Lörracher Nahverkehr Busse sollen mit Puffern pünktlicher fahren – und 95 500 Kilometer mehr

Marco Fraune
Der neue Liniennetzplan in vereinfachter Form Foto: Stadtwerke

Der Abschlussbericht der Überplanung des Stadtbusverkehrs ist im Betriebsausschuss auf Kritik gestoßen. Auch um den Anschluss des Zentralklinikums wird sich gesorgt.

Mit dem Einbauen von „Verspätungspuffern“ wollen die Stadtwerke Lörrach als Betreiber für eine bessere Fahrplanstabilität sorgen. Speziell die 6/16er-Verbindung stellt sich aktuell als Riesenproblem dar. Hier soll möglichst zum Fahrplanwechsel im Winter Abhilfe geschaffen werden.

Zusätzlich geht es um eine Verbesserung der Anschlussbeziehungen. Konkret werden optimierte und kurze Übergänge von allen Linien zur S 6 nach Basel vorgesehen, ebenso ein Anschluss an die Tram in Riehen. Ein zentraler ÖPNV-Knoten in Brombach/Hauingen ermögliche schnelle Anschlüsse von der S6 aus Basel zum Neubaugebiet Bühl III sowie zum Klinikum, stellte der Stadtwerke-Chef Klaus Schallenberger Neuerungen vor. Entgegen der Beschlussvorlage ist nun aber nicht mehr von 110 000 zusätzlichen sondern 95 500 zusätzlichen Nutz-Kilometern der Busse die Rede, verteilt auf die Linien 3,6/16, 7/17. Wie berichtet, ist der Liniennetzplan neu definiert worden .

Gleichzeitig wurde während der Diskussion deutlich, dass es sich um einen Abschlussbericht zur Planungsphase handelt, mehr noch nicht, wie der Stadtwerke-Betriebsleiter konstatierte. „Uns ging es um die Linienführung.“ Die Detailpläne und Umläufe würden noch ins Ausschreibungsverfahren kommen.

Anschluss Zentralklinikum

Ein begrenzender Faktor stellt das Geld dar, wie die Stadtwerke-Spitze erklärte. Noch unklar ist die Förderlandschaft, das EU-weite Ausschreibungsverfahren startet mit offenem Ausgang. Auch bei der Anbindung und Taktdichte des Zentralklinikums gehe es um Kosten. Sorge bereitete Bernhard Hoechst, der in der IG Lebenswertes Hauingen aktiv ist, der Anschluss des Kreisklinikums. Speziell sei der Sonntag wichtig, da dann viele Menschen die Patienten besuchen. Nicht nur montags bis samstags, sondern auch für sonntags sei aber ein 30-Minuten-Takt vorgesehen, womöglich zusätzlich zur 6er-Linie dann mit einer 7er-Linie, blickte Schallenberger voraus.

Kritik von Bürgern

Gleichzeitig ist die ÖPNV-Anbindung des Klinikums vom Wiesental aus im Blick, da der S-Bahn-Anschluss erst später kommen soll. Auf Landkreis-Ebene werde über einen Bus von Steinen aus gesprochen, erklärte Bürgermeisterin Monika Neuhöfer-Avdic. „Darum wird sich auch gekümmert.“

Vorab hatten Bürger die Ausschusssitzung für Nachfragen genutzt. Demnach stellten die Stadtwerke klar, es sei Ziel, alle Bahnübergänge offen zu lassen. Einen Bedarf, Stadtbusse bis nach Basel durchführen zu lassen, ist laut Schallenberger kein Thema, womit das Thema grenzüberschreitende E-Busse auch nicht auf der Agenda steht.

Ein von der IG Verkehr in Zusammenarbeit mit einem Experten erarbeitetes Konzept zum Stadbusverkehr war ihm nicht bekannt, soll nun noch in Augenschein genommen werden, erklärte die Verwaltungsspitze in Richtung IG-Frontfrau Natali Fessmann. Gleichzeitig unterstrich Schallenberger, dass es schon verschiedene Beteiligungsformen gab, bei denen sich Bürger einbringen konnten. Anpassungen soll es daher nur noch im kleinen Rahmen geben. Dass damit lediglich eine Manifestierung des Status quo geliefert werde, kritisierte ein ÖPNV-Nutzer. „Anspruch und Wirklichkeit driften auseinander.“ Es würden teils ganze Stadtteile von Linien abgeschnitten.

Das sagt die Politik

Die Notwendigkeit eines künftig besser funktionierenden Stadtbus-Verkehrs unterstrich Noah Hohenfeld (Grüne). Verbesserungen müssten geprüft werden, wie das Hindernis der Fahrscheinkontrolle beim Busfahrer. Noch abwartend positionierte sich Bernhard Escher (CDU). Wichtig sei, ein offenes Ohr für Bürgeranliegen zu haben. Detailreich legte Christa Rufer (SPD) teils die Hand in die Wunde. Wichtig sei ein attraktiver ÖPNV in den Ortsteilen, um Autoverkehr zu reduzieren. Auch den Salzert könne man zusätzlich noch über die Wallbrunnstraße anbinden, was die Stadtwerke aber nicht weiterverfolgen wollen.

Beide großen Magistralen sollten die Menschen zum Klinikum bringen, also die Linie 6 und 16, so Rufer. „Es geht darum, dass sich die Fahrgäste an die ÖPNV-Anbindung gewöhnen.“ Matthias Lindemer (FW) ist eine gute Klinikum-Anbindung über die Radwegeanbindung hinaus ebenso ein zentrale Anliegen. „Das Zentralklinikum ist kein Fitnessstudio. Man kann das nicht nur mit einer Radstraße anbinden.“ Positiv sei, dass die Linie 9 gestrichen werde, da diese kaum genutzt werde. Ansonsten zeigte er sich enttäuscht vom Ergebnis, auf das die Politik ein Jahr gewartet habe.

Bürgermeisterin Neuhöfer-Avdic sieht die Chance, dass Neujustierungen und Verbesserungen nach bestimmten Erfahrungswerten noch erfolgen können. „Wir bauen keine Schienen, der Busverkehr ist verhältnismäßig flexibel.“

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