Eva hat Glück. Ihre Eltern kommen regelmäßig über den Sommer zu Besuch und machen mit der zwölfjährigen Enkelin Ausflüge. Ein Ferienprogramm braucht sie für ihre Tochter daher nicht, obwohl sie und ihr Mann beide arbeiten. Ein Luxus.
Sechseinhalb Wochen Sommerferien. Eine Herausforderung vor allem für die Eltern jüngerer Kinder. Schließlich stehen nicht immer Oma und Opa parat. Was also tun?
Eva hat Glück. Ihre Eltern kommen regelmäßig über den Sommer zu Besuch und machen mit der zwölfjährigen Enkelin Ausflüge. Ein Ferienprogramm braucht sie für ihre Tochter daher nicht, obwohl sie und ihr Mann beide arbeiten. Ein Luxus.
Viele Eltern indes blicken alljährlich angespannt in Richtung Ferienzeit. Schließlich möchten die wenigsten ihre Kids dauerhaft vor Laptop oder Fernseher parken, um im Zimmer nebenan ins Homeoffice zu gehen, sofern dies überhaupt möglich ist.
Besonders hart trifft es oft Alleinerziehende. Nicht immer klappt die Absprache mit dem anderen Elternteil, oder das geplante Splitting wird vom Kind abgelehnt. Konflikte sind auch vorprogrammiert, wenn beide Elternteile zur gleichen Zeit in Ferien gehen möchten. Patchwork kann das Ganze zusätzlich verkomplizieren.
Vielen Eltern geht es darum, rechtzeitig eine verlässliche Ferienbetreuung aufzugleisen. Davon gibt es in Lörrach zum Glück einige. Zum Beispiel beim SAK, der laut Eric Bintz insgesamt 450 Plätze für Sechs- bis Zwölfjährige anbietet. Dabei gibt es verschiedene Themenschwerpunkte. Aktuell bietet Peter Reimtgut einen Workshop an. Ein Drittel der Kurse bestehe im übrigen aus Teilhabeplätzen, erläutert Bintz: für Familien in ökonomisch schwieriger Situation bis hin zu Kindern mit Beeinträchtigungen. Die Nachfrage ist insgesamt enorm, weiß Bintz: „Für die Wochen eins bis drei haben wir 60 Kinder auf der Warteliste. Freie Plätze gibt es praktisch keine mehr. Der Bedarf ist riesig. Es ist ja für Eltern auch eine echte Herausforderung, diese sechs Ferienwochen zu stemmen.“
Betreuungsmöglichkeiten gibt es auch bei der Kaltenbachstiftung: „Bei uns ist alles voll belegt, auch das offene Ferienprogramm. Eltern sollten möglichst frühzeitig buchen, lautet die Empfehlung auf Nachfrage. Des weiteren gibt es Sportschul-Angebote, den Werkraum Schöpflin, Reiterfreizeiten bis hin zu Tempus fugit-Workshops. Nicht für jeden Geldbeutel sind die Angebote indes problemlos finanzierbar, wenn drei oder gar vier Wochen abgedeckt werden müssen. Ein einwöchiger Töpferkurs von 8.30 bis 14.30 Uhr kostet beispielsweise 155 Euro ohne Mittagessen. Ein einwöchiges Tenniscamp bis 16 Uhr 270 Euro. Und beim zweitägigen Graffitiworkshop ist man mit rund 70 Euro dabei.
Viele Anbieter haben indes reagiert und bieten Vergünstigungen: für Alleinerziehende, Geringverdiener oder Kinder aus Flüchtlingsfamilien beispielsweise. Für einige ist es aber nicht leicht, dies anzufragen, die Schamgrenze zu überwinden, erzählt eine Mutter, die namentlich nicht genannt werden möchte. Sie zahlt daher lieber den „normalen“ Preis, auch wenn das Budget damit ganz schön angegriffen werde, wie sie sagt. Die elfjährige Tochter besucht gleich drei verschiedene Workshops.
„Wenn uns jemand anfragt, wollen wir gar keine umfassende Erklärung, warum und wieso jemand eine Ermäßigung braucht. Im Gespräch einigen wir uns eigentlich immer, oftmals genügen den Familien kleinere Preisnachlässe“, weiß Maren Spencer, die das Ferienprogramm im Werkraum Schöpflin verantwortet. Im Durchschnitt nutzten ein bis drei Kinder pro Kurs eine spezielle Preisgestaltung. Maren Spencer ist es sehr wichtig, dass Kinder aus allen Schichten Zugang zu den Angeboten haben. „Die Stiftung möchte eine möglichst große Heterogenität. Wir wollen ja kein Eliteort für Akademiker sein. Da bilden sich neue Freundschaften“, betont sie. Erstaunt ist sie, dass dennoch viele Mamas und Papas auf den letzten Drücker buchen – natürlich nicht immer mit Erfolg. Viele Kurse sind ganz schnell ausgebucht, erzählt sie. Etwas speziellere wie beispielsweise „Schach verbessern“, asiatische Esssitten, das Thema Pilze oder Crossover-Angebote müssten sich manchmal erst durchsetzen. „Wir wollen aber ganz bewusst auch Neues und Spannendes anbieten. Das setzt sich mit der Zeit dann über Mund-zu-Mund-Propaganda durch.“
Fünf Wochen lang wuseln über 70 Kinder täglich übers Werkraum-Gelände – in ganz unterschiedlichen Kursen. Zusammen finden sie sich beim Mittagessen, das wieder eingeführt wurde. „Das entlastet viele berufstätige Eltern, die sehr froh sind, dass ihr Kind ein warmes Essen bekommt.“ Es gebe diesbezüglich viele positive Rückmeldungen.
Die betreuten Kinder zeigten sich großteils wissbegierig und aufgeschlossen. Handys bleiben im übrigen selbstverständlich weggepackt. Trotzdem: Durchhaltevermögen und Konzentrationsfähigkeit hätten etwas abgenommen. „Bei einigen, etwas fordernderen Kursen, haben wir daher das Mindestalter hochgestuft“, so Spencer. Zudem stünden Themen wie Natur, Haptik und Nachhaltigkeit verstärkt im Zentrum der Angebote – auch das ein Contrapunkt zur vielfach intensiven Mediennutzung der Kinder.
Stefan hat seine Tochter im Tennis-Camp angemeldet. Der Sohn hatte darauf keine Lust und verabredet sich lieber mit Freunden, während seine Mutter halbtags im Homeoffice arbeitet. Drei Wochen bekommt das Paar so abgedeckt. Die restlichen drei haben sich beide freigenommen. Ihre Arbeitgeber nehmen glücklicherweise Rücksicht auf die Ferienwünsche der berufstätigen Eltern. Fast ideal ist die Situation für Johanna und ihre zwei Kinder: Sie ist Lehrerin. Oma und Opa gibt es auch noch.
Kurse
beim Werkraum Schöpflin haben noch ein paar Plätze frei (bis Redaktionsschluss), darunter „Dem Rind auf der Spur“, „Die fantastische Welt der Pilze!“ oder „Schach verbessern“.
Informationen
gibt es unter www.werkraum-schoepflin.de