Lörrach Wohnen wird immer teurer

Guido Neidinger

Immobilienmarkt: Preise für Baugrundstücke, Wohnungen und Häuser sind deutlich gestiegen / Corona wirkte sich nicht negativ auf die Preise aus – im Gegenteil

Lörrach -  Die Grundstücks- und Immobilienpreise in Lörrach steigen unaufhaltsam. Zu diesem Ergebnis kommt der Gutachterausschuss Lörrach-Inzlingen in seiner Expertise für die Jahre 2019/20. Die Folge: Das Wohnen wird immer teurer. Die Preise haben 2020 erneut ein Rekordniveau erreicht. Der Gemeinderat wird am Donnerstag informiert.

Wer mutmaßte, dass die Corona-Pandemie die Immobilienpreise in Lörrach drücken würde, sieht sich getäuscht.

Preise deutlich gestiegen

Sämtliche Preise für Grundstücke, Eigentumswohnungen und Häuser haben im vergangenen Jahr kräftig angezogen und ein Rekordniveau erreicht. Auf dem Immobilienmarkt wurden im vergangenen Jahr in Lörrach 316 Millionen Euro umgesetzt. Zum Vergleich: 2010 waren es 140 und im Jahr 2000 lediglich 119 Millionen Euro.

Die häufig geäußerte Annahme, Schweizer Käufer würden die Preise in Lörrach nach oben treiben, bestätigt sich nicht. Bis auf das Jahr 2016 mit 86 Käufern aus der Schweiz (7,83 Prozent) lag der Anteil von Schweizer Grundstücks- und Immobilienkäufen stets unter fünf Prozent. Für das Coronajahr 2020 sind gar nur 25 Schweizer Käufer beurkundet.

Teure Baugrundstücke

Die Grundstückspreise haben in den vergangenen beiden Jahren ebenfalls Höchstwerte erreicht. Bei den sogenannten Bodenrichtwerten handelt es sich um Durchschnittswerte für bestimmte Zonen. Das gesamte Stadtgebiet ist in 31 Richtwertzonen aufgeteilt.

Die Bodenrichtwerte werden vom Gutachterausschuss aus tatsächlichen Kaufverträgen abgeleitet. In der Spitze sind Steigerungsraten von bis zu 18,4 Prozent zu verzeichnen (Brombach/Hauingen, Steinsack und Ortmatt).

Die teuersten Grundstücke befinden sich mittlerweile nicht mehr am Leuselhardt mit 750 Euro, sondern im Bereich Steinenweg Stetten bis Landesgrenze zur Schweiz mit 770 Euro pro Quadratmeter.

Die günstigsten Grundstücke sind in folgenden Bereichen zu haben: Brombach/Hauingen, Steinsack und Ortmatt: 450 Euro. Hier sind die Preise allerdings auch am heftigsten angestiegen (+18,4 Prozent).

Einige weitere beispielhafte Preisentwicklungen: Homburgsiedlung bis Brombacher Straße (bisher 450 Euro, jetzt 480 Euro), Hünerberg (610/680), Salzert (460/510), Tüllinger Berg (550/580), Tüllingen Dorfkern mit Obertüllingen (440/490), Tumringen-Süd (530/590), Haagen Ortsmitte, Röttelnweiler (500/550), Hauingen Lingertrain bis Siegmeer (400/460), Brombach (420/480), Brombach Bühl (460/530).

Innenstadt am teuersten

Die teuersten Grundstücke befinden sich nach wie vor im Bereich der Innenstadt und hier vor allem in und um das Zentrum der Fußgängerzone (Kreuzung Tumringer/Teich- und Turmstraße). Hier werden Preise von 1710 Euro pro Quadratmeter aufgerufen. Die Teuerung beträgt 5,6 Prozent.

In der erweiterten Innenstadt, zum Beispiel südlich der Kirchstraße, sinken die Preise dann sehr schnell auf 770 Euro oder gar 600 Euro pro Quadratmeter für voll erschlossene Grundstücke. Deutliche Wertabschläge müssen für Hinterliegergrundstücke ohne direkte Straßenanbindung einkalkuliert werden.

Eigentumswohnungen: zweistellige Steigerung

Die Steigerungsraten für Eigentumswohnungen sind, ob Alt- oder Neubau, preislich innerhalb von zwei Jahren deutlich hochgeschnellt. Wenn auch von den absoluten Quadratmeterpreisen am teuersten, fällt die Steigerung bei Neubauwohnungen mit 11,7 Prozent vergleichsweise gering aus. Lediglich zwei bis fünf Jahre alte Wohnungen sind im Preis mit 9,4 Prozent geringer angestiegen.

Für Neubauwohnungen werden in Lörrach im Schnitt zwischen 4433 und 4505 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche verlangt. Am deutlichsten haben preislich Wohnungen zugelegt, die zwischen sechs und zehn Jahre sowie zwischen elf und 20 Jahre alt sind – jeweils 19,4 Prozent.

Am günstigsten sind Wohnungen, die mehr als 51 Jahre alt sind mit 2302 und 2338 Euro, je nach Größe. Aber auch hier beträgt die Teuerung seit 2018 im Schnitt 12,1 Prozent.

Je nach Lage und Aussicht sind Zu- oder Abschläge einzukalkulieren. Am günstigsten sind Eigentumswohnungen ab dem vierten Obergeschoss ohne Lift (minus zehn Prozent je Geschoss), Erdgeschoss und dritten Obergeschoss ohne Lift (minus fünf Prozent).

Anders sieht es bei Objekten mit Lift aus: ab dritten Obergeschoss plus fünf Prozent, ab fünftes Obergeschoss plus zehn Prozent. Bei den beliebten Penthousewohnungen sind 20 Prozent zum Wert des darunter liegenden Geschosses zu zahlen. Mit anderen Worten: je höher, desto teurer.

Die langfristige Preisentwicklung sieht so aus: Für eine 80 Quadratmeter große Neubau-Eigentumswohnung im zweiten Obergeschoss wurden im Jahr 2000 in Lörrach durchschnittlich 2084 Euro pro Quadratmeter gezahlt, 2010 waren es 2330 Euro und 2020 bereits 4495 Euro. Bei 40 Jahre alten Altbauobjekten waren es im Jahr 2000 im Schnitt 1272 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche, 2010 1225 und aktuell 2898 Euro. Die Steigerung beträgt innerhalb von zwei Jahren 17 Prozent.

13,1 Prozent Plus für Wohnhäuser

Die durchschnittlichen Kaufpreise für Doppel- und Reihenendhäuser sind in den vergangenen zwei Jahren durchschnittlich um 13,1 Prozent im Preis angestiegen. Waren solche Häuser in den Jahren 2001/02 noch für 269 000 Euro zu haben, kosten sie heute 534 000 Euro.

Waren die Preissteigerungen bis vor zehn Jahren eher moderat bis stagnierend, so dreht sich seit den Jahren 2013/14 die Preisspirale immer schneller – von 322 000 Euro bis 534 000 Euro in den Jahren 2019/20.

Bodenwerte haben sich verdoppelt

Der Bodenwertindex für Wohnbauflächen hat sich innerhalb von 20 Jahren verdoppelt. Geht man von einer Basis von 100 Prozent im Jahr 2000 aus, dann liegt dieser Wert im Jahr 2020 bei 197,5 Prozent im Wohnungsbau und bei 176,1 Prozent bei gemischten Bauflächen.

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