Lörrach Winzer sehen ihre Existenz bedroht

Die Oberbadische

Rebbegehung:  Initiative „Pro Biene“ bereitet Rebbauern Sorgen / Ruser rechnet mit sehr gutem Jahrgang

Der Termin hat Tradition und ist ein ebenso geselliger wie lehrreicher Anlass: die Rebbegehung, zu der die Interessensgemeinschaft Weinbau Tüllingen einlädt. Derzeit aber sehen die Winzer, so Rebobmann Karlheinz Ruser, in der Initiative „Pro Biene“ eine existenzielle Bedrohung für den Weinbau: „Wenn diese Forderungen Gesetz werden, ist der Weinbau am Tüllinger tot.“

Von Manfred Herbertz

Lörrach. „Wir sind ja selbst auch für die Biene und brauchen sie“, sagte Ruser und betonte, seit 2015 habe man auf dem Tüllinger keinerlei „Bienenschaden“ mehr gehabt.

Aber wenn man, so wie es die Initiative fordere, keinerlei Spritzmittel in Landschaftsschutzgebieten mehr ausbringen dürfe, dann „haben wir nur noch braune Reben, weil wir nichts mehr gegen den Pilz und gegen Schädlinge einsetzen dürften. Wir leben mit der Natur und mit den Bienen, doch brauchen wir für unsere Zukunft auch den Pflanzenschutz.“

Der Rebobmann verwies darauf, dass man spezielle Einsaaten in jeder zweiten Reihe zwischen den Rebstöcken mache, um so den Bienen und Insekten Nahrungsgrundlagen zu geben. Ruser: „Wir müssen einen Weg zueinander finden.“

Es waren rund 50 Gäste – Bürger aus Tüllingen, Vertreter der Stadt sowie Winzer der IG Weinbau Herten –, die am Dienstagabend bei sonnigen Herbstwetter zum Bammerthüsli in die Tüllinger Reben gekommen waren, um sich aus erster Hand über den kommenden Jahrgang aus den Tüllinger Reben und die Situation der Winzer zu informieren. Ruser freute sich, dass viele Gäste gekommen waren, bedauerte aber, keinen Stadtrat unter ihnen zu sehen, was Oberbürgermeister Jörg Lutz launig mit den Worten kommentierte, „vielleicht aber welche, die es werden wollen..!“

Jörg Lutz:  Landwirtschaft und Bienenschutz zusammenbringen

Der Austrieb der Reben sei nicht ganz so früh wie im vergangenen Jahr erfolgt, Mitte Juni sei Blüte gewesen, berichtete der Rebobmann. In Kürze können man mit dem Herbsten beginnen. Im Vorjahr sei man zu gleicher Zeit schon mittendrin gewesen.

„Das Mostgewicht ist schon jetzt gut“, stellte Ruser fest und sagte, die jetzt kalten Nächte seien positiv für die Entwicklung des Weines: „Es gibt mehr Aroma.“ Die IG Weinbau rechnet mit einem sehr guten Jahrgang. Der Grauburgunder liegt derzeit bei 87 Grad Öchsle, der Weißburgunder bei 77 und der Gutedel bei 69 Grad. Aufgrund der jetzt herrschenden Witterung könne man die Trauben lange hängen lassen.

Beim Rundgang durch die Tüllinger Reben machte Ruser deutlich, dass sich in diesem Jahr die Kirschessigfliege, die nur die roten Trauben befällt, kein allzu großes Problem darstellte, es war zu heiß, so dass sie sich nicht vermehr habe.

Teilweise hätten die Reben aber unter der Sonne gelitten, und dann habe es auch „Bienenfraß“ gegeben. All das hielt sich in Grenzen, so dass man von einem guten Jahr sprechen könne.

Lutz sprach beim anschließenden Hock am Bammerthüsli auch davon, dass es mit Blick auf „Pro Biene“ machbar sein müsse, die Interessen von Landwirtschaft und Bienenschutz zusammenzubringen: „Kompromisse wären da eine gute Idee“.

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