiße Flagge Kapitulation.

Entmachtung „nach Plan“

Die Amtsenthebung des Ortsvorstehers verlief „nach Plan“. Mit verhaltenem Murren rückte Günter Schlecht den Schlüssel raus und ließ sich zum „Abtransport“ in Ketten legen. Die Narren brachten den „Burgi“ unter Leitung des Ersten Zunftmeisters Dirk Bender in den Chruttschlämpe-Chäller, wo er bis Montagabend dürsten und darben muss. Dessen Kommentar: „Die Welt isch eifach nüt gerecht, Euch goht’s gut und ich heiß au no Schlecht!“

„De Dag ohni Amt und Würde – döhn mi bigott nüt würge“, bat der Ortsvorsteher die Narren eindringlich und fügte sich alsbald seinem Schicksal – allerdings ganz in der Gewissheit, dass er das weitere närrische Treiben im Dorf als „Zaungast“ verfolgen darf. Ganz nach dem Motto: „Das Wasser gibt dem Hauger Hornvieh Kraft, den Lörracher Menschen stärkt des Lassers Gerstensaft.“

Auf dem Weg in sein Verlies erlebte der „Gefangene“ auf dem Schulhof das schaurig-schöne Schauspiel der Adrüllede als Alleinstellungsmerkmal der Hauger Buurefasnacht: „Ihr Hauinger Narre, wachet uf, s’isch Zit, wachet uf, wachet uf! Ihr Hauinger Narre, wachet uf es isch Zit!“

Die Adrüllede am Narrenbrunnen ist einmalig in der Region und zieht alljährlich einige Hundert Zuschauer an. Die fast mystischen Begleiteffekte mit bengalischer Beleuchtung und Nebel, der aus dem Brunnenwasser steigt, faszinieren das Publikum immer wieder aufs Neue.

Plausch für Kinder

Der Nachmittag gehörte ganz den Kindern. Sie waren Gäste des Musikvereins, der den Narrensamen zum Hemdglunggiball und allerlei Spielen und Attraktionen in den Probenraum bei der Festhalle eingeladen hatte.

Viel Arbeit machten sich der zweite Vorsitzende Peter Hünenberger sowie die Jugendleiter Christoph Ecker und Jochen Stiegeler. Sie sorgten für Unterhaltung am laufenden Band.

Vor der Halle gab’s einen Spieleparcours mit Schokoladenkuss-Schleuder, Maskenbasteln, Sackhüpfen, Guzzischlacht und dem Grillen von Stockbrot. Für alle Kinder gab es was zu erleben und das war und ist den Musikern wichtig.

Ausgeklungen ist der Donnerstag mit dem traditionellen Hemdglunggiball in der Festhalle. Für Stimmung sorgten die Liveband „Volleyton“ sowie die Lörracher Guggemusiken 53er, Halli-Galli und Ohreputzer.

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