Von Anna Riva Lörrach. Sie fielen lange mit ihrer dunklen Haut und ihren großen Augen auf. Mittlerweile aber haben sich die Lörracher an sie gewöhnt: Die Eritreer gehören seit den 80er Jahren zum Stadtbild. Im Jahr 1986 wurde die Eritrea-Gruppe gegründet – ein Versuch, sich in unseren Breitengraden zu Hause zu fühlen. Die vier Männer aus dem Vorstand der Eritrea-Gruppe, die 60 Mitglieder zählt und die Kreise Lörrach und Waldshut abdeckt, lassen sich von der offenkundigen Unfähigkeit unserer Mitarbeiterin, ihre Namen korrekt auszusprechen, nicht entmutigen. Mit Neugier und Buchstabierproblemen sind Tesfai Zere, Chef des Vorstands, Yasief Abraha, Schriftführer, Michael Araya, Schatzmeister, und Johannes Ogbamicael, Allrounder-Mitglied, seit mehr als 30 Jahren vertraut. Jetzt möchten sie der Öffentlichkeit ihre Arbeit auf dem Weg zur Integration vorstellen und gleichzeitig den gastfreundlichen Deutschen danken, die sie seit ihrer Ankunft in Baden-Württemberg unterstützt haben. Die meisten Eritreer, die heute in Deutschland leben, sind ehemalige Kriegsflüchtlinge, die sich in den 60er Jahren mit ihren Träumen und Hoffnungen auf dem Weg nach Europa machten, um dem blutigen Unabhängigkeitskonflikt in ihrem Heimatland zu entfliehen. Der Konflikt dauerte bis 1991 – und doch fiel dieses Datum nicht mit der Rückkehr der Eritreer nach Hause zusammen. Denn ihr neues Zuhause war da bereits Deutschland, das Land, in dem auch ihre Kinder lebten, und in dem sie schmerzhaft einen Neuanfang gewagt hatten. Nach den vielen Jahren in Deutschland ist der Wunsch, in die frühere Heimat zurückzukehren, immer noch da. Aber es hat sich etwas verändert. „Wir besuchen unsere Eltern, die in Eritrea geblieben sind, hin und wieder. Aber wir fühlen uns nicht mehr ganz als Eritreer. Eine Hälfte von uns ist jetzt deutsch. Wir haben sozusagen zwei Heimaten“, erklärt Johannes Ogbamicael. Zwei Heimaten, von denen eine, die ausgewählte, nicht immer einfach zu verstehen war. „Am Anfang war alles schwierig: Klima, Essen, Sprache“, erzählt Yasief Abraha. Da es damals keine Möglichkeit gab, einen Deutschkurs zu besuchen, lernten die Eritreer die deutsche Sprache bei ihrer Arbeit und auch dank privater Hilfe von Einheimischen. Als sie den deutschen Pass erhielten, war das eine Erleichterung und zugleich eine Zukunftsgarantie für die eigenen Kinder. Die offiziell registrierte Gruppe der Eritreer entstand aus dem Bedürfnis nach ethnischem Zusammensein. „Wir brauchen einen Raum, wo unsere Kinder ihre Muttersprache lernen und wir unsere Kultur leben können. Wir veranstalten oft Musik- und Tanzanlässe und Feste“, führt Abraha aus. Mehrmals betont wird der karitativ-progressive Charakter der Gruppe: „Wir sammeln durch Benefizanlässe Geld, das dann in unsere Heimat geschickt wird. Damit werden Kriegswaisen unterstützt. Außerdem kämpfen wir für die Frauenrechte in Eritrea. Das liegt uns sehr am Herzen.“ Die Eritrea-Gruppe ist sehr gut vernetzt und genießt die Unterstützung der Stadt, des SAK und der Caritas. Die vier Männer aus dem Vorstand sind sichtbar stolz auf die guten Kontakte zu den Lörrachern, die sie regelmäßig zu ihren Festen einladen. „Deutschland hat uns geholfen. Wir fühlen uns hier integriert und willkommen. Aber irgendetwas fehlt uns immer noch: die andere Hälfte von uns, die in Eritrea geblieben ist.“ u  Anlässlich des eritreischen Gedenktages für die Kriegsopfer Eritreas wird am Freitag, 7. März, 11 Uhr, im Grüttpark (hinter dem Grüttsee) ein Baum gepflanzt. Dieser dient dazu, die Menschen, die ihr Leben für die Freiheit Eritreas geopfert haben, nicht vergessen werden. Auch Bürgermeister Michael Wilke sowie der Botschafter des Staates Eritrea in Berlin wurden eingeladen.