Lörrach: Zur Zukunft der Museen Im Dreiländermuseum gehen Kunst und Inklusion Hand in Hand

Bernhard Konrad
Caroline Buffet (l.) leitet die Museumspädagogik in der Lörracher Einrichtung, Jeanette Gutmann beteiligt sich an der Gestaltung des Inklusionsnachmittags. Foto: Bernhard Konrad

Das Dreiländermuseum veranstaltet am morgigen Sonntag, dem Internationalen Museumstag, einen Inklusionsnachmittag. Inklusion überwindet Barrieren – auch in den Köpfen.

„Das Dreiländermuseum soll ein offenes Haus sein – für alle Bürger. Wir haben das Glück, dass sich Caroline Buffet diesem Thema widmet und große Expertise aufgebaut hat“, sagt Museumsleiter Jan Merk. Tatsächlich sei der inklusive Ansatz offiziell Bestandteil ethischer Richtlinien der Museumsarbeit, indes werde der Gedanke in der Lerchenstadt in besonderer Weise umgesetzt. Dies auch in Zusammenarbeit mit einem Netzwerk, dessen Fäden über die Landesgrenzen hinweg gesponnen wurden.

Die Inklusion

Inklusion: „Der Begriff geht weit über Barrierefreiheit hinaus“, sagt Buffet (auch für diese ist das Haus gleichwohl zertifiziert). Inklusion ziele auf das Gemeinsame, nicht das Trennende ab und sei damit mehr als die Entwicklung von Angeboten für Menschen mit Behinderungen.

Inklusives Arbeiten zwinge das museumspädagogische Team, die eigene Arbeit zu hinterfragen, die Bedürfnisse der Gäste zu reflektieren und die Erwartungshaltung des Publikums stärker zu berücksichtigen.

Die Zukunft der Museen

Buffet schlägt den großen Bogen zur Zukunft der Museen: Wenn Sachinformationen sekundenschnell im Internet abgerufen werden können, sei die Weiterentwicklung der Museumsarbeit zu publikumsorientierteren Offerten, die sich in Inhalt und Präsentation von Online-Infos abheben, zentral für die Perspektiven dieser Einrichtungen, erläutert sie. Das heißt auch: Dass die klassischen, akademisch geprägten Führungen noch entschlossener dieser Ergänzung bedürfen.

Einfach ist schwer

Diesen Weg hat das Lörracher Museum – wie andere auch – bereits eingeschlagen. Dabei, so betont Kunsthistorikerin Jeanette Gutmann als Mitglied des Teams, sei etwa die Konzeption einer Führung in „einfacher Sprache“ alles andere als einfach. Die Faszination eines Objekts erlebbar zu machen, „ein Objekt zum Sprechen zu bringen“, Zusammenhänge leicht verständlich zu erklären und mit haptischen Erfahrungen zu bereichern – das gehe über den Standard der Vermittlung hinaus. Und es könne gleichwohl für Menschen ohne Einschränkung ebenso interessant sein wie für Menschen mit Behinderung. „Kunst ist für alle da!“, sagt Gutmann. Das trifft auch auch auf die informativen Hefte des Museum in einfacher Sprache zu.

Kunst inspiriert

Begegnung mit Kunst schafft auch das inklusive Projekt „Inspiration“, in dem behinderte Menschen Kunstwerke schaffen. Derzeit sind diese zum Thema „Paradies“ im Hebelsaal zu sehen. Inspiriert wurden die Künstler von 13 Bildern und Skulpturen aus der Museumssammlung. Das Projekt wird vom Trinationalen Eurodistrict Basel und neun Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen in der Region unterstützt.

Die Freude der Beteiligten, aus dieser Inspiration Kunst zu schaffen, sich diese Freiheit zu nehmen, sich dazu zu ermächtigen, sei jedes Jahr aufs Neue ein faszinierender Prozess, sagt Buffet. Ein Prozess, der Begegnung schaffe und schließlich alle Beteiligten, auch die Betrachter, inspiriere.

Der Museumstag

In Lörrach startet der Museumstag um 11.30 Uhr mit einer Führung durch die Ausstellung „Umbrüche 1525“. Für das inklusive Nachmittagsprogramm hat sich das Team das Motto des Museumsverbands zu diesem Tag zu eigen gemacht: „Baden-Württemberg spinnt!“. Gutmanns Rundgang „Die Kunst des Spinnens und Webens – leicht erklärt“ um 14 Uhr führt durch die Welt von Textilien und textilem Handwerks. Ab 15 Uhr präsentieren Kunstschaffende von „Inspiration“ Kunstwerke, begleitet vom Maskentheater der Lebenshilfe. Ab 16 Uhr klingt der Tag bei Kaffee und Kuchen aus. Der Eintritt ist frei. www.dreilaendermuseum.eu

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