Lörrach Wozu politische Klimaproteste?

Die Oberbadische
Der Bundestagsabgeordnete Gerhard Zickenheiner (r.) im Gespräch mit Ueli Mäder (v. l.), Océane Delin, Kathrin Engler sowie Bernd Laserstein Foto: zVg Foto: Die Oberbadische

Auftakt: Abgeordneter lädt zur Veranstaltungsreihe „Zickenheiners Grüner Salon“

Lörrach. Zum Auftakt der Veranstaltungsreihe „Zickenheiners Grüner Salon“ hat der Bundestagsabgeordnete Gerhard Zickenheiner seine Gäste ins Alte Rathaus eingeladen, wo sich rund 80 Interessierte einfanden. Warum die Klimakrise konsequent aus unserem, über Jahrhunderte hinweg herausgebildeten imperialen, kolonialen Verhalten herzuleiten ist, erklärte der Basler Soziologe Ueli Mäder: „Die Ausbeutung von Mensch und Natur ist eine Geschichte der Wachstumsgläubigkeit und der Ökonomisierung unseres Lebens. Jetzt tritt diese Entwicklung mit aller Deutlichkeit hervor. Es zeigt sich, was verdrängt wurde.“ Mäder betonte, sich auf die Aufklärung und auf Kants kategorischen Imperativ zu besinnen. Denn die Klimakrise sei nur zu bewältigen, wenn es der gesamten Gesellschaft global und langfristig gut gehe.

Gerhard Zickenheiner stellte heraus, dass hier die Politik Verantwortung zu übernehmen und entsprechende Maßnahmen auf allen Ebenen umzusetzen habe. Dazu gehöre etwa der Ausbau des ÖPNV oder auch die Einführung der CO 2-Steuer, damit die international vereinbarten Klimaziele überhaupt erreicht werden können. „Gerade die Kommunen haben hier großes Potenzial. Daher arbeite ich an Vorschlägen zur Ausarbeitung einer kommunalen Strategie, um Nachhaltigkeits- und Klimaziele umzusetzen“, sagte Zickenheiner. Es gelte, mit einer Kreislaufwirtschaft auf die ausschließlich auf Profit ausgerichteten Mechanismen zu reagieren und damit eine neue Idee des Wohlbefindens zu etablieren.

Vergebliches Hoffen auf das Klimapaket der Bundesregierung

Die Lörracher „Fridays for Future“-Aktivistin Océane Delin schilderte, wie es in nur einem Jahr gelungen sei, aus einer kleinen Demo eine funktionierende und gewaltfreie Großveranstaltung zu machen. Sie habe wie ihre Mitstreiter vergeblich auf den Beschluss der Bundesregierung zum Klimapaket gehofft. Sie alle seien von dem Ergebnis enttäuscht. Doch umso mehr werden sie weiter dranbleiben und in gewaltfreien Protesten ihre Forderungen äußern, erklärte Delin. Kathrin Engler, eine der Initiatoren der „Fridays for Future“-Demonstrationen in Lörrach, wünscht sich, dass für den Klimawandel alle an einem Strang ziehen.

Bernd Laserstein, Aktivist bei „Extinction Rebellion“ in Freiburg und auch Mitstreiter bei den „Parents for Future“, glaubt, dass die Dringlichkeit des Themas bei vielen Menschen immer noch nicht angekommen sei. Die verschiedenen Protestbewegungen seien enorm wichtig, um weiterhin auf die prekäre Situation aufmerksam zu machen.

Die Pluralität und die Offenheit gegenüber Widersprüchen zeichnen die verschiedenen Klimaprotestbewegungen nach Mäders Einschätzung aus. Er sieht eine große Chance für uns alle in den politischen Bürgerbewegungen, auch wenn diese oft mit Rückschlägen zu kämpfen haben: „Wir scheitern nicht an den Niederlagen, sondern an den Auseinandersetzungen, die wir nicht führen.“

In der anschließenden Diskussionsrunde mit dem Publikum wurden verschiedene Themen gestreift. Eine Bürgerin schlug vor, doch periodisch wieder autofreie Sonntage einzuführen, an denen die Straßen für Fahrrad, Rollschuhe sowie Roller frei seien und erinnerte sich, dass das etwas Verbindendes gehabt habe. Die nächste Veranstaltung von „Zickenheiners Grüner Salon“ wird Anfang nächsten Jahres stattfinden, heißt es in der Mitteilung.

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