Malburg-Marzell Berggemeinde drückt klare Haltung aus

Silke Hartenstein
Die IG Lebensraum Oberes Kandertal stellte sich vor (von links): Birgit-Cathrin Duval, Michaela Weingärtner, Bernd Wehrle, Annette Mayrhofer, Matthias Wehrlin, Rolf Vollmer, Rolf Lachmit, Karlheinz und Johannes Beyerle. Es fehlen Kathryn Babeck, Friedemann Hintenaus und Peter Müller. Foto: Silke Hartenstein

Windkraftanlagen auf 16 Prozent der Gemeindefläche und in Teilen der Wasserschutzzone II: Obwohl das die Gemüter vieler Menschen erregt, verlief die Infoveranstaltung der neu gegründeten IG Lebensraum Oberes Kandertal insgesamt ruhig.

Vor 150 Gästen im brechend vollen Bürgerhaus Edenbach ging es um Informationen und Hilfestellung bei der Abgabe von Stellungnahmen beim Regionalverband Hochrhein-Bodensee. Eine Diskussion dazu würde den zeitlichen Rahmen sprengen, stellten die beiden Moderatoren und IG-Sprecher Birgit-Cathrin Duval und Karlheinz Beyerle vorab klar.

Da die fünf anvisierten Vorrangflächen für Windenergieanlagen (WEA) nicht im Gemeindewald liegen, kann Malsburg-Marzells Gemeinderat sie nicht ablehnen. Er kann jedoch seine Stellungnahme dazu dem Regionalverband schicken und hat sie bereits ausgearbeitet.

Der Wunsch der IG: Möglichst viele weitere Stellungnahmen aus der Bevölkerung sollen ein klares Zeichen des Widerstands setzen. Auch Bürger aus umliegenden Gemeinden sind zur Abgabe von Stellungnahmen aufgerufen. Die IG, so Duval, werde die gesammelten schriftlichen Stellungnahmen dem Verbandsdirektor Sebastian Wilske persönlich übergeben. Hierfür wurden nun den Bürgern Handreichungen gegeben, denn, wie Duval die Versammlung fragte: „Habt ihr in eurem Leben schon mal eine Stellungnahme abgegeben?“ Die in der Halle ausgelegten 100 Muster-Stellungnahmen der IG waren am Ende des Abends vergriffen.

Manche Bürger wollen überhaupt keine Windenergieanlagen. Duval dagegen stellte klar: „Wir sind keine Windkraftgegner, wir wollen nur nicht unser ganzes Tal umzingelt haben.“ Die zwölf Regionalverbände in Baden-Württemberg müssen mindestens 1,8 Prozent ihres jeweiligen Gebiets als Vorrangfläche für Windkraft ausweisen, andernfalls dürfen Investoren theoretisch überall Windräder bauen. Die fünf Vorrangflächen rund um Malsburg-Marzell indes nehmen einen Anteil von rund 16 Prozent der Gemeindefläche ein. Wie das aussehen kann, zeigte Beyerles Zeichnung der Größenverhältnisse der 270 Meter hohen Windräder zum Blauenturm und normal hohen Fichten.

Wassermeister Martin Vollmer erneuerte seine bei der Infoveranstaltung im Juli geäußerten Befürchtungen bezüglich der Sicherheit der Trinkwasserversorgung. Die Vorrangflächen überschneiden sich teilweise mit Wasserschutzgebieten der Zone II. Vollmer: „Auf der Ostseite, wo die meisten Quellen liegen, sind die Überschneidungen prägnant.“ Des Weiteren nutze der Hohlebachverband Wasser aus den Quellgebieten „Wasen“ und „Stückbäume“, um die Nitratwerte der Trinkwasserversorgung unter anderem von Kandern und Schliengen zu senken – der größere Teil des Wassers stammt von Tiefbrunnen der Rheinebene. Duvals Fotos der Zuwegungen zur Anlage Taubenkopf am Schauinsland zeigten breite, verdichtete Schneisen mit steilen Böschungen. „Bei jedem Weg, den ich in den Wald einschlage, fehlt das Einzugswasser“, sagte Christfried Gottschling, Förster in Malsburg-Marzell und Endenburg dazu. Dierk Kilchling warnte vor Erosion und Starkregen: „Dann wird die Schwemme in Kandern ihrem Namen gerecht.“ Daniela Meier, Kreisrätin und Mitglied im Regionalverbands-Planungsausschuss, bekundete ihre Solidarität mit der Gemeinde, ebenso Bürgermeister Mario Singer und Wies’ Ortsvorsteher Rolf Vollmer. Am 10. September, so Vollmer, befasse sich Wies’ Ortschaftsrat mit der Stellungnahme der Gemeinde Kleines Wiesental.

Wie sich Bürger beteiligen können

Stellungnahmen:
 Bis zum 20. September können beim Regionalverband Hochrhein/Bodensee Stellungnahmen der Verbände, Fachbehörden, Kommunen, Bevölkerung und Träger öffentlicher Belange eingehen. Darauf folgen die Überarbeitung des Entwurfs, eine zweite Anhörung und zuletzt der Satzungsbeschluss.

Verfahren:
 Spätestens zum Jahresende 2025 soll das Verfahren beschlussreif sein. Stellungnahmen in Papierform müssen bis zum 16.September versandt werden, per Einschreiben oder per Abgabe im Rathaus Malsburg. Entsprechende Muster-Stellungnahmen sind im Rathaus Malsburg erhältlich und können von der Gemeindeinternetseite www.malsburg-marzell.de unter „Leben und Wohnen“ heruntergeladen werden. Kontaktdaten:
Geschäftsstelle Regionalverband Hochrhein-Bodensee, Im Wallgraben 50, 79761 Waldshut-Tiengen, E-Mail: beteiligung@hochrhein-bodensee.de

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