Lörrach Zerplatzte Kinderträume

Die Oberbadische

Junges Theater setzt sich in berührenden Bildern mit dem Leben von Straßenkindern auseinander

Von Markus Greiß

Lörrach. „Wir haben versucht, Details aus dem Leben von Straßenkindern zu recherchieren, wollen uns aber nicht anmaßen, dass wir dieses Leben wirklich nachvollziehend auf die Theaterbühne bringen können.“ So umschrieb Regisseurin Birgit Vaith die schwierige Aufgabe, mit ihrem Ensemble vom Jungen Theater die Nöte von Kindern ohne Schutz und Obdach in Szene zu setzen.

Es ist gut, dass die Gruppe die Herausforderung angenommen und ihr Stück „Träumt ein Kind vom Fliegen“ erstmals bei der Premiere am vergangenen Donnerstag im Alten Wasserwerk aufgeführt hat. Denn zum einen ist das Thema angesichts von etwa 10 000 obdachlosen Kindern in Deutschland sehr relevant. Und zum anderen haben es die zwölf- bis 15-jährigen Schauspieler geschafft, das Thema anrührend umzusetzen.

Vaith setzt zu Beginn ihres selbst geschriebenen Stücks auf einen Überraschungseffekt: Aus einem Meer von zerknülltem Zeitungspapier, das eine Müllkippe symbolisiert, schälen sich zehn Straßenkinder heraus. Gemeinsam sichern sie ihr Überleben durch Schuheputzen, Musizieren und Betteln.

Ihre traurigen Geschichten lesen sie einzeln wie einen Nachruf aus zerknitterten Zeitungen vor. So „Birdy“: „Ihr schützendes Federkleid wurde ihr auf grausame Art weggerissen. Träumt ein Kind vom Fliegen. Das Nest der Artgenossen hat sie ein wenig gewärmt.“ In dieses schmuddelige Nest nehmen die Kinder zwei Neuankömmlinge auf. Es sind „Motte“ und seine Schwester „Speedy Conzalez“, laut deren Vater „die schnellste, tapferste und klügste Maus westlich Mexiko Citys“. Krieg hat ihre Familie zerrissen – der Vater tot, die Mutter und die anderen Familienmitglieder vermisst.

Allen Kindern auf der Kippe fehlt der bedingungslose Schutz durch eine liebevolle Familie. Den versprechen sie einer eingefangenen Spitzmaus: „Jeden Tag ohne Unterlass mit all meiner Liebe werde ich bei ihr bleiben.“ Motte und Speedy verlassen das Nest wieder – um die versprengten Reste ihrer Familie zu suchen. Die anderen bleiben zurück und wärmen sich weiter, so gut es geht. Wie etwa „Sandale“, die am Ende des Stücks zu einem ergreifenden Wiegenlied anstimmt.

Es spielten Martha Bek, Lena Dieterle, Clarissa Döring, Luisa Fritsch, Anika Greiß, Luisa Greiß, Clara Mross, Rahel Mroß, Dominik Sieberer, Sonia Strohmeyer, Jasmin Tilhein und Johanna Tillmann.

Die nächsten Aufführungen finden am 10., 11. und 12. November jeweils um 18 Uhr statt.

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