Gassefäger
Die Lörracher Guggemusiken nehmen traditionell nur Männer ab 16 Jahren in ihren Reihen auf. Eine Eigenart, die sich im Laufe der Zeit herausgebildet hat. Doch auch einige Lörracherinnen fanden nach und nach Gefallen an den schrägen Tönen. Der Beitritt wurde ihnen jedoch verwehrt. „Die etablierten Guggemusiken der Stadt wollten nichts von weiblichen Aktiven in ihren Reihen wissen“, schreibt Breitenfeld. Daraufhin beschlossen sie, 1990 selbst eine Guggemusik zu gründen, um durch die Gassen zu „fägen“ – der Name „Gassefäger“ der ersten reinen „Wiibergugge“ war geboren. Die alemannische Bezeichnung „Wiiber“ muss laut Breitenfeld bei der Übertragung ins Hochdeutsche allerdings keinesfalls mit „Weiber“ sondern mit „Frauen“ übersetzt werden.
In Anbetracht des Erfolgs, den sich die Damen zwischenzeitlich erspielt haben, denkt heute auch niemand mehr an eine Änderung der Situation: „Undenkbar, dass die Wiiberguggen einen Mann in ihren Reihen dulden würden – es sei denn vielleicht als Maskottchen“, so Breitenfeld.
Symfoniee–Müüsle
Ebenfalls eine reine Wiibergugge sind die „Symfoniee–Müüsle“. Die Damen-Truppe besteht seit 1993 in wechselnder Besetzung. Denn eine Schwierigkeit, mit der alle Wiibergugge laut Breitenfeld von Natur aus „immer wieder zu kämpfen haben“, ist die der „Schwangerschaftsunterbrüche“. Dies führe „zu einer phasenweisen spürbaren Reduzierung der Aktivenzahl“. Es spreche aber für die Begeisterung der Frauen für die Fasnacht beziehungsweise auch ihrer Partner, dass sie meist schon nach relativ kurzer Zeit – wenn auch in verminderter Intensität – wieder der Musik frönen.
Ohreputzer
Was Erwachsenen lieben, gefällt auch schon den Jüngeren. Aber als 1998 zwei Jugendliche einer Lörracher Guggemusik beitreten wollten, wurde ihnen dies wie zuvor den Frauen verwehrt: Sie waren zu jung. Daraufhin gründeten sie ebenfalls selbst eine eigene Guggemusik, wie Breitenfeld detailreich schildert: „Am schmutzige Dunnschtig 1998 hän sich de Andi un de Nico troffe, um sich uff z’Obe vor z’bereite. De Nico het sieni alti, dreckigi und verdällti Posune mit gno. Dann sin de Nico un de Andi de ganze Mittag dämit bschäftigt gsi, e Trummle für de Andi z’baue. Us de Not sin e Putzkessl und zwei Joghurtbächer z’sämmebunde worde. Sie überlege sich e Name. Plötzlich seit de Andi: Ohreputzer!“ Aus den zwei Ohrenputzern ist inzwischen eine veritable Guggemusik entstanden. Mitmachen kann jeder zwischen elf und 17 Jahren – egal ob Junge oder Mädchen.