Lörracher Flüchtlingslage Eine neue Bleibe für 130 Flüchtlinge

Marco Fraune
Das alte Lörracher Polizeirevier Foto: Marco Fraune

Die Planungen für den Umbau des alten Lörracher Polizeireviers zur Flüchtlingsunterkunft schreiten voran. Sowohl der Zeitplan als auch die Kosten gewinnen an Konturen.

Nur die nötigsten Umbaumaßnahmen sollen erfolgen, damit das ehemalige Polizeirevier den gesetzlichen Standard für eine Anschlussunterkunft für geflüchtete Menschen erfüllt. Dieses Ziel formuliert die Stadtverwaltung in der Entwurfsplanung und Kostenberechnung für das Projekt, das am Donnerstag im Ausschuss für Umwelt und Technik (AUT) für den Gemeinderat vorberaten wird. Die Politik soll einen Kostenansatz von rund 5,35 Millionen Euro bewilligen und die Verwaltung beauftragen, den Umbau vorzubereiten und umzusetzen.

Erst 2026 fertiggestellt

Der neue Zeitplan sieht vor, dass die Bauarbeiten im ersten Halbjahr nächsten Jahres starten. Voraussichtlich im Sommer 2026 sollen diese abgeschlossen sein, heißt es. Im Juli vergangenen Jahres war bereits von Kosten in Höhe von rund fünf Millionen Euro die Rede, doch seinerzeit ging die Stadtspitze noch davon aus, dass das Gebäude ab 2025 bezugsfertig sein soll.

Umfangreichere Elektro- und Brandschutzmaßnahmen müssen laut Beschlussvorlage umgesetzt werden – alleine die Elektroplanung mache aufgrund des bestehenden Zustands und der gesetzlichen Standards 1,4 Millionen Euro aus. Auch der Blitzschutz steht auf der Aufgabenliste, da der vorhandene ausgetauscht werden müsse. „Die Baumaßnahmen werden zusätzlich durch die denkmalgeschützte Substanz erschwert“, so Dietrich Pech von der Hochbau-Abteilung.

Mehr Plätze

Durch die Nutzungsänderung als Beherbergungsstätte werde außerdem ein höherer Standard der Sicherheitsbeleuchtung notwendig.

Ein weiterer Punkt sind angesichts der Nutzungsänderung vom vormaligen Verwaltungsbau zur Beherbergungsstätte der höhere Bedarf an Sanitäranlagen und Küchen. Eine zuvor durch die Verwaltung ins Auge gefasste Containerlösung im Hinterhof ist aus Kostengründen passé. Vielmehr sollen Sanitäranlagen und Küchen nun im Bau Platz finden – dies sei im laufenden Betrieb günstiger und nutzerfreundlicher. Unterm Strich verbleibe damit Platz für 130 Unterkunftsplätze für Flüchtlinge. In der Bahnhofstraße 6 sollen 100 bis 120 Personen im Gebäude unterkommen, wobei von einem Richtwert von siebeneinhalb Quadratmetern Wohnfläche pro Person ausgegangen wird, wurde Anfang dieses Jahres gegenüber unserer Zeitung eine Wasserstandsmeldung geliefert.

Die Flüchtlinge

Zur Erinnerung: Mit dem für das Gebäude zuständigen Amt für Vermögen und Bau des Landes Baden-Württemberg konnte die Stadtverwaltung bereits im Frühjahr 2023 einen Vertrag für eine kostenfreie Anmietung des Objekts mit einer Laufzeit von zehn Jahren schließen. Zwischen dem Eigentümer und der Stadt wurde dann eine zusätzliche Option zur Laufzeitverlängerung von zwei Mal mit jeweils fünf Jahren als Ergebnis erzielt, heißt es in der Beschlussvorlage weiter. „Somit kann die Stadt das Objekt für insgesamt bis zu 20 Jahre mietzinsfrei anmieten.“

Die Unterkunft in Haagen soll erweitert werden. Foto: Kristoff Meller

Der Bedarf an Wohnraum für geflüchtete Menschen ist angesichts des Ukraine-Kriegs und der instabilen Weltlage zuletzt sehr stark gestiegen, so die Verwaltung. Allein in diesem Jahr muss die Stadt 257 Personen aufnehmen. Stadtweit wird somit nach Wohnraum gesucht.

Wohnanlage in Haagen

Ebenfalls im AUT vorberaten wird daher auch die Erweiterung der Wohnanlage für 26 Personen in der Anschlussunterbringung Neumatt-Brunnwasser Haagen. Hier soll der Gemeinderat grünes Licht für die Kostenberechnung in Höhe von 1,22 Millionen Euro geben und die Verwaltung mit der Planung und Umsetzung beauftragen. Die Bauausführung ist von Sommer bis Ende 2025 vorgesehen. Aktuell leben in der Haagener Unterkunft bis zu 144 Personen.

Die Anlage soll im südlichen Bereich erweitert werden. „Diese Erweiterung ermöglicht eine städtebauliche Integration in die Nähe des Kindergartens und des Spielplatzes und schließt somit den Innenhof städtebaulich ab“, heißt es in der Vorlage. Pachtgebühren fallen hier nicht an, da es sich um ein städtisches Gelände handelt. Die architektonische und planerische Lösung sei eine Kombination aus zwei Arten von Metallmodulen (ohne Holzverkleidung) einer Wohnung und einem Wohnheim.

Kurzinfo

Die Stadtverwaltung
will auch die Anwohner über die Anschlussunterbringung und den Planungsstand informieren. Eine Info-Veranstaltung mit Oberbürgermeister Jörg Lutz und Bürgermeisterin Monika Neuhöfer-Avdić findet am Montag, 11. November, 19 Uhr, im Großen Sitzungssaal des Rathauses statt.

Die Bürgerinfo-Veranstaltung
für die Haagener Erweiterung findet am 12. November ab 19 Uhr in der Alten Halle Haagen, Manzentalstraße 9, statt.

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