Lörracher Gedenken Ein Jahr nach dem Überfall

Markus Greiß
Jörg Lutz (r.), Moshe Flomenmann (mit Regenschirm) und Jörg Müller (Mitte, mit silberner Plakette) gedachten mit zahlreichen Lörrachern des Hamas-Überfalls vom 7. Oktober 2023. Foto: Markus Greiß

Zum Jahrestag des verheerenden Hamas-Angriffs auf Israel wurde in Lörrach der Todesopfer und Geiseln gedacht.

Zwischen 100 und 150 Menschen haben am Montagabend an der Holocaust-Gedenkstele an der Teichstraße an den Überfall erinnert, den die Hamas am 7. Oktober 2023 auf Israel verübte. An jenem Tag hatte die Terrororganisation Hamas mehr als 1200 Menschen massakriert und über 200 Geiseln genommen, von denen noch immer über 100 in der Gewalt der Entführer sind. „Diese Geiseln wären sofort frei, wenn die Liebe zu den eigenen Kindern größer als der Hass auf die Juden wäre“, sagte Jörg Müller unter Bezugnahme auf die mehreren Zehntausend Toten, die der nach dem Hamas-Überfall ausgebrochene Israel-Gaza-Krieg bisher gefordert hat.

Die Redner

Müller eröffnete den Reigen der Redner als Vorsitzender des Vereins Emahti, der die Mahnwache zusammen mit der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK), der Evangelischen Allianz und der Israelitischen Kultusgemeinde Lörrach organisiert hatte. Hildegard Leisinger (ACK) versuchte sich „als Frau, Mutter und Großmutter“ vorzustellen, wie sie sich als Angehörige einer Geisel fühlen würde, dachte aber auch an die vielen Tausend toten Kinder in Gaza. Sie lud zu den Gebeten der Ökumenischen Friedensdekade ein, die am 10. November beginnen und mit dem Beschreiten eines interreligiösen Gebetswegs von einer Kirche über eine Moschee bis in die Synagoge enden wird. Für die Evangelische Allianz forderte Stefan Heeß mit dem Slogan „Bring them home now“ die sofortige Freilassung der Geiseln. Er bezeichnete die Mahnwache als „Zeichen des Friedens und Aufruf zu Zivilcourage und Dialog“.

Das sagt der OB

„Wir stehen an Ihrer Seite“, versicherte Oberbürgermeister Jörg Lutz den jüdischen Mitbürgern in seiner Ansprache. Man werde bei Anzeichen von Antisemitismus gemeinsam dagegenhalten. Er äußerte zudem „die ganz klare Verurteilung“ der Massaker sowie sein Mitgefühl mit den Familien der Geiseln und forderte schließlich, das Existenzrecht Israels müsse „vollkommen unangetastet sein“. Gleichzeitig prognostizierte er, der Konflikt werde nicht militärisch gelöst werden können, kenne die Spirale der Gewalt doch nur Verlierer.

Positiv überrascht

Moshe Flomenmann zeigte sich positiv überrascht über die rege Teilnahme an der Mahnwache und „die Vielen, die nicht gleichgültig bleiben“. Zu Israels Kriegsführung sagte der Rabbiner: „Wenn Israel militärisch schweigt, gibt es kein Israel mehr“, weshalb Israels „Kampf an sieben Fronten“ notwendig sei. Direkt nach dem Massaker habe man viel Solidarität erfahren. Als Israel anfing, sich zu verteidigen, sei indes ein anderer Ton eingekehrt.

Zum Ende der Mahnwache betete Flomenmann auf Hebräisch für die Opfer des Hamas-Überfalls. Er rief dazu auf, dafür zu sorgen, dass nicht noch weitere Gedenktage zum 7. Oktober und 9. November hinzukommen. Die Veranstaltung endete im Davidsaal der Synagoge mit einem Vortrag der Historikerin Carmen Shamsianpur zum Nahost-Konflikt.

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