Lörracher Verkehrschaos? Hauinger sorgen sich um vielfältige Folgen des Zentralklinikums

Marco Fraune
Die BI-Vertreter Bernhard Höchst (l.), Klaus Schmitt und Hildegard Biehl-Höchst und führen die Probleme auch an dieser Kreuzung vor Augen. Im Bürgerforum gibt es Hintergründe. Foto: Marco Fraune

14 000 zusätzliche Autos durch das Zentralklinikum täglich und mindestens 16 Busse pro Stunde entlang der Haltestelle Turnhalle: Die Bürgerinitiative „Lebendiges Hauingen“ will Bürger, Verwaltung und Politik wachrütteln.

In gut einem Jahr soll das neue Zentralklinikum eröffnet werden. Ein S-Bahn-Halt wird laut Plan erst zehn Jahre später eingerichtet und für das eigentlich geplante siebenstöckige Parkhaus fehlt bisher noch ein Investor: Vor den Folgen dieser Defizite warnen jetzt die BI-Vertreter Bernhard Höchst, Hildegard Biehl-Höchst und Klaus Schmitt. In einem Pressegespräch schlugen sie am Donnerstag Alarm. Mit einem Bürgerforum unter dem Titel „Klinikum ohne Anbindung – Verkehrs-Chaos in Hauingen?“ wollen sie am 19. November informieren, Hintergründe beleuchten und auch unkonventionellere Lösungswege in den Blick nehmen.

Negativbeispiel Kreuzung

Die Kreuzung am Hauinger Rathaus dient den BI-Sprechern als Negativbeispiel. Insgesamt 16 Busse plus noch mögliche zusätzliche Shuttle-Busse zum Schichtwechsel im Klinikum verkehren künftig laut aktuellen Plänen an der Haltestelle pro Stunde. Nicht nur die Frequenz, sondern auch die recht schmale Brückenstraße in Verbindung mit einer von möglichen langen Bussen zu meisternde 90-Grad-Abbiegung bergen Staugefahr. „Geprüft wurde das mit einem Gelenkbus noch nicht“, kritisiert Schmitt einen Punkt. Hinzu kommt laut Höchst ein noch fehlender Schutzstreifen für Radfahrer. „Da besteht ein erhebliches Risiko für die Radfahrer“ – und viele Schulkinder würden hier auch entlang gehen. Verspätungen der Busse seien schon programmiert.

Die Verkehrsanbindung steht in der Kritik. Foto: zVg/Höchst

Dies sei eines von drei großen problematischen Punkten für den motorisierten Verkehr, also Nadelöhre. Hinzu kommen speziell für den Autoverkehr die Abzweigung Entenbad/Bundesstraße, die überlastet sein werde. Auch von der Brombacher Straße kommend werde es schwierig, auf die B 317 abzubiegen.

Alles zugeparkt

Sorgen um den Parkdruck auf den gesamten Ort Hauingen treiben die Bürgerinitiative ebenso um. Die rund 2000 Krankenhaus-Mitarbeiter würden nicht alle mit dem ÖPNV kommen. Bis zur Klinikum-Eröffnung in gut einem Jahr fehle es angesichts der noch unklaren Parkhaus-Sanierung an Parkraum. Schmitt: „Das scheint für uns ein unlösbares Problem zu sein.“ Wie Stadt und Landkreis dies angehen, dazu fehlt den Bürgern eine klare Positionierung seitens der Verwaltungen.

Vielmehr gehen sie davon aus, dass im Bereich Entenbad die Besucher und Mitarbeiter des Klinikums alles zuparken, sogar noch bis in den Ortskern von Hauingen ausweichen. Dies führe zu einer höheren Verkehrsbelastung. „Dabei wird der Ortskern schon jetzt zu Stoßzeiten als Umgehung der B 317 genutzt“, weiß Höchst.

Eine Lösungsmöglichkeit

Eine mögliche Parkfläche macht er im Bereich des Park+Ride-Parkplatzes aus, der am Messe-S-Bahn-Halt nur gering genutzt wird. Der BI-Sprecher fordert daher eine ernsthafte Prüfung, diesen als Pendlerparkplatz fürs Klinikum aufzuwerten und zu bewerben, von wo dann ein Shuttle-Bus eingesetzt werden müsse. Dieser solle nicht durch Hauingen, sondern über die B 317 geführt werden. Entweder ein kostenloses Ticket oder die stärkere Bewerbung des Vierertickets für fünf Euro sieht er als zielführend an.

Unverständlich ist für die Bürgerinitiative, dass ihrer Wahrnehmung nach nur abgewartet werde. „Die Lösungen, die im Gespräch sind, sind keine Lösungen.“ Dass zudem zehn Jahre lang auf einen S-Bahn-Halt gewartet werden müsse, lässt sie fast erschaudern.

Ein ebenso negatives Bild erscheint für die Bürger das Thema Radanbindung. Momentan ende diese noch vor dem Klinikum. Von Steinen zum Klinikum abbiegend, gebe es keinen. Vielmehr blickt er auf zwei „Stumpen“, die bisher auch Autofahrer ins Nichts führen würden. Die Planungen der Fuß- und Radwege würden zudem zu gering dimensioniert ausfallen, die Beschreibung „Minimalstandard“ fällt.

Die Radanbindung ist noch nicht komplett erfolgt. Foto: zVg/Höchst

Konstruktive Kritik

Weitere Kritik üben die Bürger am Zusammenspiel von Landratsamt und Lörracher Rathaus. Da es bei der Kostenübernahme für die Shuttle-Busse schon Diskussionen gegeben habe, befürchten die Hauinger Vertreter ein „Ping-Pong-Spiel“ bei weiteren Verkehrs-Themenfeldern. Sie selbst appellieren, nicht nur in gängigen Strukturen zu denken. Es dürfe keine Denkverbote geben. Es müsse eine „größtmögliche Offenheit mit viel Spielraum“ an den Tag gelegt werden.

Das Bürgerforum sehen sie als Möglichkeit für Bürger, ihre Ideen einzubringen. Den Verwaltungsvertretern wollen sie diese mit auf den Weg geben. Die Ratsmitglieder sollten sich zudem die Bedenken und Befürchtungen anhören. „Uns ist das unmittelbare Gespräch wichtig“, betont Höchst, der lösungsorientiert agieren will – mit einer sachgerechten Diskussion.

Die Auswirkungen auf die Infrastruktur und den Ort allgemein erwähnt die Bürgerinitiative am Rande dann auch noch, obwohl auch diese sie mit Sorge erfüllt. Den Druck auf die Mietpreise nennen sie als einen Punkt. Und da es im Entenbad an Nahversorgern fehle, hier ein „Niemandsland“ sei, werde der Verkehr auch nach Brombach zunehmen.

Kurzinfo

Bürgerforum
„Klinikum ohne Anbindung – Verkehrs-Chaos in Hauingen?“, Evangelisches Gemeindehaus Hauingen, Dienstag, 19. November, 19 Uhr. Mit dabei sein werden Vertreter der Stadtverwaltung sowie Gemeinderäte und interessierte Bürger.

Die Fragestellungen
„Wie plant die Stadt die Verkehrsanbindungen an das Klinikum? Wie wirkt sich das auf Hauingen aus?“ Veranstalter ist die Bürgerinitiative „Lebendiges Hauingen“.

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