Lörracher Fasnacht Gute Laune und die Sehnsucht nach Frieden prägen die Predigt

Regine Ounas-Kräusel
Pfarrer Joachim Geisler bei einem Sketch über den Alltag in der neuen Großgemeinde Wiesental-Dreiländereck: Ist der Pfarrer wirklich erst übernächste Woche erreichbar? Foto: Regine Ounas-Kräusel

Mit Fasnachtspredigt auf Alemannisch, mit Guggenmusik und Orgel feierten Pfarrer Joachim Geisler und die Lörracher Narren am Sonntag die Narrenmesse in Sankt Bonifatius.

Bunt dekoriert war der Altar mit den Masken der vier Lörracher Cliquen Frösch, Güggel, Schnägge und Lerchen, mit Blumenschmuck und zwei aufblasbaren Weltkugeln davor. Bunt gekleidet gruppierten sich die Narren um den Altar. Pfarrer Joachim Geißler lud dazu ein, die Lebensfreude, die aus der Fasnacht und dem Glauben entspringt, in die Welt hinaus zu tragen. Die Kirche war komplett besetzt, denn bei der Narrenmesse waren alle willkommen: Katholiken, Fasnächtler im Häs und genauso alle anderen. Auch Landrätin Marion Dammann und OB Jörg Lutz waren gekommen.

Gute Laune, aber auch die Sehnsucht nach Frieden und einer besseren Welt prägten die Narrenmesse. Wer über die eigenen Schwächen nicht lachen könne, lache schnell über Andere, hieß es im Gebet zum Kyrie: „Herr, schenke uns ein Lachen.“

Vor der Kommunion sang Kirchenmusiker Andi Mölder ein Gebet frei nach dem Hit „über dem Wolken“. Obergildenmeister Michael Lindemer formulierte die Bitten dazu unter Bezug auf die Lörracher Cliquen: Die Menschen mögen andere doch nicht so von oben herab anschauen, wie es der „Gückel auf em Mischd“ tue, formulierte er zum Beispiel.

Die Narrenpredigt

„Des Evangelium hütt, du lieber Schwan!“ So begann Pfarrer Geisler seine auf Alemannisch gereimte Narrenpredigt und meinte wohl, der Text, der habe es in sich. Die Bibel berichtet von einem Mann, der Jesus bittet, ihn von der Krankheit Aussatz zu heilen. Heute gebe es keine Aussätzigen mehr, die aus der Gemeinschaft ausgestoßen werden, sagte Geisler. Aber im allgegenwärtigen Schönheits-, Jugend- und Medienwahn, würden all diejenigen isoliert, die da nicht mithalten können. „Mit 80 auf Kreuzfahr zum Äquator, die Nacht durchtanzen mit dem Rollator“, ob das erstrebenswert sei, fragte, Geisler und versicherte: Jesus wolle echtes Leben schenken und urteile über die Menschen „ned dogmatisch streng“.

Der Pfarrer nahm Bezug zum aktuellen Geschehen: Er lobte die vielen Menschen, die für die Demokratie auf die Straße gehen. Er spielte einen Sketch über die Kommunikation zwischen Gläubigen und Pfarrer in der zukünftigen Großpfarrei „Wiesental Dreiländereck“ und philosophierte über die Dreiecksform der diesjährigen Fastnachtsplakette, die an ein Symbol für die Dreifaltigkeit erinnere. Der Dreifaltigkeit mit Protektor Jörg Roßkopf als Vater, mit dem neuen Obergildenmeister Michael Lindemer als Sohn und dem Heiligen Geist? „Den lassen wir besser in der Kirche“, bog er die sich aufdrängende Pointe schnell ab. Andi Mölder spielte auf der Orgel einen Tusch und aus der gesamten Kirche erscholl gut gelaunt der Fastnachtsrefrain: „Oijoijoi.“

Musikalische Beiträge

Die Musik – was wäre eine Narrenmesse ohne sie? Strahlend stimmte Mölder auf seiner Orgel ein „Halleluja“ an, dann wieder begleitete er den Gesang der Besucher mit fröhlich schrägen Klängen. Die Guggemusik 53 sorgte mit Trommelwirbeln und übermütig-anarchischem Sound für gute Laune – selbst während der Kommunion.

Zum Schluss sang Andi Mölder mit klaren Tenor das Lied „We are the World“ über eine Welt des Friedens. Gänsehautfeeling löste sich zur Heiterkeit auf, als jemand die aufblasbaren Weltkugeln vom Altar in die Menge warf und alle sich diese zuspielten.

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