Mahnwache in Schönau „Omas gegen Rechts“ machen mobil

Gerald Nill
Die neu gegründete Ortsgruppe „Omas gegen Rechts“ bei einer Mahnwache vor dem Schönauer Rathaus mit der Organisatorin Karin Maier im Rollstuhl (links) und Rednerin Sabine Sprich in der Mitte Foto: Gerald Nill

Nur gut eine Woche nach ihrer Gründung hat die Ortsgruppe Oberes Wiesental der „Omas gegen Rechts“ eine Mahnwache am Tag der deutschen Einheit vor dem Schönauer Rathaus veranstaltet. Rednerin Sabine Sprich nannte vier Gründe, warum es jetzt Zeit ist, aktiv zu werden.

Auslöser für die Initiative sei für sie persönlich der ihrer Meinung nach rassistisch motivierte Übergriff eines Einwohners gegen eine junge Frau aus dem Kosovo gewesen. Die Frau sei „aufs übelste und unter der Gürtellinie beleidigt worden“, berichtet Sabine Sprich. „Erschütternd“ sei für sie der „Hype“ ums Schlageter-Grab, aus dem jetzt auch noch ein Mahnmal werde, wie Sprich bedauert.

Schlageter sei Mitglied einer Vorläufer-Organisation der NSDAP gewesen und erhalte in Schönau eine Ehre, die ihm nicht gebühre. Sinnvoll in einer turbulenten Gemeinderatssitzung sei zuletzt der Vorschlag der Gemeinderätin Katharina Hackner gewesen, die Vorgänge, die zur Exekution durch französische Besatzer und zur nachträglichen Heroisierung durch die Nazis führten, von einem Historiker klären zu lassen. Dieser Antrag sei bedauerlicherweise von der Ratsmehrheit abgelehnt worden.

Kein Held oder Ehrenbürger

„Ja“, sagt Sprich. „Ich hätte dieses Grab gerne aus der Welt.“ Und weiter: „Ich sehe ihn nicht als Helden, schon gar nicht als Ehrenbürger.“ Sie könne nur hoffen, dass die Erklärungstafel am Grab Schlageters wenigstens von einem Historiker gefertigt werde.

Dritter Grund für die „Omas gegen Rechts“: „Der Rechtsruck in der Gesellschaft.“ Der werde im ländlichen Raum nicht so wahrgenommen, finde aber statt. „Wir brauchen gar nicht in den Osten zu schauen, überall gibt es AfD-Gruppen, zum Beispiel in Utzenfeld“, so Sprich. „Ich möchte meinen Kindern nicht so eine Welt hinterlassen und will für den Erhalt der Demokratie kämpfen.“

Demokratie erhalten

Sprich ist mehrfache Oma, mit einem Ohr am Handy: „Das sechste Enkelkind ist gerade unterwegs“, erklärt sie ihr viertes Motiv für die Initiative. „Ich möchte, dass auch kommende Generationen in einer Demokratie leben können.“

Gut zwei Dutzend Menschen, manche mit Kindern, sind zur Mahnwache gekommen, darunter auch die Organisatorin der Ortsgruppe, Karin Maier. Sie wolle den Tag der deutschen Einheit nutzen, um ein Zeichen gegen rechte Strömungen in der Gesellschaft zu setzen. Sie fragt: „Welche Gesellschaft wollen wir sein?“ Ihre Ansprache richtet sich gegen Fremdenfeindlichkeit jeder Art.

Gegen Hetze und Gewalt

Sie spricht sich gegen Verschwörungstheorien, Antifeminismus, Hetze und Gewalt aus. „Nie wieder ist jetzt“, schließt Karin Maier und erhält viel Applaus für ihre Aktion.

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