Lörrach Zwischen Macht und Ohnmacht

Gabriele Hauger
Birgit Degenhardt (links) und Vera Meister freuen sich auf die neue Reihe zum Thema Macht. Die verschiedenen Plakatmotive hat die Künstlerin Mascha Rodigina entworfen. Foto: Gabriele Hauger

Der Werkraum Schöpflin will mit seiner neuen Themenreihe beleuchten, wie wir als Individuen und als Gesellschaft mit Macht umgehen. Es gibt Musik, Diskussion, Film, Performance – und viele Impulse.

Macht und Ohnmacht: Diesen spannenden Themenkomplex wird der Werkraum Schöpflin mit einer Reihe heterogener Veranstaltungen bis in den Dezember hinein bespielen. Die Bandbreite ist groß, Angebote richten sich an alle Generationen, beinhalten Genuss oder Diskussionsmöglichkeiten, wollen anregen, dürften nachdenklich machen.

Wer übt Macht aus?

Macht: Wer übt sie in unserer Gesellschaft eigentlich aus? Und warum? Ist es die Wirtschaft, die Politik, das Volk? Ist der Begriff Macht eigentlich positiv besetzt? Viele Fragen, auf die es keine eindeutigen Antworten gibt, die von ganz unterschiedlichen Seiten betrachtet werden sollen, wie Birgit Degenhardt und Vera Meister vom Werkraum Schöpflin im Pressegespräch erläutern.

Zum Begriff Macht gehört auch die Ohnmacht, ein Gefühl, dem sich viele Menschen ausgeliefert sehen. So sei der Begriff Macht auch eher negativ besetzt. Andererseits strebten viele danach: Führungsstärke und Hierarchie werde in bestimmten Branchen erwartet und akzeptiert. Sie finde sich auch in der Schule oder im Kultursektor, so Degenhardt.

Jeder kann mitmachen

Doch wie wird man dem vielschichtigen Thema gerecht? Der Werkraum lädt zunächst am Mittwoch, 9. Oktober, zum Workshop „Lasst den Worten Taten folgen“ ein. Jeder kann mitmachen. Rund 15 Teilnehmer haben sich hier bereits in vorigen Workshops zusammengefunden, altersübergreifend. Moderiert von Bernhard Höchst soll der Frage nachgegangen werden, wie man in schwierigen Gesprächen – beispielsweise zum Thema Radikalisierung – argumentieren kann. Auch ein Markt der Möglichkeiten ist geplant: Vertreter regionaler Initiativen laden zum Kennenlernen und Mitmachen ein. Vielleicht eine Inspiration zum Engagement, sagt Birgit Degenhardt.

Bakkhos’ Puns Foto: zVg

Bakkhos’ Puns präsentiert am 19. Oktober ein Release-Konzert. Traditionelles Genre-Denken soll hier aufgelöst werden. Musik, Poesie und Theater verschmelzen. Die teils experimentellen Texte beschäftigen sich auch mit dem Thema Macht, erklärt Vera Meister, so werden beispielsweise Zitate von Diktatoren verwendet. „Die Anhörung“ ist ein intensiver, auf vielen Festivals erfolgreich gezeigter Film, zu sehen am 22. Oktober. Er stellt in Szenen mit realen Protagonisten die Anhörung von Asylsuchenden in der Schweiz nach, deren Anträge abgelehnt wurden.

Machtspiele

Hier zeige sich ein enormes Machtgefälle, so Birgit Degenhardt. Im Film bekommen die Abgelehnten jedoch die Möglichkeit, aus der Opferrolle herauszutreten und die Beamten über ihre Gründe der Ablehnung zu befragen. „Für Sie ist es ein Job, für mich mein Leben“, sagt einer der Geflüchteten.

Filmstill aus „Die Anhörung“ Foto: RGB Ensemble Film

Lust auf Macht?, fragt ein Wortwechsel in Unternehmen nach. Eine Mangement-Beraterin und ein ehemaliger DAX-Vorstand diskutieren am 4. November – auch mit dem Publikum.

In vielen Betrieben klagen Mitarbeiter über Machtspiele. Wie ist Macht bei der Arbeit verteilt? Wie gelingt es, gute Ideen in der eigenen Institution durchzusetzen? Wieso steigern sich manche Chefs in einen Machtrausch, leiden unter Realitätsverlust? Birgit Degenhardt würde sich freuen, wenn sich Vertreter aus der lokalen Wirtschaft an der Diskussion beteiligen würden.

„La danse d’amazon“ ist ein Tanzsolo von Rimini Protokoll, das sich am 28. und 29. November der Arbeitswelt bei Amazon auch ästhetisch annähert. Es basiert auf Recherche-Ergebnissen zur Macht eines Konzerns über seine Mitarbeiter.

Kann KI die Erinnerung manipulieren? Dieser verstörenden Frage geht der Abend unter dem Titel „Jive: Journalismus live“ am 3. Dezember nach. Jive steht für eine neue Art, Journalismus zu präsentieren: live, auf der Bühne, mit Saxofon. Die Tech-Journalistin Eva Wolfangel präsentiert ihre Reportage: eine persönliche „Hirn-Huldigung“ in Zeiten von Fake News.

Lebendige Bücher

Lebendige Bücher treffen kann man beim Format „Living Library“ am 10. Dezember. Besondere Menschen können via Slots gebucht und „ausgeliehen“ werden zum Meinungsgespräch und Austausch zum Thema (Ohn)Macht. Eine Chance, Menschen zu begegnen, die man sonst nicht trifft. Im Angebot: Politikerin Gudrun Heute-Bluhm, Rechtsanwältin Angela Furmaniak oder Lehrerin Bärbel Korneck.

www.werkraum-schoepflin.de

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