Lörracher CO2-Ausstoß Lörracher verursachen mehr Treibhausgase als im Landesschnitt

Marco Fraune
Die privaten Haushalte hatten wieder einen höheren CO2-Ausstoß. Foto: Marco Fraune

Der neue Klimaschutzbericht der Stadt Lörrach enthält alte Zahlen. Der Einfluss des industriellen Wandels wird unterschiedlich von der Politik bewertet. Der Bericht liefert Möglichkeiten zu vielfältigen Interpretationen.

Dass jetzt nur Zahlen für das Jahr 2021 und keine neueren vorgelegt werden konnten, sorgte im Ausschuss für Umwelt und Technik (AUT) ebenfalls für Gesprächsstoff.

Klar wurde, dass nach dem Coronapandemie-bedingten Rückgang des CO₂-Ausstoßes wieder mehr Treibhausgase verursacht wurden. Gleichzeitig liegen diese leicht um rund 2,5 Prozent über dem eigentlich vorgesehen Zielwert für das Jahr 2021. Mit zirka 5,7 Tonnen CO₂-Äquivalenten pro Person lag Lörrach auch leicht über dem Landesschnitt von 5,6 Tonnen. Bundesweit betrug der Wert im Schnitt 8,7.

Die Entwicklung

Im Vergleich zu 2020 gab es in Lörrach einen kleinen Anstieg um etwas über 7,62 Tonnen CO2-Äquivalente. Als Ursache verwies Umwelt-Fachbereichsleiterin Britta Staub-Abt bei der Präsentation im AUT auf einen erhöhten Energieverbrauch vor allem bei privaten Haushalten und der Industrie, die jeweils rund sechs Prozent zulegten, im Bereich Gewerbe/Handel/Dienstleistungen betrug der Anstieg sogar acht Prozent.

Rückgänge waren aber auch zu verzeichnen, geringfügig um zwei Prozent beim Verkehr, mehr bei der kommunalen Verwaltung (fünf Prozent). Unterm Strich stand bei allen Bereichen im Schnitt ein Plus von drei Prozent.

Gleichzeitig verwies Staub-Abt auf die Langfristbetrachtung: Seit 1990 konnte die Stadt trotz mehr in der Stadt lebenden Menschen 56 Prozent der Treibhausgase einsparen, was auf geringere Energieverbräuche und die Umstellung von Energieträgern zurückgeführt wird. Die deutliche Zunahme der erneuerbaren Energienutzungen bezeichnete Staub-Abt auch als „sehr erfreulich“.

Die Bewertungen

Die Kritik von Noah Hohenfeld (Grüne), dass eine Vergleichbarkeit mit anderen Kommunen ähnlicher Größe nicht erfolgt sei, nahm Bürgermeisterin Monika Neuhöfer-Avdic zum Anlass, dass die Verwaltung künftig dies mit im Bericht aufnimmt. Gleichzeitig unterstrich Hohenfeld, wie wichtig ein guter Busverkehr sei, damit weniger Autos in der Stadt CO₂ ausstoßen. Als „sehr unbefriedigend“ bezeichnete Jürgen Exner (CDU), dass die Zahlen von 2021 sind und damit mehrere Jahre alt. „Die ganzen Zahlen sind nicht aussagekräftig“, verwies Christiane Cyperrek zudem auf Sondereffekte wie Corona oder künftig auch noch die zurückliegende Energiekrise. In Lörrach würden aber auch viele Menschen mit guten Einkommen leben, was für eine schlechtere CO2-Bilanz sorge, da dann auch mehr konsumiert werde.

Kommunale Gebäude

Die Notwendigkeit, energieintensive kommunale Gebäude weiter zu sanieren, unterstrich Matthias Lindemer (Freie Wähler). Zudem sieht er noch brachliegende Potenziale bei der Photovoltaiknutzung, so auch beim Dach vom Tempus fugit-Gebäude, da Denkmalschutzbestimmungen zuletzt für PV-Anlagen-Installationen gelockert worden seien. Fachbereichsleiterin Staub-Abt stimmte zwar zu, dass es noch Potenzialflächen gebe, doch bei denkmalgeschützten Gebäuden gebe es weiterhin noch Einschränkungen. Ebenfalls stimmte sie Lindemer zu, dass die Speicherung von Energie für die Zukunft noch an Relevanz gewinnen werde.

Die Arbeitsplätze

Inwiefern die Zahl der Arbeitsplätze in Lörrach und der CO₂-Verbrauch passend bewertet werden kann, darüber gab es im Ausschuss auch einen Austausch. Matthias Koesler (FDP) monierte, dies sei nicht aus dem Bericht zu entnehmen. Wolfgang Koch (AfD) fabulierte darüber, dass Firmen vor Ort sein müssten und Industrie nicht nach China abwandern dürfe, damit Klimaschutz ermöglicht werden könne. Dies rief sowohl Fritz Böhler als auch seinen Grünen-Fraktionskollegen Hohenfeld auf den Plan, die darauf verwiesen, dass es mehr Arbeitsplätze in Lörrach gebe, nur deutlich weniger im produzierenden Gewerbe, und Klimaschutz eine zentrale Aufgabe darstelle. Auch Bürgermeisterin Neuhöfer-Avdic unterstrich, dass es sich nicht um Aufgaben für Idealisten handele, sondern um ein erfolgreiches Wirtschaftsmodell. Das zeige sich bei den erneuerbaren Energien auch bei einem Betrieb auf dem Lauffenmühle-Areal.

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