Lörracher Forst Welche Folgen der Wandel im Wald für den Lörracher Forstplan hat

Peter Ade, Gottfried Driesch und Regine Ounas-Kräusel
Abholzungen im Lörracher Forst hatten zuletzt für einen Sturm der Entrüstung gesorgt. Die Waldentwicklung ist ein Thema. Foto: Marco Fraune

Die Forst-Entwicklung und die Herausforderungen sind in den drei Ortschaftsräten beleuchtet worden. Es stehen einige Veränderungen an.

Gleich fünf Beschlussvorlagen zum Thema Wald standen im Brombacher Rathaus auf der Tagesordnung: „Ökopunktemaßnahmen im Wald“, „Waldentwicklungsplan – Sachstandsbericht“, „Stilllegungsflächen und Habitatbäume“, „Zwischenbericht des Forsteinrichtungszeitraums 2018 bis 2027“ und der „Betriebsplan Forstwirtschaftsjahr 2025 für den Stadtwald Lörrach“. Das Thema „Nachhaltigkeit“ bildet dabei den roten Faden, wie Forstbezirksleiter Bernhard Schirmer vom Landratsamt in mehreren Präsentationen aufzeigte.

Sturm und Baumkrankheit

Bei der langfristigen Planung des Forstbezirks über zehn Jahre ist die Halbzeit erreicht. Bei der Holz-Einschlagsmenge liegt der Ist-Wert deutlich über dem Soll. Dies liege daran, dass in den vergangenen fünf Jahren viele witterungsbedingte Ereignisse (Sturm) eingetreten seien. Ein weiterer Grund sei das Eschentriebsterben. Darum ist die geplante Hiebmenge für die kommenden fünf Jahre reduziert worden. Einen breiten Raum nimmt die Förderung von klimaangepassten Bäumen ein. Weg von der Fichte, hin zu den Laubbäumen wie Eiche und Esskastanie.

Auch der Ortschaftsrat Hauingen stimmte dem Waldentwicklungsplan einstimmig zu. Zur Umsetzung des Waldkonzepts – Abschied von der klimaempfindlichen Fichte und hin zur robusteren Eiche – werden in den kommenden zehn bis 15 Jahren Gelder in Höhe von rund 880 000 Euro benötigt. Die ersten rund 300 000 bis 400 000 Euro dürften in den nächsten Jahren über das investive Konto beim Fachbereich Umwelt und Mobilität zur Verfügung gestellt werden.

Ein „Waldrefugium“

Im Stadtwald Lörrach werden weitere Flächen als „Waldrefugium“ ausgewiesen. Ziel ist es, zwischen Bäumen und Bebauung einen Abstand von mindestens 30 Metern einzuhalten. Ferner werden neue Stilllegungsflächen bezeichnet, die dann neun Prozent des Waldes ausmachen. Bis Mitte kommenden Jahres sollen etwa 5400 Bäume als „Habitatbäume“ gekennzeichnet werden.

Ein weiteres Thema war in Brombach die Erlangung von Ökopunkten für Ausgleichsmaßnahmen der Stadt Lörrach durch Umbau des Waldes.

Der Betriebsplan

Auch der Betriebsplan für das Forstwirtschaftsjahr 2025 ist maßgeblich von der Erneuerung des Waldes geprägt. Der Klimawandel bringt große Herausforderungen mit sich. Die Kostensituation ist durch Löhne und Sachkosten sehr angespannt. Die Verantwortlichen rechnen im kommenden Jahr mit einem Defizit von mehr als 200 000 Euro.

Die Abholzungen hinterließen deutliche Spuren. Foto: Marco Fraune

Der Hauinger Ortschaftsrat nahm die Ergebnisse der Zwischenrevision des Forsteinrichtungszeitraums 2018  bis 2027 zur Kenntnis. Es wird zu finanziellen Auswirkungen kommen, da einerseits die verbleibenden Nutzungsmöglichkeiten für die Jahre 2025 bis 2027 abgesenkt werden (geringere Einnahmen) und andererseits der Investitionsbedarf (Erhöhung Pflanzungen; mehr Jungbestandspflege) ansteigt. In der Summe führt dies zu einem schlechteren finanziellen Betriebsergebnis. Die Auswirkungen werden in den jeweiligen jährlichen Betriebsplanungen konkretisiert.

Beispiel Hauingen

Die 740 Hektar große Gemarkung Hauingen ist mit 445 Hektar und somit zu rund 60 Prozent mit Wald bedeckt. Ihr Anteil an der Gesamtfläche liegt damit über dem Durchschnitt von Baden-Württemberg (34 Prozent) und dem des Landkreises Lörrach (48 Prozent). Der überwiegende Teil des Waldes (70 Prozent) gehört der Gemeinde, zu zehn Prozent ist das Land Eigentümer, 19 Prozent entfallen auf private Eigentümer und ein Prozent auf andere Gemeinden wie beispielsweise Weil am Rhein.

Bewertung aus Haagen

Bei Verkehrssicherungshieben im Stadtwald entlang der Wittlinger Straße darf kein Kahlschlag gemacht werden. Darauf bestand der Ortschaftsrat Haagen in seiner Sitzung am Dienstagabend. Forstbezirksleiter Bernhard Schirmer informierte auch hier über Stilllegungsflächen, die der ökologischen Vielfalt dienen. Dazu zählen bisher 27 Hektar an Waldrefugien und die Teilflächen des Röttler Bannwalds auf Stadtgemarkung.

Im Rahmen des Programms „Klimaangepasstes Waldmanagement“ will die Stadt weitere 54 Hektar Wald aus der Bewirtschaftung nehmen und die Waldrefugien anpassen, mit dem Ziel, 100 Hektar (neun Prozent) des Stadtforstes der Natur zu überlassen. Am Ostrand der Wittlinger Straße besteht ein Waldrefugium, weitere Stilllegungsflächen sind geplant. Da wegen trocken-heißer Sommer die Gefahr, dass Bäume umstürzen, gestiegen ist, müssten Waldrefugien in Zukunft 30 Meter von Straßen und Wohngebieten abgerückt werden, unterstrich Schirmer ebenso hier im Ratsrund. So auch an der Wittlinger Straße. Trotzdem werde man dort keinen Kahlschlag vornehmen, sondern höchstens einzelne Bäume fällen, sagte er, als Christa Rufer an die großen und umstrittenen Hiebmaßnahmen bei Brombach vom Frühjahr erinnerte.

Große Holzmaschinen

Eine Bürgerin bemängelte in Brombach den Einsatz von großen Holzmaschinen, die den Waldboden übermäßig verdichten würden. „Gibt es nicht andere Möglichkeiten?“, fragte sie. Die Bäume seien sehr schwer und die Arbeit im Wald sei für Menschen schwer und gefährlich. Da sei der Maschineneinsatz oft die bessere Lösung, sagte Schirmer. Die Bodenverdichtung betreffe immer nur einzelne Gassen im Wald – da sei die Landwirtschaft für den Boden viel schlimmer.

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