Lörracher Forst Politik äußert einige Bedenken zur Waldentwicklung

Marco Fraune
In diesem Jahr erfolgte Einschläge führen dazu, dass die Politik das Wirken im Forst kritisch beäugt. Foto: Marco Fraune

Mit fünf Beschlussvorlagen zum großen Thema Forst hat sich der AUT gesamthaft befasst. Und die Bewertung fiel derart kritisch und abwartend aus, dass die Beschlussempfehlung für den Gemeinderat beim Betriebsplan 2025 sogar mehrheitlich mit Enthaltungen quittiert wurde.

Der Forstbezirksleiter Bernhard Schirmer hatte in den zurückliegenden Jahren bei der Vorstellung der Wald- und Betriebspläne schon einmal einen leichteren Stand. Die umfangreichen Hiebmaßnahmen haben nicht nur im Lörracher Forst ihre Spuren hinterlassen, sondern auch Bürger und Politik bewerten das Wirken der Forstbehörde deutlich negativer, wie im Ausschuss für Umwelt und Technik deutlich wurde. Schon in den Ortschaftsräten war Kritik laut geworden.

Der Zwischenbericht des Forsteinrichtungszeitraumes 2018 – 2027 stand nur zur Kenntnisnahme auf der Tagesordnung, ebenso wie der Sachstandsbericht zum Waldentwicklungsplan. Vor allem die Grünen sorgten aber dafür, dass die Beschlussempfehlung zu den Waldrefugien, den neuen Stilllegungsflächen und Habitatbäumen mit fünf Enthaltungen bedacht wurde. Eine überwiegende Enthaltung im Ausschussrund gab es noch für die Ökopunktemaßnahmen im Wald. Mehrheitlich enthielten sich die Ausschussmitglieder beim Betriebsplan Forstwirtschaftsjahr 2025 für den Stadtwald Lörrach.

Verzicht auf Hieb sinnvoll?

Diese Abstimmungsergebnisse resultierten ein Stück weit aus Skepsis, aber auch aus noch offenen Fragen und einem Diskussionsbedarf in den Fraktionen. In der Sitzung bedurfte es beispielsweise mehrerer Nachfragen von Grünen-Fraktionschef Fritz Böhler, bis die geplante höhere Holzschlagmenge in den nächsten Jahren nicht mit monetären Gründen von Schirmer begründet wurden. Sollten solche Pflegemaßnahmen nicht vorgenommen werden, würde die Stabilität der Wälder leiden, stellte der Forstbezirksleiter letztlich klar. Weniger Hiebmaßnahmen seien nicht primär ein finanzielles Problem. Nur über die Entnahme von Bäumen werde der Wald gepflegt. Böhler hatte zuvor klar gemacht, wie kritisch seine Fraktion eine Erhöhung der Holzschlagmenge sieht.

Bei den Abholzungen spielte auch die Vehrkehrssicherung eine Rolle. Foto: Marco Fraune

Einen kräftigen Vertrauensvorschuss in anstehende Arbeiten lieferte Bernhard Escher (CDU). „Wir gehen davon aus, dass Sie wissen, was Sie machen.“ Deutlich mehr Klärungsbedarf hatte Christiane Cyperrek (SPD), die über fünf Minuten hinweg einen langen Fragenkatalog in Richtung Forstbehörde lieferte. Dass eine Baumart in bestimmten Bereichen vorherrscht, kritisierte sie unter anderem: „Für mich klingt es nach Monokulturen.“ So könne keine Resilienz erreicht werden, „Buchen“ seien angesichts des Klimawandel-Folgen „Zeitbomben“. Schirmer unterstrich hingegen, dass eine Streuung von Arten wichtig sei und erfolge. „Es entstehen eher Mischbestände. Wir müssen breit streuen und breit aufstellen.“

Die Sicherheit im Wald

Verständnis für die geplante Bewirtschaftung und Pflege äußerte Matthias Lindemer (Freie Wähler). Der Fraktionschef ergänzte jedoch auch, dass das Thema Verkehrssicherungspflicht stets umtreibt. Hier müsse für den Baum statt gegen den Baum entschieden werden – also gegen Abholzungen. Wie wichtig hingegen Abholzungen bei möglichen Gefahren sind, verdeutliche Schirmer mit Verweis auf die beiden Bäume, die auf die A 98 gefallen waren. „Entlang von viel gegangenen Wegen versuchen wir, kritische Bäume zu entnehmen.“ Das Thema bereite aber auch dem Forst keine Freude.

Gleichzeitig bewertete Bürgermeisterin Monika Neuhöfer-Avdic das Wirken des Forstes auch nicht durchweg positiv: „Das Problem der letzten Jahre war, dass der Forst es zu ernst genommen hat mit der Versicherungspflicht-Erfüllung.“ Viele Bürger hätten auch das Gefühl, dass insgesamt zu viel abgeholzt werde. „Darauf müssen wir mehr achten.“ Der Betriebsplan sieht für 2025 einen Fehlbetrag von rund 205 000 Euro vor, was im Wesentlichen auf gestiegene Kosten und umfangreichere Verkehrssicherungsmaßnahmen zurückzuführen ist.

Die Klima-Veränderungen

Dass in der Vergangenheit sich nicht alle Waldarbeiter an die Auflagen gehalten haben, wie von Cyperrek betont, sei für die Zukunft nicht mehr der Fall, sagte der Forstbezirksleiter. „Es gab individuelle Fehler. Das sollte sich personell erledigt haben.“ Unter anderem ging es auch um zu verhindernde Verdichtungen des Waldbodens.

Am Beispiel Weißtanne wurde in der Sitzung vor Augen geführt, wie schwierig Prognosen sind. So galt diese zuerst noch als klimaresistent, was sich nach mehreren Jahren mit zu wenige Wasser dann anders darstellt. Alte Weißtannen sterben mittlerweile ab. Hoffnungen hegen die heimischen Forst-Verantwortlichen auf epigenetische Anpassungen. Im Rahmen der Naturverjüngung von Buchen werde die nächste Generation der Pflanzen mehr Trockenheit vertragen, so die Erwartungshaltung. Schirmer: „Dann sind die Buchen angepasster.“

Ein umfassendes Konzept zur Generierung von Ökopunkten und zur nachhaltigen Waldentwicklung ist auch schon von Experten erstellt. Ziel ist demnach, in den kommenden Jahren die labilen Nadelholzbestände im Hauinger Wald durch klimaresiliente und vielfältige Laubmischwälder zu ersetzen, die als „Eichen-Sekundärwälder“ angelegt werden sollen, wie die Verwaltung erklärt.

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