Lörrach Zeugnisse bäuerlichen Lebens

Nico Talenta
Helmut Ruser (l.) und Hans Brogle vor den Exponaten in Tüllingen Foto: Nico Talenta

Heimatgeschichte: Helmut Ruser stellt in Tüllingen historische landwirtschaftliche Geräte aus

Lörrach - In Tüllingen stellt Helmut Ruser an der Schnägge-Straußi rare landwirtschaftliche Geräte aus längst vergangenen Tagen aus. Vor allem Maschinen und Werkzeuge der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts sind zu sehen.

Es ist ein sonniger Morgen auf dem Tüllinger. In den Bäumen streiten sich die Raben, während sie die letzte Energie der Herbstsonne tanken. Die Luft ist noch so kalt, dass der Atem kondensiert. Helmut Ruser wartet schon auf dem Hof der Straußi. Vor rund 30 Jahren gründete er die kleine Wirtschaft, die mittlerweile von seiner Tochter betrieben wird.

Nun trifft auch sein Schulkollege und seit über 70 Jahren bester Freund, Hans Brogle, ein. Die beiden restaurieren in die Jahre gekommene Landwirtschaftsgeräte und -maschinen, um sie vor der Straußwirtschaft auszustellen. „Es geht uns darum, alte Sachen zu erhalten und nicht einfach wegzuschmeißen“, sagt Ruser, der einst beim Landratsamt Lörrach im Fachbereich Landwirtschaft und Naturschutz angestellt war.

Die Idee zur Restaurierung und Ausstellung der Geräte entstand durch die enge Zusammenarbeit der beiden 77-Jährigen. Hans Brogle stattete 2004 die Heimatstube in Stetten mit Schriftstücken über die Landwirtschaft aus, die Helmut Ruser schließlich dazu anregten, nun das „kleine Bauernmuseum“ in Tüllingen einzurichten. Zahlreiche Maschinen und Werkzeuge, die insbesondere in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts im Einsatz waren, werden so der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Nach und nach restaurierten die beiden Schulfreunde die Ausstellungsstücke, einige steuerte Hans Brogle als Spende bei. „Einen Streitpunkt gibt es aber doch immer wieder: Ich möchte nichts Vergammeltes und lackiere alte Teile manchmal“, lacht Ruser. Sein Freund hingegen wolle immer alles im ursprünglichen Zustand belassen. Damit die Raritäten nicht völlig der Witterung ausgesetzt sind, haben die beiden Freunde einen Großteil der Ausstellung überdacht. Kräftige Holzsäulen tragen das graue Wellblechdach. Alles, damit sie noch lange erhalten bleiben.

Neben Geräten wie einem Selbsthalterpflug, einer Ackeregge und der Kleinsähmaschine, findet sich auch ein in die Jahre gekommener Brennkessel unter den Ausstellungsstücken. Das liegt daran, dass sich auf dem Gelände des „kleinen Bauernmuseum“ und der Straußenwirtschaft zusätzlich eine Brennerei befindet. Sie gehört der Familie bereits in der fünften Generation.

Helmut Ruser hat zu allen Themen Anekdoten auf Lager und erzählt gerne vom Leben, wie es früher auf dem Land war. Damals konnte er aus dem Verkauf von Produkten der elterlichen Landwirtschaft und der Brennerei seinen Verdienst nebenher aufstocken: „So eine Brennerei war schon damals was.“ Von ehemals 13 Brennereien seien heute noch zwei in Tüllingen aktiv.

Eine davon ist seit 1879 im Besitz seiner Familie, und bis heute wird dort Schnaps gebrannt. Der Kessel wird mit Holz auf die gewünschte Temperatur gebracht und dann die Früchte darin gebrannt. Schon als Kind arbeitete Ruser im landwirtschaftlichen Betrieb seines Vaters mit. Später übernahm er diesen neben seiner hauptberuflichen Tätigkeit. Arbeiten, die heute wenige Minuten dauern, beschäftigten ihn damals oft einen ganzen Tag. Den Gedanken hinter der Ausstellung fasst er folgendermaßen zusammen: „Wir machen das, weil nicht in Vergessenheit geraten sollte, wie damals gearbeitet wurde.“

Die Sonne steht mittlerweile etwas höher am Horizont und auch die Raben haben ihren Streit begraben. Ein herrlicher Tag, um durch die Reben zu spazieren – und einen Blick auf die von Helmut Ruser geschaffene Ausstellung zu werfen.

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