Lediglich der Toilettenbereich in der Zelle ist aus Persönlichkeitsgründen durch eine schwarze Fläche auf dem Bildschirm zensiert. „Hält sich die Person dort länger auf, muss der Beamte natürlich einen persönlichen Blick in die Zelle werfen“, sagt Kiefer. Aktuell ist nur eine der fünf Zellen belegt. Im Jahr 2018 waren laut Kiefer im Lörracher Revier pro Tag durchschnittlich 1,8 (insgesamt 204) Personen in polizeilichem Gewahrsam – beispielsweise zur Ausnüchterung, zum Selbstschutz oder auch zur Untersuchungshaft.
Augenkontakt ohne Gefahr
Im Gegensatz zu den Zellen des alten Dienstsitzes haben die Zellentüren keinen Spion mehr, sondern kleine, etwa DIN A4 große eingebaute Klappen. Das hat laut Kiefer verschiedene Vorteile: „Beispielsweise können die Beamten so Augenkontakt zu den Insassen aufnehmen, ohne dass die Gefahr besteht, dabei von ihnen angegriffen zu werden“. Eine Übernachtung in der Zelle kostet übrigens pro angefangene 24 Stunden 100 Euro. „In Sonderfällen sogar noch mehr“, sagt Kiefer.
Innerhalb des gesamten Zellenbereiches gibt es keine Treppen. Auch das ist neu. In der Bahnhofstraße haben die Stufen in diesem Bereich häufig zu Problemen geführt: „Da konnte es schon mal vorkommen, dass die Kollegen einen Häftling von 100 Kilogramm die Treppe hochtragen mussten, weil er nicht mehr in einem lauffähigen Zustand war“, erzählt Kiefer.
Als nächstes steuert der Pressesprecher das erste Stockwerk an. Den auf dem Weg liegenden, hoch gesicherten Waffenraum dürfen wir nicht betreten. Stattdessen führt er uns in den Raum mit der Nummer 117. Das Eckzimmer ist der mit Abstand größte Raum der ersten Etage. Durch die großen Fenster strömt viel Tageslicht in den Besprechungsraum. Zehn blaue Stühle stehen um den großen Holztisch in der Mitte, auf dem sich zahlreiche EDV-Anschlüsse befinden.
Liveaufnahmen und Lagedarstellungen
Hier können die Beamten mit Hilfe von Liveaufnahmen und Lagedarstellungen über den großen Bildschirm an der Wand Einsätze besprechen und ihn wie die Wache im Erdgeschoss nutzen. Was den Raum so geeignet als Besprechungsraum mache, sei die bereits vorhandene Akustikdecke gewesen, erklärt Kiefer: „Auch wenn hier mal viel los ist und durcheinander gesprochen wird, versteht man die einzelnen Personen dennoch gut.“
Von der 117 geht es anschließend wieder durch lange Flure an gefühlt endlos vielen Büros vorbei, einmal quer durch das erste Stockwerk, bevor Kiefer vor einer verschlossenen Tür anhält. „Kriminaltechnik – zutrittsbeschränkter Bereich“, ist auf einem Schild zu lesen. Wie hinter der schweren Holztür gearbeitet wird, ist streng geheim. Dahinter verbergen sich verschiedene Labore zur Spurenuntersuchung. Insgesamt wurde im Rahmen des Umbaus rund eine halbe Million Euro in technische Utensilien investiert – laut Kiefer handelt es sich jedoch lediglich um eine Standardausrüstung.
Datenbank mit DNA der Mitarbeiter
Und: „Hier kann immer nur ein Teil der Ermittlungen stattfinden, damit es keine Spurenvermischung zwischen Opfer und Täter gibt. Der andere Teil findet dann zum Beispiel in Freiburg oder Waldshut-Tiengen statt“, erklärt Kiefer.
Nur Berechtigte haben hier Zutritt. Diese müssen von Kopf bis Fuß einmal abgesaugt werden, um möglichst wenig DNA in den Räumen zu hinterlassen. Zusätzlich existiert eine Mitarbeiter-DNA-Datenbank, um ermittlungsfremde Spuren schnell auszuschließen.
Jede Menge ermittlungsfremde Spuren befinden sich im obersten Stockwerk des Polizeireviers. Im sogenannten Sozialraum des Dachgeschosses sitzen gerade einige Beamten mit Bäckertüten und Getränken. Der Pausenraum umfasst vier Tische, es gibt eine voll ausgestattete Küche mit Herd, zwei Backöfen und einem Kaffeevollautomaten. Anders als die übrigen Toiletten im Haus wurden die gut 30 Jahre alten sanitären Einrichtungen neben dem Sozialraum nicht saniert, was Revierleiter Wolfgang Grethler bei der Einweihung im Kanonenkeller bemängelte. Die Fließen sind braun, die Trennwände grün und die Waschbecken erinnern an die eines Freizeitheims der 80er Jahre.
Wieder im Erdgeschoss angekommen, wird klar, dass das Revier nicht ohne Weiteres betreten oder verlassen werden kann. Dafür sorgt eine Kopplung der beiden Türen am Ausgang, die von der angrenzenden Wache aus gesteuert werden. Die große braune Holztür, die nach draußen führt, lässt sich zudem erst öffnen, nachdem die innere Türe für mehrere Sekunden geschlossen ist. Dann endlich macht es „Klick“ – und wir atmen wieder die Luft der Freiheit.