Lörrach Wohnen im Schuhkarton

Die Oberbadische
Die Arbeitsgruppe zeigte beim Zukunftstag verschiedene Beispiele für kleine Wohnungen, darunter auch das „Sozialintegrative Wohnquartier Dammstraße“ (oben rechts). Foto: Veronika Zettler Foto: Die Oberbadische

WohnWandel – Serie Teil IV: Zukunftsfähig leben und arbeiten – möglicherfweise mit reduziertem Raumbedarf

Im vierten Teil unserer Serie über das Zukunftsforum 2017 mit dem Schwerpunkt Wohnen geht es um reduzierten Raumbedarf.

Von Veronika Zettler

Lörrach. Seit Jahren ziehen mehr Menschen in die Städte, als aus ihnen fortziehen. Das ist der Treibstoff für den Wohnungsmarkt. Das Angebot hinkt der Nachfrage hinterher, Mieten und Kaufpreise steigen. Unlängst haben sich in Manhattan 60000 Personen um 55 winzige Mietwohnungen beworben. Wo Bauland und bezahlbarer Wohnraum Mangelware geworden ist, gedeiht ein neuer Markt: „Micro Apartments“ und „Micro Housing“ heißen die Zauberworte des Marketings – Kleinstwohnungen kann man auch dazu sagen.

Wie viel Wohnung braucht der Mensch eigentlich? Beim Zukunftsforum hat sich eine Arbeitsgruppe um Barbara Wilhelm (Architektin) und Petra Hartmann (Caritas) mit Fragen wie dieser auseinandergesetzt, ohne darauf unbedingt Antworten geben oder gar Forderungen nach räumlicher Einschränkung daraus ableiten zu wollen.

Vielmehr möchte man zum Nachdenken anregen. Ist Wohnraum zu konventionell geplant? Zu ungünstig verteilt? Was steckt hinter der Entwicklung zu immer größerem Wohnraum? Was bringt Menschen dazu, überdimensioniert zu bauen? Ist weniger wirklich weniger? Könnte ein Bewusstseinswandel erfolgen? Und würde der zur Entspannung auf dem Wohnungsmarkt führen?

„Vielerorts steht Wohnraum zur Verfügung“, vermerkt die Gruppe auf einem Präsentationsplakat (alle Gruppen stellten ihre Ergebnisse beim „Zukunftstag“ im Burghof vor), „zum Beispiel, wo alleinstehende ältere Menschen in ihren Häusern oder Familienwohnungen wohnen bleiben, obwohl der ganze Raum nicht mehr benötigt wird“. Oder: „Auch jüngere, gut verdienende Singles beanspruchen viel Wohnraum, wenn sie Drei- bis Vier-Zimmer-Wohnungen alleine bewohnen.“

Neben der Problemlage skizziert die Arbeitsgruppe eine Perspektive: „Ziel wäre es, dass es auf unterschiedliche Wohnbedarfe unterschiedliche Antworten gibt“. Und weiter: „Wenn Singles - gleich welchen Alters - kleinen Wohnraum brauchen, sollte dieser zu finden sein. Wenn Menschen sich mit der Vorstellung des gemeinschaftlichen Wohnens anfreunden können, sollten sie die Möglichkeit haben, Gleichgesinnte kennenzulernen. Menschen, die ihren üppigen Wohnraum teilen wollen, sollten eine Anlaufstelle kennen, die sie dabei unterstützt, die passende Qualität und die passende Form zu finden“.

Bei der Caritas denke man im Nachgang des Zukunftsforums darüber nach, als entsprechende Schaltstelle zu fungieren, berichtet Petra Hartmann. Man möchte Suchende und Anbietende zusammenbringen. „Wir sind derzeit am sondieren“, so die Verwaltungsleiterin. Für das Projekt wurde bereits ein Antrag eingereicht. Mögliche Szenarien wären etwa, dass eine alleinstehende ältere Person Wohnraum im eigenen Haus zur Verfügung stellt. Oder umgekehrt: Eine Familie nimmt eine Einzelperson, zum Beispiel nach einem Klinikaufenthalt, befristet bei sich auf.

Viele kurz- und längerfristige Synergien und Symbiosen seien denkbar. Potenzielle Interessenten hat man bei der Caritas an der Hand, da über Sozial-, Senioren-, Demenzberatung und Sozialstation vielerlei Kontakte zu älteren und bedürftigen Menschen bestehen.

Barbara Wilhelm hat sich indes über bauliche Aspekte Gedanken gemacht. Ihre Idee: Kleine, einfach ausgestattete und relativ günstig zu bauende Apartments – mit möglichst viel Wohnqualität. Die Architektin fertigte unter dem Arbeitstitel „Privatheit auf kleinstem Raum“ Ideenskizzen mit 39 Quadratmeter großen, 3,75 Meter breiten Wohnungen, die sich unter anderem durch ihre zweiseitige Befensterung (sowohl im Wohn- als auch in dem durch Küchenzeile und Bad abgetrennten Schlafbereich) von den Mini-Apartments üblichen Zuschnitts abheben. Man könnte sie stapeln wie auch aneinanderreihen, könnte einzelne größere Wohnungen wie auch Maisonetten integrieren, zudem ließen sich Baulücken ab zehn Meter Breite problemlos füllen – so einige Überlegungen von Barbara Wilhelm. Weitere Besonderheit: Zwischen jeweils zwei Wohnungen gibt es kleine, flexibel nutzbare Gemeinschaftsräume, überdies sehen die Pläne Dachterrassen samt Gewächshäusern zur gemeinschaftlichen Nutzung vor.   Kontakt zum Zukunftsforum: zukunftsforum@fairnetzt-loerrach.de.

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