Lörrach Zinslage drückt Stimmung

Marco Fraune
Die Sparkassen-Spitze zieht Bilanz (v.l.): Christian Eschbach, Markus Mayer, Rainer Liebenow und Lutz Pankrath Foto: Marco Fraune

Bilanz 2021: Betriebsergebnis der Sparkasse leicht rückläufig / Ordentliches Ergebnis im Kreditgeschäft / Positiv: Zufluss an Kundeneinlagen gestoppt

Die aktuelle Zinssituation sowie die Politik des billigen Geldes durch die EZB hinterlässt auch im Betriebsergebnis der Sparkasse Lörrach-Rheinfelden ihre Spuren. Der historisch hohe Geldzufluss des Vorjahres konnte aber durch die Einführung von Negativzinsen gestoppt werden. Positiv bewertet die Bank das Kreditgeschäft und das Dienstleistungsgeschäft.

Von Marco Fraune

Lörrach. Von einem „noch befriedigenden Betriebsergebnis“ sprach Vorstandschef Rainer Liebenow am Freitag bei der Vorstellung des Zahlenwerks vor der Presse. Gleichzeitig ordnete Abteilungsdirektor Lutz Pankrath ein, dass die Versorgung breiter Schichten der Bevölkerung mit Finanzleistungen das zentrale Ziel der Sparkasse sei. Und hier verwies er mit gut 58 000 auf eine große Anzahl von Girokonten (plus 0,8 Prozent) sowie eine steigende Diversifizierung angesichts von Kundenberatungen für die richtige Geldanlage.

Die Kundeneinlagen stiegen nur noch um 0,2 Prozent, was die Sparkasse als Erfolg verbucht. Denn im Jahr 2020 gab es historisch hohe externe Geldzuflüsse. Mit der Einführung von Verwahrentgelten steuerte die Sparkasse gegen. Der Kundenbestand blieb gleich, die externen Zuflüsse wurden gebremst.

Rekord bei Krediten

Teil der „Erfolgsbilanz 2021“ sind die um 5,6 Prozent gesteigerten Kredite, „ein sehr gutes Kreditgeschäft“ wird daher bilanziert, ein „ordentliches Ergebnis“ stehe zu Buche. Hier sei zugleich auf Qualität geachtet worden, Stichwort: geringst mögliche Ausfälle. Das Kreditgeschäft bei der Sparkasse stieg im vergangen Jahr damit auf rund 2,46 Milliarden Euro an (plus 130 Millionen Euro). Bei den Kreditzusagen wurde angesichts einer Summe von 580 Millionen Euro ein neuer Rekordwert erreicht.

Ebenfalls ein neues Rekordniveau gibt es bei den Kreditzusagen für den Wohnungsbau mit 451 Millionen Euro (plus 25,6 Prozent). Das Kreditgeschäft mit Unternehmen und Selbstständigen ist im vergangenen Jahr um 4,3 Prozent auf 32,5 Millionen Euro gestiegen. „Unternehmen investierten und investieren weiter“, es handele sich um ein organisches Wachstum.

Angesichts der Minus-Zinsphase müssen Banken weiterhin Geld verdienen. Dazu tragen Erlöse aus dem Dienstleistungsgeschäft bei, das für das vergangene Jahr als „ausgezeichnet“ bewertet wird. Sowohl beim Wertpapiergeschäft als auch im „Versicherungsgeschäft Vorsorge“ stehen deutliche Pulswerte.

Aktien verstärkt gefragt

Da der Wert des Geldes auf dem klassischen Sparkonto durch die Inflation sinkt, werden Aktien & Co. immer beliebter. Hier gibt es bei der Sparkasse Lörrach-Rheinfelden einen erhöhten Beratungsbedarf auf Seiten der Kunden. Deren Nachfrage nach bilanzneutralen Anlageprodukten liegt mit einem Nettomittelzufluss von rund 87,7 Millionen Euro über dem Vorjahreswert, heißt es.

„Wir merken ganz stark, dass die Aktienfonds an Bedeutung gewonnen haben“, erklärt Vorstandsmitglied Christian Eschbach. Speziell nachhaltige Anlagen finden hier Zuspruch.

Vor allem die verpflichtende Bezuschussung durch den Arbeitgeber bei der betrieblichen Altersvorsorge sorgt auch in diesem Segment für steigende Zahlen. Im vergangenen Jahr wurden im Versicherungsgeschäft Vorsorge- Verträge in Höhe von 35,5 Millionen Euro abgeschlossen. Neben Altersvorsorgeverträgen wurden auch Geldanlagen aus Renditegründen bei Versicherungen in einer Größenordnung von 13,5 Millionen Euro getätigt.

Immobilien werden teurer

Beim Immobiliengeschäft konnte die Sparkasse insgesamt 59 Objekte mit einem Volumen von 26,3 Millionen Euro vermitteln. Die Nachfrage nach Immobilien sei weiterhin sehr hoch. Sparkassen-Immo-Experte Markus Mayer bemerkt, dass in Steinen oder auch Kandern die Preise für den Geschossbau deutlicher steigen als in Lörrach, wo schon ein hohes Preisniveau vorliege. Damit gebe es zum Umland nicht mehr so hohe Differenzen (Bericht folgt).

Lörrach (mcf). Nicht nur das Handwerk leidet unter einem Fachkräftemangel, auch die Sparkasse Lörrach-Rheinfelden sucht nach jungen qualifizierten Kräften. „Wir haben mit Engpässen auf dem Markt zu kämpfen“, erklärte die Vorstandsspitze beim Bilanzgespräch am Freitag. „Die Demografie trifft uns hier.“ Weiterhin werde auf schlanke Strukturen geachtet. „Aber wegen steigender Anforderungen brauchen wir hoch qualifiziertes Personal.“

Aktuell liegt die Zahl der Stellen bei 299. 32 Auszubildende sind bei der Lörracher Sparkasse tätig, für dieses Jahr sollen 13 neu eingestellt werden.

Klar ist laut Vorstandschef Rainer Liebenow, dass keine Filialen mit Personal in diesem Jahr geschlossen werden sollen. Auf dem Prüfstand steht hingegen die Anzahl der Geldautomaten.

Das Betriebsergebnis vor Bewertung beläuft sich mit 23 Millionen Euro bei der Sparkasse im Jahr 2021 auf 0,7 Prozent der durchschnittlichen Bilanzsumme (DBS). Das Ergebnis liegt damit um 0,05 Prozent der DBS unter dem Wert des Vorjahrs. Das Zinsergebnis (41,9 Millionen Überschuss) hat sich rückläufig entwickelt. Die Personal- und Sachkosten in Prozent der DBS gingen leicht zurück, in absoluten Zahlen (27,3 Millionen) war dagegen eine Steigerung zu verzeichnen. Mit dem Ergebnis liegt die Sparkasse Lörrach-Rheinfelden weiter über dem Durchschnitt der baden-württembergischen Sparkassen. Die Ertragslage kommt laut den Lörracher Verantwortlichen in diesem Jahr und den folgenden Jahren weiter unter Druck. Die Bilanzsumme 2021 steigt auf 3268 Millionen Euro (plus 7,2 Prozent).

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