Lörrach Würdigung eines großen Künstlers

Die Oberbadische
Freuen sich auf die verdiente Würdigung Hermann Scherers (v.l.): Daniela Meier, Rümmingens Alt-Bürgermeister und Museumsvereins-Vize Heinrich Benner, Markus Moehring und Horst Donner. Sie scharen sich um eines der bemerkenswertesten Scherer-Bilder: das Porträt seines Künstlerkollegen Otto Staiger. Foto: Gabriele Hauger Foto: Die Oberbadische

Kunst: Heute wäre Hermann Scherers 125. Geburtstag /   Ausstellung im Lörracher Dreiländermuseum

Er ist ein bedeutender Expressionist – und das weit über seine Heimat hinaus. Heute wäre er 125 Jahre alt geworden: der in Rümmingen geborene Maler und Bildhauer Hermann Scherer. Der in seiner Bedeutung unterschätzte Künstler wird in einer Ausstellung im Hebelsaal des Lörracher Dreiländermuseums gewürdigt. Vernissage ist am 23. Februar.

Von Gabriele Hauger

Lörrach. Die 10 000 Kunstwerke umfassende Museumssammlung beinhaltet 119 Scherer-Werke, darunter ein bemerkenswertes großformatiges Ölgemälde, ein Porträt seines Künstlerkollegen Otto Staiger, Aquarelle oder expressionistische Holzschnitte. Erstmals öffentlich gezeigt wird zudem die Scherer-Radierung von Ernst Ludwig Kirchner, Förderer und Freund.

Skulpturen Scherers werden nicht ausgestellt. Dafür sollen 25 Werke wie Drucke, Aktskizzen, ein Selbstbildnis und Davoser Skizzen die große Schaffenskraft des Künstlers unterstreichen, so Museumsleiter Markus Moehring beim gestrigen Pressegespräch.

Neben der Museumsausstellung versucht auch Rümmingen den renommierten Sohn der Gemeinde stärker ins rechte Licht zu rücken. Bürgermeisterin Daniela Meier zeigte sich entzückt über die kommende Lörracher Ausstellung. Da nur wenige Erinnerungen an Scherer in Rümmingen präsent sind – sein Geburtshaus wurde abgerissen – weisen nur ein Straßenname, eine Brunnen-Inschrift und ein Text auf dem Dorfplatz auf den Geburtsort hin. Meier will sich nun für das Wachhalten der Erinnerung an Scherer einsetzen. Ein Stationenweg sowie die Thematisierung Scherers in Schulen sind angedacht.

Langezeit wenig beachtet, rückte in den 80er Jahren Hermann Scherer wieder ins öffentliche Bewusstsein. Zu verdanken ist dies besonders dem ehemaligen Lörracher Kulturreferenten Berthold Hänel sowie dem früheren Museumskustos Gerhard Moehring, die Ausstellungen zu Scherer organisierten.

Als ältester Sohn wird Scherer in eine Bauernfamilie geboren, fällt als guter Schüler auf, ebenso als Zeichner. Er nutzt die Chance, in Lörrach eine Lehre als Steinmetz anzutreten, beeindruckt durch große Geschicklichkeit. Später wirkt er in Basel an zahlreichen Baudekorationen mit, übernimmt beispielsweise die Fertigstellung der Brunnenanlage des renommierten Bildhauers Carl Burckhardt vor dem Badischen Bahnhof.

Freundschaft zu Kirchner

1920 stellt Scherer erstmals mit anderen Künstlern in der Kunsthalle Basel aus. Er pflegt intensive Kontakte zu wichtigen Basler Architekten, Publizisten, Politikern, Theologen. Ein Wendepunkt ist 1921 Scherers Hinwendung zur modernen Kunst, zum Expressionismus, zur Malerei. Bei einer Ausstellung lernt er Ernst Ludwig Kirchner kennen, der ihn nach Davos einlädt und stark beeinflusst. Eine Freundschaft entsteht, daher auch das eingangs erwähnte Porträt, das Kirchner von Scherer machte. Mitte der 20er Jahre wird Scherer noch autonomer. Auf seine Initiative hin wird die Künstlervereinigung „Rot-Blau“ gegründet. Es folgen Ausstellungen in Basel und im Kunsthaus Zürich. Mit Werken – zum Teil werden sie als anstößig kritisiert – ist er auch in Dresden, Karlsruhe, Berlin und Hannover vertreten. Er malt viel im Tessin, sein impulsiver Farbauftrag wird differenzierter, lockerer, die Farben leuchten. Daneben fertigt er viele Holzschnitte an, die eng mit den Bildern verwandt sind. 1926 erkrankt Scherer schwer, er stirbt 1927 mit gerade einmal 34 Jahren. Ein Jahr später richtet die Kunsthalle Basel ihm eine Gedächtnisausstellung mit 225 Werken aus. Diese Fülle zeigt die vollkommene Verausgabung des Künstlers.

Die „Zeit“ schrieb in einem Artikel 2008: „Die Wiederentdeckung des Malers steht ja noch aus.“ Die Ausstellung in Lörrach kann dazu sicherlich einen inspirierenden Beitrag leisten.   Vernissage: Freitag, 23. Februar, 18 Uhr; durch die Ausstellung führt Kunsthistoriker Martin Schwander, Kurator der Fondation Beyeler

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