Lörracher Verkehrspolitik Die Beiräte drängen auf Tempo beim Thema Verkehr

Regine Ounas-Kräusel
Bus, Bahn und motorisierter Individualverkehr: Sämtliche Verkehrsträger sollen beim Gesamtverkehrskonzept in Lörrach Berücksichtigung finden. Foto: Marco Fraune

Die Mehrheit im Klimabeirat besteht darauf: Die Stadt braucht einen Verkehrsplaner für ihr Gesamtverkehrskonzept. Der Beirat mahnt eine zügige Datenerhebung als Grundlage an.

Die Stadt Lörrach braucht ein Gesamtverkehrskonzept, in dem die Planung für alle Verkehrsmittel mit der Stadtentwicklung, etwa der Entstehung neuer Wohngebiete oder der Eröffnung des Zentralklinikums, und dem Klimaschutz zusammen gedacht wird. Dies hat der Gemeinderat schon seit längerem beschlossen. Bis Ende dieses Jahres will die Stadtverwaltung die Bestandsaufnahme aller Verkehrsströme abgeschlossen haben. Erste Daten zu Fahrradrouten, Buslinien und Autoverkehr präsentierte der externe Berater Professor Gunnar Heipp dem Klimabeirat am Montagabend.

Als nächstes soll eine Stärken-Schwächen-Analyse erstellt werden. In diesem Rahmen soll es Workshops geben, am 4. Juli und am 19. September mit Interessenvertretern, etwa von Handel, Schulen, Bürgerinitiativen und anderen. Von Juli bis Mitte August sind die Bürger zu Workshops eingeladen. Außerdem sind Verkehrszählungen geplant. Bis Ende 2025 soll der Ist-Zustandes als Planungsgrundlage erhoben sein.

Verkehrsmodell und -planer

Zweitens soll Lörrach ein Verkehrsmodell bekommen. Damit können die Auswirkungen auf den Verkehr berechnet werden, wenn sich ein Faktor ändert, etwa wenn eine Ampelschaltung geändert wird oder ein neues Wohngebiet entsteht. Wie bereits in der Machbarkeitsstudie für die Tram empfohlen, hat Heipp das Gespräch mit den Kantonen Baselland und Basel Stadt gesucht. Dort sei man offen dafür, die Stadt Lörrach in das kantonale Verkehrsmodell einzubeziehen, sagte er.

Drittens hat die Verwaltung die Suche nach einem Verkehrsplaner offenbar aufgegeben. Stattdessen sollen nun die Fachleute im Rathaus, mit Unterstützung externer Fachbüros, die Teilbereiche des Verkehrs – etwa das Buskonzept – planen. Neu schaffen will die Verwaltung eine 50-Prozent-Stelle für einen Stadtplaner, der all dies koordiniert.

Die Einschätzungen

Natali Fessmann (IG Verkehr) bestand jedoch darauf, die Stadt brauche einen Verkehrsplaner, der das Gesamtkonzept überblickt. Matthias Lindemer (Freie Wähler) und Bernhard Escher (CDU) fragten, wie die Stadt sich um einen solchen Planer bemüht habe. Bei mindestens vier Stellenausschreibungen und trotz Kontakten zu Universitäten, habe man nur wenige und auch keine geeigneten Bewerber gefunden, erwiderte Bürgermeisterin Neuhöfer-Avdic.

Die Beiräte drängten auf Tempo. Fritz Böhler (Grüne) verlangte, dass die seiner Meinung nach lückenhaften, teilweise alten Bestandsdaten schnell vervollständigt werden. Matthias Lindemer sah die Gefahr eines Verkehrskollapses, wenn das Zentralklinikum 2026 ohne S-Bahnhalt eröffnet wird. Mit einem Verkehrsmodell könnte die Stadt berechnen, ob es sinnvoll wäre, den Halt am Klinikum zu bauen und einen anderen zu schließen, gab Lindemer zu bedenken.

Einbindung der Bürger

„Immer neue Diskussionen bringen uns nicht weiter“, drängte Fessmann. Sie befürchtete, dass Bürgerworkshops die Menschen überfordern: Sie könnten nur ihr Viertel, nicht den Gesamtverkehr überschauen. Viele Bürger, etwa Familien, hätten gar nicht die Zeit für solche Workshops, befürchtete Markus Sobott (IG Velo). Trotzdem sei es wichtig, Verwaltungs- und Expertenwissen mit den Erfahrungen der Bürger zu ergänzen, entgegnete Heipp.

Siegfried Delzer regte an, auch den CO2-Ausstoß von Verkehrsvarianten zu berechnen. Allein Matthias Koesler (FDP) hieß die Vorschläge der Verwaltung gut.

Der Klimabeirat gab kein Votum zu den Vorschlägen der Verwaltung ab. Der Grund: Die Verständigung mit dem Experten Heipp, der per Video zugeschaltet war, funktionierte nur eingeschränkt. Da Heipp am 13. März mit dem Ausschuss für Umwelt und Technik (AUT) nicht per Video konferieren wollte und auch nicht anreisen kann, kündigte die Bürgermeisterin an: Die Beratung zum Mobilitätskonzept im AUT werde verschoben.

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