Lörracher ÖPNV Neues Stadtbus-Konzept mit starker Nord-Süd-Achse und Viertelstundentakt

Marco Fraune
Der Stadtbusverkehr soll verbessert werden. Foto: Kristoff Meller

Das Zentralklinikum soll ebenso angeschlossen werden wie das Neubaugebiet Bühl III. Die Grundzüge eines Rahmenkonzepts zur Weiterentwicklung des Stadtbusangebots binden auch die verlängerte Tram 8 in Weil am Rhein ein. Abstriche in einigen Gebieten wird es wohl auch geben.

Die Zielsetzung für das Entwicklungskonzept Stadtbus Lörrach 2030 ist klar: Mehr Menschen sollen auf den ÖPNV umsteigen, damit die Fahrgastzahlen steigen. Und das Stadtbussystem gilt es, als „Basissystem zur lokalen Mobilität“ weiter zu entwickeln. Neben vorhandenen Stärken wie die generell gute Erschließung des Siedlungsgebiets oder auch die sehr gute Erreichbarkeit der Innenstadt mit dem Bus gibt es aktuell noch Schwächen. Hierzu zählen, dass nur teilweise systematische Anschlüsse zwischen Stadtbus und S-Bahn gegeben sind, eine komplexe Linienführung vorliegt, abends wenig Busse fahren und die Linie 9 dürftig frequentiert wird.

Was sind die Ziele?

Für Lörrach ist in den zurückliegenden Monaten im Vorfeld auf die Neuausschreibung und Linienbündelung der bisherigen Stadtbuslinien zum Fahrplanwechsel Ende 2026 daher genau analysiert worden. Die Stadtwerke Lörrach und zwei Planungsbüros sind an der Erstellung eines Stadtbusgutachtens, dies unter anderem mit Vertretern aus Politik, verschiedenen Beiräten und der Stadtverwaltung.

Die Zielsetzungen für Lörrach sind der Anschluss des neuen Zentralklinikums und des Neubaugebiets Bühl II, eine Klärung der Innenstadtanbindung mit einer womöglich alternativen Netzstruktur, das Ausschöpfen der Nachfragen in „potenzialstarken Gebieten und Achsen“, eine Verbesserung der Anschlüsse an die S-Bahn nach Basel sowie die Tram 6 in Riehen. Eine gleichmäßigere Anbindung zu allen Verkehrszeiten und betriebliche Verlässlichkeit ist ebenso eine Zielstellung definiert. Für schwierig zu erreichende und Bereiche mit weniger Bürgern wird eine Basisanbindung ins Auge gefasst. Speziell an Hanglagen könnte es weniger Busse geben.

Die Konzeptvariante 1

Zwei Konzeptvarianten wurden von den Experten als Grobentwürfe am Donnerstagabend im Betriebsausschuss vorgestellt. Bei beiden soll die Linie 6 noch stärker zur Hauptachse von Weil am Rhein bis zum neuen Zentralklinikum ausgestaltet werden. Damit könnten ÖPNV-Nutzer vom Läublinpark, wo künftig die verlängerte Tram 8 enden könnte, bis zum neuen Krankenhaus fahren. Die neue Hauptbuslinie in der Talachse soll stringent und Tram-ähnlich agieren. Damit wäre das Klinikum mit der 6er-Linie sowie der Pendelbus angebunden.

Das Konzept der überlagernden Linie 7 und 17 bleibt auf dem Salzert der Konzeptvariante 1 zufolge erhalten – mit optimaler Anschlussverbindung an die S6 nach Basel in Stetten Bahnhof. Die Linie 17 würde statt der Linie 16 ab dem Busbahnhof über Tumringen, Haagen und Hauingen verkehren – und auch als verlängerte Linie den Bühl in Brombach anbinden. Die Linie 8 könnte als Liniennummer entfallen und durch die Linie 7 übernommen werden, womit kein irritierender Wechsel der Nummer in der Innenstadt in der Überlegung ist.

Mehr Kilometer

Im Grundmuster ist die Konzeptvariante 2 ähnlich, wie im Ausschuss vor Augen geführt wurde. Nur gibt es hier eine andere Linienverteilung. Die Linie 16 verkehrt demnach wie heute im Bereich Tumringen, Haagen und Hauingen – mit einer Beibehaltung der Direktverbindung bis Weil. Der Bühl würde über die 9 angebunden. Es bleibt aber wie bei der ersten Variante dabei, dass die Linie 6 als neue Hauptbuslinie in der Talachse gilt, die Klinik erreicht und auch bis Weil angebunden wird. Bei der Anbindung von Weil sehen die Experten aufgrund der Potenziale einen Viertelstundentakt. Neu wäre die Linie 9 als Decklinie zur Linie 6. Die Achse Brombach-Lörrach würde gestärkt, die „Schwarzwaldstraße“ als neuer Verknüpfungspunkt mit der S-Bahn in Wert gesetzt. Rund 100 000 Kilometer mehr pro Jahr kämen aber bei dieser Variante zusammen, was aber auch durch das Klinikum und Bühl III begründet ist. Im Workshop wurde der Auftrag erteilt, sich die zweite Variante näher anzusehen.

Das sagt die Politik

Der Sachstandsbericht wurde im Betriebsausschuss durchweg positiv aufgenommen. Dass lange Linien immer mal Verspätungen einfahren, trieb Stephan Berg (Grüne) um. Doch dem soll mit längeren Pausenzeiten und mehr Luft im Fahrplan begegnet werden. Mit der Variante 2 liebäugelt Christa Rufer (SPD), da die erste das System auf den Kopf stellen würde – „und die Pendler sind Gewohnheitstiere“. Dass der Haltepunkt Schwarzwaldstraße zum Verkehrsknotenpunkt werden soll, hält sie aufgrund der weiten Fußwege für falsch. Zudem sprach sich Rufer klar für einen zu gründenden Fahrgastbeirat aus. Jürgen Exner (CDU) regte an, dass der 7er nicht über den Bühl fährt, sondern zur Klinik, der 6er vom Brombacher Bahnhof über den Bühl dann nach Weil. Dass nach aktuellem Stand noch eine Direktverbindung zwischen Stetten und dem Kreisklinikum fehlt, monierte Matthias Lindemer (FW). „Insgesamt sind wir aber auf einem guten Weg.“ Wichtig ist laut Sabine Schumacher, die ebenso für die zweite Variante ist, den Salzert in Richtung Klinikum passend anzubinden, da dort viele Pflegekräfte leben würden. Schwieriger wird es laut dem Expertenbüro für diejenigen, die nicht an den starken Siedlungsachsen wohnen. „Letztlich muss man sagen: Da lohnt es sich und da nicht.“

Wie geht es weiter?

Viele Punkte sollen nun im Rahmen der Detailplanung bearbeitet werden. Auch eine Einbindung der Bürger steht auf der Agenda, auch die Frequenz auf der Wallbrunnstraße. Es gibt laut Stadtwerke-Betriebsleiter Klaus Schallenberger einen Zeitdruck wegen der Ausschreibung der heutigen Stadtbuslinien 7, 8,9, 17 und der Ortsbuslinie 10 und der bisher durch die SWEG eigenwirtschaftlich betriebenen Linien 3, 6 und 16 zum Fahrplanwechsel im Dezember 2026. Im September müsse es in die Detailplanung gehen.

Im Herbst sollen die Varianten dem neuen Gemeinderat zur Beschlussfassung vorgelegt werden. Die Umsetzung der Gesamtplanung sei zum Fahrplanwechsel im Dezember 2026 vorgesehen.

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