Lokales Handwerk Mehr als 50 Jahre im Friseursalon: Inge Ziegler-Müller geht in den Ruhestand

Alexandra Günzschel
Ottmar Hitzfeld war Stammkunde im Salon von Inge Ziegler-Müller. Foto: Alexandra Günzschel

Über Jahrzehnte hat sie das Stadtbild von Lörrach mitgeprägt. Mit den Frisuren von Inge Ziegler-Müller konnte man sich sehen lassen, war Teil des gesellschaftlichen Lebens. Nach mehr als 50 Jahren wechselt sie zum 1. November in den Ruhestand. Lieb gewonnene Stammkunden wird sie aber nicht im Stich lassen.

„Ich bin mit Leib und Seele Friseurin“, sagt Inge Ziegler-Müller im Gespräch mit unserer Zeitung. Das Handwerk habe sie sich bereits bei ihrer Mutter abgeschaut. Später lernten unter anderem ihr Sohn und ihre Nichten bei ihr. Ziegler-Müller legte 1971 an der Lörracher Meisterschule Amann ihre Meisterprüfung ab, absolvierte einen Kurs in Kosmetik in Paris und machte sich am 1. April 1972 mit ihrer „Coiffeur-Boutique Inge“ in der Humboldtstraße 2 selbstständig.

Jüngste Friseurmeisterin

Mit ihren 23 Jahren war sie seinerzeit die jüngste Friseurmeisterin in Lörrach, wie es in einem alten Zeitungsbericht heißt. Darin ist von modernen Schnitten die Rede, die sie anbietet, „neuzeitliche Pop-Frisuren“ für den Herren beispielsweise oder auch Dauerwellen für Damen. Als erste bot Ziegler-Müller ein paar Jahre später einen Heimservice an, etwa für Mütter mit kleinen Kindern. Später kamen noch das erste Nagelstudio sowie ein Do-it-yourself-Service für die Kundinnen dazu. Dann wieder hatte sie mit Bernd Gress einen Weltmeister zu Gast.

Erster Platz beim Grand Prix

Zu diesem Zeitpunkt war Inge Ziegler-Müller bereits bekannt. 1978 hatte sie einen ersten Platz beim Grand Prix von Monte Carlo gewonnen. Sie überzeugte mit einer Tagesföhnfrisur, die sich problemlos zu einer festlichen Abendfrisur umwandeln ließ. Dies brachte ihr die Mitgliedschaft im „Club Marcel“ ein, mit dem es ein Jahr später zum Weltcup nach Bangkok ging. Ziegler-Müller erreichte die zweitbeste Punktzahl, ihr Team holte den Sieg.

Dabei sah es in Bangkok zuerst so aus, als wäre kein Modell für die Lörracherin mehr übrig. „Ich war kurz davor zu weinen, da kam plötzlich das hübscheste Mädchen von allen herein“, erinnert sie sich. Ziegler-Müllers Mut wurde belohnt: Sie entschied sich für eine zweifarbige Frisur in rot und schwarz.

Es folgten weitere Wettbewerbe und Preise, etwa der zweite Platz in der Einzelwertung bei den Thuner Burg-Trophäe-Clubmeisterschaften, bevor Ziegler-Müller nach der Geburt ihres Sohnes etwas kürzertrat.

Der Umzug nach Stetten

Bereits nach fünf Jahren musste die Friseurin ihren Salon an der Humboldtstraße erweitern. Der Umzug nach Stetten in die Basler Straße 27 erfolgte im Jahr 1985. Zum 1. November übergibt sie diesen Salon an eine Nachfolgerin.

Gerne denkt sie an die Zeit der Dauerwellen zurück. Eine Kunst, für die sie eine eigene Technik entwickelt hat. Die Königsklasse aber sei der Bob, sagt Ziegler-Müller. Diese Frisur müsse von allein fallen, das Geheimnis dafür sei ein guter Schnitt – vor allem im Nackenbereich. Am liebsten waren ihr immer jene Kundinnen, die ihr freie Hand ließen.

Dank mit Alphornklängen

Tolle Erlebnisse gab es auch: Ziegler-Müller erinnert sich noch gut an den Schweizer in Tracht, der bei ihr einen Haarschnitt nachfragte. „Mensch, so gut hat mir noch keiner die Haare geschnitten“, lobte er sie danach.

Wie sich herausstellte, war der Mann mit seinem Alphornverein unterwegs. Als Dankeschön gab es ein Ständchen vor ihrem Ladenlokal, das viel Aufmerksamkeit erregte.

Erinnerung an Kunden

Ein anderes Mal rief kurz vor Ladenschluss der Manager von Nadja Tiller an, die in der Region einen Unfall gehabt hatte. Die erwies sich als ausgesprochen nette Kundin und landete Jahre später zufällig im Schweizer Salon ihres Sohnes, der sich an die Geschichte erinnerte. Auch die Schauspielerin erinnerte sich gut und ließ es sich nicht nehmen, Ziegler-Müllers Sohn spontan zu umarmen.

Ihre lieb gewonnenen Stammkunden wird sie nicht im Stich lassen. Auf Minijob-Basis werden sie von ihr weiterhin frisiert. Einer ihrer treuesten Kunden ist gleichzeitig auch der prominenteste. In der vergangenen Woche nahm Ottmar Hitzfeld einen der letzten offiziellen Termine wahr.

Die beiden kennen sich noch aus Schulzeiten. Als der bekannte Fußballtrainer zurück in die Gegend zog, begegneten sie sich zufällig wieder: „Solli Inge, bist du noch am Stettemer Bahnhof?“, fragte sie Hitzfeld nach ihrem Ladenlokal. Sie bejahte und er wurde ihr Stammkunde. Auch Hitzfeld wird seiner langjährigen Friseurin weiter treu bleiben.

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