Lörrach Wunderbar ausgeglichen

Die Oberbadische
Vorzüglich präpariert präsentierte sich der Lörracher Motettenchor im Verbund mit dem Barockorchester „L’arpa festante“ bei der fesselnden Aufführung vom Bachs „h-Moll_Messe“ in der St. Peter-Kirche in Lörrach. Foto: Walter Bronner Foto: Die Oberbadische

Kultur: Beeindruckende Aufführung von Bachs „h-Moll-Messen“

Von Walter Bronner

Lörrach. Eine Aufführung der „h-Moll-Messe“ von Johann Sebastian Bach ist eine gewaltige Herausforderung an alle Ausführenden. Kein Wunder also, dass drei Jahrzehnte vergehen mussten, bis sich der Motettenchor Lörrach wieder einmal dieser einzigartigen Tonschöpfung barocker Kirchenmusik annahm.

Lange hat es seinerzeit aber auch gedauert, bis der Thomaskantor diese 18 Chorsätze und neun Arien umfassende geistliche Komposition vollendete. Denn erste Teile schuf er bereits 1733 für den sächsischen Hof, die letzten im Todesjahr 1750.

Im Einführungstext des Programmhefts zur Lörracher Aufführung am Sonntag in der vollbesetzten St. Peter-Kirche bezeichnet Meinrad Walter die Messe deshalb als „musikalische Anthologie“, zumal Bach dem lateinischen Messetext vereinzelt auch Musik aus seinen „protestantischen“ Sakralwerken unterlegte oder solche in leicht veränderter Version recycelte.

Die jetzige Wiedergabe des komplexen Meisterwerks unter unaufgeregten Leitung von Stephan Böllhoff beeindruckte durch klangliche Transparenz von fast kammermusikalisch schlanker Intonation. Gleichwohl blieben Expressivität und Intensität der gehaltvollen musikalischen Substanz immer gewahrt, kamen die harmonischen und rhythmischen Schattierungen der Partitur in klarsichtiger Deutung zum Ausdruck.

Dabei stand dem mit Hingabe und ebenso rein wie virtuos singenden Chor ein instrumentaler Klangkörper erster Güte zur Seite: das renommierte, von Konzertmeister Christoph Hesse angeführte Barockorchester „L‘ arpa festante“. Die Klangbalance im Verhältnis von Vokal- und Instrumentalkörper, mithin der heikelste Faktor des grandiosen polyphonen Werks, wirkte durchweg wunderbar ausgeglichen.

Dies auch im Zusammenwirken mit dem Quintett der Vokalsolisten. Hier hatte Böllhof mit Siri Tornhill und Alies Mack gleich zwei vorzügliche Sopranistinnen zur Verfügung. Letztere beeindruckte bereits im „Christe eleison“ des Kyrie-Teils mit ergreifend lyrischem Timbre.

Nicht minder eindrücklich profilierte sich die Kollegin in der „Gratias“-Sequenz des „Gloria“, hier im Duett mit dem bestechend klar deklamierenden Tenor Florian Kramer und ebenso zusammen mit der warmtönenden und plastisch artikulierenden Altistin Susanne Langner im „Credo“-Teil „Et in unum Dominum“. Nicht ganz überzeugen konnte Bassbariton Torsten Meyer im „Quoriam tu solus“-Abschnitt des „Gloria“, dafür umso mehr in der „Et spiritum sanctum“-Sequenz des „Credo“.

Aufführungen der h-Moll-Messe werfen auch immer die Frage nach „historisch informiert“ oder „inbrünstig romantisierend“ auf. Böllhof wählte da offenkundig den goldenen Mittelweg mit Verzicht auf jeglichen Bombast, aber durchaus effektstark in der dynamischen Ausgestaltung mit fließenden frischen Tempi und kompakter Innenspannung, die die Hörergemeinde von Anfang bis Ende in ihren Bann schlug. Eine Meisterleistung!

Das Publikum benötigte nach dem letzten Ton denn auch eine halbe „Schweigeminute“, bevor es dann umso heftiger und anhaltender applaudierte.

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