Lörracher Stadtentwicklung Wie das Krankenhaus-Areal neu überplant werden soll

Marco Fraune
Noch läuft zwar der Kreisklinik-Betrieb an der Spitalstraße, doch schon jetzt geht es um die Nutzung des späteren Areals. Foto:  

Mit dem Ziel, ein lebendiges Quartier zu schaffen, starten jetzt die Planungen für die Entwicklung der Flächen des Krankenhaus-Areals. Die Verwaltung fordert von der Politik eine Positionierung und Haltung ein, doch die tut sich noch schwer.

Als „städtebauliche Neuordnung eines der bedeutendsten Schlüsselprojekte“ bezeichnet die Stadtverwaltung das, was in den nächsten Jahren für das bisherige Kreisklinik-Gelände an der Spitalstraße anstehe. Allgemein geht es um vielfältige Wohnformen, wohnverträgliche Dienstleistungen sowie attraktive Grün- und Erholungsräume. Während die Stadtverwaltung hier schon eine von drei Varianten bevorzugt und eine „Positionierung und Haltung“ einforderte, waren noch vier Mitglieder des Ausschusses für Umwelt und Technik unschlüssig und enthielten sich sowie Birger Bär stimmte dagegen, sich auf das Szenario 3 zu konzentrieren.

Das Szenario 3

Dieses fokussiert sich auf den gezielten Erhalt von Teilen des Gebäudebestands, wobei einzelne Gebäudeteile bedacht rückgebaut werden. Hierzu heißt es in der Vorlage, dass die Nutzung an die bestehenden räumlichen Gegebenheiten angepasst werde. Eine öffentliche Durchwegung innerhalb des Gebäudes soll die bislang unterbrochene Nord-Süd-Achse wiederaufnehmen, während die Ost-West-Verbindung gestärkt werde. Im nördlichen Bereich sei Wohnen vorgesehen. „Zudem wird die Aufteilung der Baufelder so gestaltet, dass eine gute Durchwegung des Areals ermöglicht und der Zugang zum Wasser verbessert wird“, heißt es. Der Verwaltungsbau wird demnach abgerissen und diese Fläche als Wohnbaufeld definiert. Im Gegensatz zu Szenario 2 würden die Stellplätze am Bettenhaus IV erhalten bleiben und lediglich die Rampen rückgebaut, um Platz für die Erweiterung des Weges entlang des Gewerbekanals zu schaffen.

Andere Alternativen

Darüber hinaus gibt es noch zwei andere Szenarien. Das erste sieht den Erhalt sämtlicher Gebäude vor, die neu genutzt werden sollen. Im nördlichen Bereich könnten Neubauten entstehen. Das zweite Szenario deckt genau das andere Extrem ab, also den weitgehenden Abriss der Gebäude, nur städtebaulich prägende Gebäude würden erhalten bleiben.

Der Lageplan der Bestandsbebauung Foto: Quelle Drees & Sommer, 20.2.2025

Das Szenario 3 wird als Mittelweg angestrebt, womit ausgewählte Bestandsgebäude erhalten blieben, die dann umgenutzt werden könnten. Das Bettenhaus I gilt für die Stadtverwaltung als erhaltenswert, wo Potenzial für öffentlich frequentierte Nutzungen gesehen werden. Das Bettenhaus II könnte für altersgerechtes Wohnen oder Büros herhalten. Bauliche Maßnahmen seien aber bei beiden Bettenhäusern notwendig, wie die Stadtplanung im Ausschuss gemeinsam mit Expertenbüros darlegte.

Bürger mit im Boot

Alle anderen Gebäude seien deutlich abhängig von zentralen technischen Anlagen. Eine autarke Nutzung wäre demnach mit hohem Aufwand verbunden. Eine einfache Aufstockung von Gebäuden sei aus statischen Gründen nicht möglich.

In diesem Jahr soll ein umfassender Beteiligungsprozess starten, bei dem sich auch Bürger einbringen können, wurde angekündigt. Dann folgt ein städtebaulicher Wettbewerb, bei dem Architekten und Stadtplaner kreative Entwürfe einbringen können. Ab nächstem Jahr gehe es an die Weiterentwicklung, den Bebauungsplan und die Umsetzung erster Maßnahmen. Parallel versuchen Fachbereichsleiter Alexander Nöltner und sein Team Fördermittel nach Lörrach zu holen.

Die Planungsprämissen des Szenarios 3 Foto: Stadt Lörrach

Politische Bewertung

Als „richtig und wichtig“ bezeichnete Caroline Oursin (Grüne) die frühe Bürgerbeteiligung. Es gebe ein Spannungsfeld, wie viel von der „grauen Energie“ erhalten bleibe und was abgerissen wird. Es gehe darum, das Areal zu öffnen und mehr Grün reinzubringen. Die CDU enthielt sich noch, wobei Bernhard Escher einräumte, dass irgendwann mit der Planung begonnen werden müsse, damit klar sei, was folgen wird. „Es geht endlich weiter“, freute sich Christiane Cyperrek (SPD) über die Planungen. Sie unterstützt die Idee, auch die Wohnbau bei dem Projekt mit einzubinden. „Wenn wir bezahlbaren Wohnraum wollen, müssen wir was tun.“ Ob Szenario 2 oder 3 besser ist, da sei sie sich noch nicht sicher.

Wegen einiger offener Fragen enthielten sich auch die Freien Wähler. Jörg Müller mahnte aber: „Wir sollten nicht in Schönheit sterben.“ Vielmehr setzt er stärker direkt auf die Einbindung von Investoren. „Froh“, dass nicht alles abgerissen wird, ist Sabine Schumacher (FDP-Piraten). Sie hofft auf die Beteiligung der Wohnbau. Die anstehende Gemeinderats-Klausur abwarten will Wolfgang Koch (AfD), die Variante 3 klinge aber nicht schlecht.

Für Qualität

Fachbereichsleiter Nöltner riet dringend dazu, das Areal nicht nur als Verkaufsobjekt zu sehen. „Qualität soll die Prämisse sein.“ Gleichzeitig müsse wirtschaftlich gedacht werden. Es handele sich auch erst um den ersten Schritt der Entwicklung, bei dem es um Durchwegungen, Höhen und Nutzungen gehe.

Die Stadt könne sich Investorenbeteiligungen auch gut vorstellen, doch dafür brauche man einen Plan, der überwiegend Wohnen enthalten soll, ergänzte Bürgermeisterin Monika Neuhöfer-Avdic. Und: „Qualität zahlt sich immer aus.“ Klar sei auch, dass für die Zwischennutzung durch die Rathaus-Mitarbeiter während der Sanierungszeit die Ärzte im Ex-Krankenhaus-Areal bleiben sollen. Eventuell könnten hier auch noch Landratsamtsmitarbeiter einziehen. Die Bürgermeisterin betonte, in den Plänen sei nur die Richtung zu erkennen. „So wird es nicht aussehen.“ Viele Zwischenschritte würden nun auch folgen. „Das Szenario 3 ist eine Prämisse, aber nicht der Kanon.“

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