Der öffentliche Nahverkehr im oberen Kandertal ist immer wieder Thema. In Malsburg-Marzell legt man Wert darauf, nicht abgehängt zu werden. Als erster Schritt wird die Reaktivierung der Kandertalbahn angesehen.
Verkehr: Politiker und Interessenvertreter sprechen über die Situation im oberen Kandertal
Der öffentliche Nahverkehr im oberen Kandertal ist immer wieder Thema. In Malsburg-Marzell legt man Wert darauf, nicht abgehängt zu werden. Als erster Schritt wird die Reaktivierung der Kandertalbahn angesehen.
Von Saskia Scherer
Malsburg-Marzell. Das wurde bei einem Gespräch am Donnerstagnachmittag deutlich, zu dem Bürgermeister Mario Singer FDP-Politiker, Gemeinderäte und Vertreter der Interessengemeinschaft (IG) Pro Kandertalbahn eingeladen hatte.
Auch für Malsburg-Marzell sei eine Kandertal-S-Bahn von entscheidender Bedeutung – auch vor dem Hintergrund, wo junge Familien heutzutage noch siedeln können, meinte der FDP-Bundestagsabgeordnete Christoph Hoffmann. „Hier gibt es noch Möglichkeiten“, meinte er mit Blick auf die Grundstückspreise.
Es brauche einen positiven Grundsatzbeschluss des Kreistags für die Kandertalbahn. Ins gleiche Horn blies auch Markus Kern von der IG. „Dann kann die Landesverkehrsgesellschaft anfangen zu planen.“
Neue Chancen
Man müsse jetzt die Weichen stellen: Basel wolle den Pendlerverkehr schließlich über kurz oder lang nicht mehr in der Stadt haben.
„Und hier haben wir alle Möglichkeiten, immerhin ist die bestehende Trasse in bestem Zustand.“ Diese werde an sechs von sieben Tagen nicht genutzt, ergänzte Kerns Kollege Kurt Spittler. Mit dem angedachten Wasserstoffantrieb (wir berichteten) komme man auch Bürgern entgegen, die nah an den Gleisen wohnen. „Die Züge sind leise und verursachen keine Emissionen“, betonte Kern.
Heute würden sich für die Kandertalbahn auch ganz andere Chancen bieten, wusste der FDP-Landtagsabgeordnete Jochen Haußmann. Mittlerweile gebe es eine neue Vereinbarung auf Bundesebene, wie die Gelder für den öffentlichen Nahverkehr der Länder verteilt werden. Haußmann signalisierte auch seine Bereitschaft, „auf das Land zuzugehen“.
Synergien nutzen
Bürgermeister Singer sprach von „einer ganzen Menge von synergetischen Möglichkeiten“, auch, um den sanften Tourismus zu fördern – wie etwa Busse, die auf den Hochblauen fahren, vielleicht sogar ebenfalls mit Wasserstoff betrieben. Denkbar sei auch eine Ring-Erschließung nach Müllheim.
Aber nicht nur für Berufspendler und Touristen ist eine gute Infrastruktur von Bedeutung. Frank Martin vom FDP-Stadtverband Bad Krozingen brachte die Ärzteversorgung aufs Tapet. „In den nächsten Jahren werden viele Ärzte nicht mehr vorhanden sein.“ Und Jungmedizinern müsse man gute Bedingungen bieten, damit sie sich niederlassen. In Malsburg-Marzell gibt es noch einen Hausarzt, berichtete Gemeinderätin Isabella Zimmer. Auch seine Nachfolge werde problematisch werden.
Des Weiteren erinnerte die Gemeinderätin an die Kandertalkonferenz, die 2015 in Wollbach stattgefunden hat – unter anderem mit Vertretern der Agglomeration Basel. „Wir fühlten uns damals, als beginne hinter Kandern das Nirwana.“ Der ÖPNV sei für die Berggemeinde „ganz wichtig“. Viele ältere Bürger hätten abwandern müssen, weil sie sonst abgeschnitten wären. „Und jede Familie besitzt mindestens zwei Autos.“
Berggemeinde im Blick
„Wir sind heute hier, weil wir Malsburg-Marzell nicht vergessen“, betonte Hoffmann. Peter Völker von der IG riet, dem Trinationalen Eurodistrict Basel beizutreten. „Man muss grenzüberschreitend denken und sich sichtbar machen“, empfahl er.