Besondere Musikerpersönlichkeiten
An diesem Abend stehen besondere Musikerpersönlichkeiten auf der Bühne: Svetlana Kundish, geboren in der Ukraine, hat sich nach klassischer Gesangsausbildung der jüdischen Tradition zugewandt und ist auch Kantorin der jüdischen Gemeinde in Braunschweig. Ihr zur Seite steht der exquisite Tenor Karim Sulayman, Sohn libanesischer Flüchtlinge in Chicago und Grammy-Preisträger als bester klassischer Sänger im Jahr 2019.
Frank Londons unermüdlichem Wirken ist es zu verdanken, diese beiden Ausnahmekünstler gemeinsam auf der Bühne singen zu hören – eine echte Sternstunde. Auch andere glänzen: Für ihre einfühlsamen Soli und Improvisationen erhält die erst kurzfristig zum Ensemble gestoßene Cellistin Julia Biłat begeisterten Applaus.
Es gibt keine Pause und keine Minute Leerlauf in diesem inhaltlich wie musikalisch so ungemein dichten Konzert. Zeit- und Stilsprünge gelingen auf beeindruckende Art. Nahtlos fügen sich auch jene Stücke in den Programmablauf ein, in denen die Ghetto-Thematik kühn auf andere Kulturen und Kontinente ausgeweitet wird. Hier wechseln auch die Musiker ihrem besonderen Ausdrucksvermögen folgend die Rollen: Gitarrist Brandon Ross singt „The world is a ghetto“ zum funkigen Grundrhythmus, und Cellistin Biłat erweist sich als überraschend charismatische Interpretin von Antonio Carlos Jobims Favela-Hymne „O morro não tem vez“.
Erlittenes Leid spiegelt sich in der Musik
Zum Ausklang folgte mit „Gumboots“ dann noch ein rein instrumentales Stück aus einem Township in Kapstadt, das die dem Konzert zugrunde liegende Idee in Zusammenhang bringt mit heutigen Realitäten von Unrecht und Ausgrenzung. Erlittenes Leid und der unbändige Drang, nicht aufzugeben, spiegeln sich hier einmal mehr wider in unnachahmlicher Musik.