Lörracher Erinnerungskultur Sieben Stolpersteine für die Familie Bodenheimer verlegt

Regine Ounas-Kräusel
Insgesamt sieben Stolpersteine wurden verlegt. Foto: Marco Fraune

Vor dem Haus Tumringer Straße 260 wird an die NS-Vergangenheit von Lörrach erinnert. Die Familie Bodenheimer wurde im Nationalsozialismus unterdrückt und verfolgt, weil sie jüdisch war, überlebte aber.

Ulrich Tromm und Jürgen Krause von der Stolperstein-Initiative Lörrach skizzierten während der Gedenkveranstaltung das Schicksal der Familie Bodenheimer: Alfred Bodenheimer lebte mit seiner Frau Martha und seinen Kindern Siegbert und Ingeborg bis zur Flucht im Jahr 1939 im Haus an der Tumringer Straße 260, damals Adolf-Hitler-Straße 260. Er betrieb in bester Innenstadtlage im Haus „Drei König“ ein Schuhgeschäft. In der jüdischen Gemeinde genoss er hohes Ansehen und wurde daher im Jahr 1930 zum Gemeindevorsteher gewählt. Doch unter der Nazidiktatur lief sein Schuhgeschäft schon bis zur endgültigen Schließung 1938 immer schlechter: wegen Boykotthetze der Nazis, wegen zahlungsunwilliger Kunden, weil die Schuhfirma Salamander ihm die Vertriebserlaubnis entzog. Nach der Reichspogromnacht im November 1938 wurde Alfred Bodenheimer, wie alle jüdischem Männer, im Konzentrationslager Dachau inhaftiert. Danach organisierte die Familie ihre Flucht.

Jürgen Krause und Ulrich Tromm schilderten eindrücklich die Geschichte der Familie Bodenheimer. Foto: Marco Fraune

Alfred Bodenheimer baute sich mit seiner Familie in den USA ein neues Leben auf. Im Haus an der Tumringer Straße, damals Adolf-Hitler-Straße, blieben seine Mutter Friedericke Bodenheimer, seine Schwiegermutter Babette Model und seine Schwester Clementine Mayer zurück. Sie wurden, wie alle Juden aus Baden und Saarpfalz am 22. Oktober ins französische Langer Gurs verschleppt, kamen aber nach wenigen Monaten wieder frei. Eine Geschichte, die ein anderes Mal erzählt werden müsse, so Tromm. Friedericke Bodenheimer und Clementine Mayer lebten in Frankreich weiter. Babette Model emigrierte nach Kuba und schließlich nach New York zur Familie.

Angehörige aus den USA

Zur Verlegung der Stolpersteine waren die Enkel Andrew Bodenheimer, Brenda Bodenheimer Zlatin und Carol Bodenheimer Alberts mit ihren Familien aus den USA angereist, auch Nachfahren aus Berlin waren da. Der Landtagsabgeordnete Jonas Hoffmann hieß sie im Namen der Stolperstein-Initiative willkommen. Auch heute müsse man wachsam sein, denn noch immer gebe es die Erzählung, die Juden seien schuld, etwa an der Coronapandemie oder am aktuellen Israel-Palästina-Konflikt. „Es war schreiendes Unrecht, was der Familie Bodenheimer passiert ist“, sagte OB Jörg Lutz. In Lörrach dürfe es nie wieder offenen oder versteckten Antisemitismus geben, stellte er klar. Das gelte für die Stadtgesellschaft und insbesondere für den Gemeinderat. Der jüdischen Gemeinde und ihrem Rabbiner Moshe Flomenmann sicherte er Solidarität zu.

Nachfahren von Alfred Bodenheimer kamen aus den USA. Vor der Verlegung trugen sie sich ins Gästebuch der Stadt ein. Foto: Marco Fraune

Gegen Menschenhass

Rabbiner Flomenmann sagte, genauso wichtig wie das Gedenken sei es, heute lebende jüdische Gemeinden zu unterstützen. Er rief die Zuhörer auf, sich mit Zivilcourage gegen Antisemitismus und Menschenhass zu stellen. Bewegt lauschten die Zuhörer, als er für die Familie Bodenheimer und alle in der Nazidiktatur Verfolgten betete, und als Urenkel Mikhael Zlatin die Namen seiner verfolgten Vorfahren verlas.

Mitarbeiter des Bauhofs verlegten die Stolpersteine. Foto: Marco Fraune

Zwei Mitarbeiter des Werkhofs verlegten schließlich, musikalisch vom Lörracher Duo Robbenwolf begleitet, die sieben Stolpersteine. Die Besucher drückten ihre Anteilnahme aus, indem sie weiße Rosen ablegten.

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