Was in Lörrach fürs Klima getan wird – und wo es Grenzen gibt
Lörracher KlimaneutrlitätWas in Lörrach fürs Klima getan wird – und wo es Grenzen gibt
Marco Fraune 18.04.2024 - 16:40 Uhr
Von einer Rathaus-Solarfassade über PV-Anlagen auf Wohnhäusern bis zu E-Autos: In der Stadt Lörrach soll der Weg in Richtung Klimaneutralität weitergegangen werden. Ob das bis zum Jahr 2040 erreicht werden kann, da sind sich nicht alle Experten und Bürger sicher.
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Die Stadt sieht sich beim Weg in Richtung Klimaneutralität in einer Doppelrolle. Einerseits kann sie städtische Gebäude energetisch sanieren und bei anderen Infrastruktur-Maßnahmen auf die Klimaneutralität 2040 hinwirken. Doch zum deutlich überwiegenden Teil sei sie nur „Rahmengeber“ für das Nutzungsverhalten von Bürgern, erklärte Umwelt-Fachbereichsleiterin Britta Staub-Abt in der Sitzung des Runden Tischs Klima am Mittwochabend.
Was wird noch getan?
Für die nächsten zwei bis drei Jahre stehen unter anderem die ersten Maßnahmen aus der Wärmeplanung an. Dazu zählen auch die Entwicklung eines Masterplans für kommunale Gebäude, die Fortsetzung von Sanierungen, der Ausbau erneuerbarer Energien und des Wärmenetzes. Die Fachbereichsleiterin und die Stadtspitze schränkten jedoch ein, dass genug Personal dafür notwendig ist – und ausreichend Geld in der Stadtkasse sein muss. Bürgermeisterin Monika Neuhöfer-Avdic betonte, dass der politische Wille zwar gegeben sei, doch allein über zehn Prozent der Stellen im technischen Bereich im Rathaus in den Vorjahren unbesetzt waren. Wichtig sei, Prioritäten zu sehen.
Sie bezeichnete den RTK insgesamt als „Impulsgeber für uns“. Staub-Abt unterstrich: „Der Runde Tisch Klima hat eine wichtige Multiplikatorfunktion.“ Gleichzeitig blickte der OB auf die Kommunalwahlen, als Herbert Sitterle sich dafür aussprach, den motorisierten Individualverkehr aus der Innenstadt zu drängen. Lutz: „Wenn es dazu eine politische Mehrheit gibt.“ Dies hänge auch vom Wahlergebnis ab.
Die Rolle des Bürgers
Die städtische Umwelt-Expertin unterstrich, wie wichtig das Wirken jedes Bürgers ist. Selbst war sie vor 18 Jahren eine der ersten Hausbesitzerinnen in Lörrach, die eine PV-Anlage aufs Dach installieren ließ. In den zurückliegenden Monaten seien viele ihrer Nachbarn den ähnlichen Weg gegangen. Oberbürgermeister Jörg Lutz schilderte ähnliche Entwicklungen in seinem Wohnquartier. Bei städtischen Gebäuden sei aber ohne eine umfangreiche Dachsanierung kaum noch was möglich, auch Freiflächen für Solaranlagen sind laut Stadt kaum vorhanden.
Leuchtturmcharakter soll das zu sanierende Rathaus haben. Noch ist eine Solarfassade an Hochhäusern unüblich, weiß Staub-Abt. „Wir prüfen aber, was möglich ist.“ Die Sanierung werde aber auch insgesamt einen „erheblichen Sprung nach vorne“ bringen bei der CO2-Bilanz der Stadt. Etwas kleiner hat dies die Sanierung der Rosenfelshalle gezeigt, wo die Emissionen deutlich rückläufig sind.
Die E-Mobilität
Wenig Möglichkeiten sieht die Stadtspitze bei einer Elektrifizierung der Busflotte, die vom 2022er-OB-Kandidaten Claus Seibt favorisiert wird. Oberbürgermeister Lutz übte hier sogar Kritik in Richtung der Landestochter SWEG als Busbetreiber. „Die SWEG ist relativ weit hinten bei der E-Mobilität. Als „kleines Leuchtturmprojekt“ strebt Lutz an, dass der geplante Shuttlebus zum Zentralklinikum elektrisch fährt.
Auf 30 bis 35 Ladepunkte in Lörrach für die E-Mobilität bezifferte Staub-Abt die Anzahl. Carsharing-Fahrzeuge gebe es in der Lerchenstadt 13. Weitere sollen stadtweit noch folgen, so die Erwartungshaltung.
Entschlossen genug?
Der Blick auf die Stromverbrauch-Entwicklung zeigte für Lörrach zwar über mehrere Jahre eine positive Bilanz. Die Zahlen würden aber zeigen, dass dies für eine Klimaneutralität bis 2040 nicht ausreichen werde, bedauerte eine Zuhörerin. Doch Staub-Abt wollte dies nicht an einem Bereich festmachen, da speziell beim Strom die E-Mobilität oder auch die Digitalisierung für teils höhere Verbräuche sorge. „Eine Gesamtbetrachtung ist wichtig. Wir können schon an unser Ziel herankommen.“ Doch dies sei von vielen Rahmenbedingungen abhängig. Sitterle vermisst hier aber die Entschlossenheit, wie sie in Tübingen an den Tag gelegt werde. „Mir fehlt, bis wann was umgesetzt ist.“
Auf dem richtigen Weg sieht sich die Stadt beim Radverkehr, wobei hier der Anteil des Veloanteils hinter den gesteckten Zielen liegt. Staub-Abt hofft darauf, dass die E-Velos noch Gas geben. Mit dem Ausbau der Radabstellplätze komme die Stadt kaum hinterher. Mehr als 50 Radabstellanlagen mit über 760 Abstellplätzen und 100 in der Velöhalle gebe es schon.
Weitere Aspekte wie der Nahwärmeausbau, das erste klimaneutrale Gewerbegebiet in Holzbauweise auf dem Lauffenmühle-Areal, eine klimaangepasste Innenstadt, die Parkraumbewirtschaftung oder auch die Bedeutung des ÖPNV mit einer ausgebauten Regio-S-Bahn vervollständigten die große Gesamtdarstellung.