Zähes Ringen um Wohnraum

Der Zeitplan ist eng – die Zielsetzung ambitioniert: Bis zum Jahr 2025 sollen in Lörrach 2500 neue Wohnungen geschaffen werden.

Von Guido Neidinger

Lörrach. Über viele Jahre hinweg wurde das Thema Wohnungsbau in Lörrach – aus verschiedenen Gründen – vernachlässigt. Inzwischen drängt die Zeit angesichts eines immens großen Drucks auf den lokalen Wohnungsmarkt und der immer höheren Preise – sowohl für Mietwohnungen als auch beim Immobilienkauf.

Allen Verantwortlichen im Rathaus und im Gemeinderat ist die Dringlichkeit dieser Aufgabe inzwischen bewusst. Ein Team unter der Leitung von Monika Neuhöfer-Avdic (Fachbereichsleiterin Stadtplanung und Stadtentwicklung) ist mit Hochdruck dabei, den Wohnungsbau in Lörrach zu forcieren. Allerdings sind die Ergebnisse nicht von heute auf morgen sichtbar. Realisierbare Wohnungen Nach jahrelangem Hin und Her sind die Voraussetzungen für das Wohngebiet Belist mit 220 Wohnungen geschaffen. Weitere 120 Wohnungen können auf dem Areal Alte Weberei Konrad (oberhalb der Agentur für Arbeit) gebaut werden. Baubeginn durch die Wohnbau Lörrach ist wohl noch in diesem Jahr. 60 Wohnungen sind auf dem Postareal geplant. Demnächst erfolgt dort der Abriss. Gebaut wird hier das Wohn- und Geschäftshaus „LÖ“. Wohnungsbauperspektiven Die Planungen für die Baugebiete Neumatt-Brunnwasser (zwischen Haagen und Hauingen) und Bühl III in Brombach mit jeweils bis zu 300 Wohnungen starten. Ein Baubeginn steht hier noch nicht fest. Zunächst ist ein städtebaulicher Wettbewerb mit Bürgerbeteiligung für beide Wohngebiet vorgesehen.

Im Bereich Lerchenhof an der Brühlstraße will die Baugenossenschaft 45 Wohneinheiten realisieren. Doch die Genossenschaft wurde von der Stadt zunächst ausgebremst. Die Nachverdichtung sei zu massiv, hieß es. Jetzt muss ein Bebauungsplan die künftige Bebauung dort regeln. Ein erheblicher Zeitverlust ist unabwendbar.

Auf dem Salzert, im Anschluss an das Wohngebiet Vorengele, sollen 350 Wohnungen entstehen. Das Vorhaben befindet sich noch ganz am Anfang. Noch ist nicht einmal der notwendige Grunderwerb erfolgt.

Weiteren seniorengerechten Wohnraum will die Gevita in Tumringen schaffen. Vorgesehen ist dafür das stadteigene Gelände mit dem heutigen Hundeplatz an der Wiese. Das Grundstück grenzt an die bestehende Anlage der Gevita an.

Weiterer Wohnungsbau könnte für Studenten mit einem Wohnheim im Innocelquartier geschaffen werden, ebenso in Tumringen Nord (20 Wohnungen) und im Bereich Mättle in Turmingen (15 Wohnungen). 80 Wohneinheiten sind durch die Umstrukturierung des nördlichen Engelplatzes möglich. Noch nicht geklärt ist, inwieweit die Fläche Lerchengrund mit der Kleingartenanlage nördlich des Hauptfriedhofs für Wohnungsbau genutzt werden kann. Im Rathaus spricht man von einem „großen Potenzial“. Eigentlich sollte hier der Werkhof angesiedelt werden. Doch dagegen gibt es Widerstand im Gemeinderat. Baugenehmigungen 2017 Insgesamt wurden im vergangenen Jahr in Lörrach 229 zusätzliche neue Wohnungen genehmigt, gleichzeitig sind elf Wohnungen durch Abbruch bzw. Umbau weggefallen. Fertigstellungen 2009 – 2016 Die Misere im Lörracher Wohnungsbau wird deutlich, wenn man sich die Zahl der Baufertigstellungen über den Zeitraum 2009 bis 2016 hinweg anschaut. In den vergangenen Jahren wurden lächerlich wenige Wohnungen in Lörrach fertig. 2016 waren es 87, im Jahr 2014 sogar nur 58. Befriedigende Ergebnisse wurden auch 2013 mit 106 Wohnungsfertigstellungen und 2015 mit 133 bezugsfertigen Wohnungen nicht erzielt. Lediglich im Jahr 2012 schnellte die Zahl der Wohnungsfertigstellungen mit 312 in die Höhe. Es war allerdings auch der einzige optimistische Ausreißer nach oben, als unter anderem die Wohnanlage am Niederfeldplatz bezugsfertig wurde. In den Jahren 2009 wurden 121 Wohnungen fertig, 2010 nur 96 und 2011 insgesamt 153. Besonders unrühmlich ist das Jahr 2014. 58 neuen Wohnungen stehen 44 abgerissene gegenüber. Das entspricht einem kaum erwähnenswerten Zugewinn von nur 14 Wohnungen. Fazit Selbst wenn im Rathaus jetzt mit Volldampf an der Schaffung zusätzlichen Wohnraums gearbeitet wird, so ist das Ziel von 2500 Wohnungen bis zum Jahr 2025 sehr fraglich.