Malsburg-Marzell Die Idylle braucht auch Pflege

Weiler Zeitung

Gemeinderat: Raumkonzept Kandertal 2040 in der Kritik / Keine Gegenleistung für Naherholungsfunktion

Für Diskussionsstoff im Gemeinderat sorgte am Montagabend die Abschlussveranstaltung zum Raumkonzept Kandertal 2040 per Videokonferenz am 21. Januar. Zwei Jahre hatten Planer die Entwicklung der Region in den Bereichen Siedlung, Verkehr und Landschaft in den Blick genommen. Malsburg-Marzell wurde dabei die Rolle einer erlebbaren Schwarzwaldidylle zugeteilt.

Von Alexandra Günzschel

Malsburg-Marzell. Die Landschaft im oberen Kandertal wird als wertvoll erachtet und soll nach Möglichkeit erhalten bleiben. Dies war ein Ergebnis des Prozesses, an dem alle Kandertalgemeinden beteiligt waren.

Im Vorderen Kandertal, wo der größte Siedlungsdruck herrscht, heißt die Devise dagegen Nachverdichtung. Durch kompaktere Bauformen wird eine höhere Bevölkerungsdichte und somit auch die Schaffung von mehr Wohnraum angestrebt.

„So positiv sehe ich das alles nicht“, brachte Gemeinderat Dierk Kilchling die Diskussion in Gang. Insbesondere störte er sich daran, dass das Tonwerkeareal in Rümmingen als positives Beispiel hervorgehoben wurde. „So etwas will ich hier nicht“, betonte der Gemeinderat. Ihm ging es vor allem darum, dass einheimische junge Leute im Dorf bauen können, ohne dass ihnen Steine in den Weg gelegt werden.

Kilchling sprach noch ein anderes Problem an: den Müll, den viele Tagesausflügler – etwa die Schlittenfahrer – hinterlassen, und der dann von Einheimischen wieder beseitigt werden muss.

Bürgermeister Mario Singer wies darauf hin, dass das Raumkonzept, wie es jetzt zu Papier gebracht wurde, keine rechtliche Bindung habe. Die positive Bewertung der Landschaft im oberen Kandertal hielt er grundsätzlich für begrüßenswert, meinte andererseits aber, dass die Gemeinde davon eigentlich auch profitieren sollte.

„Die Wohnqualität im oberen Kandertal hängt davon ab, was wir hier zu bieten haben“, äußerte sich Karlheinz Beyerle zum Thema. Auch er hielt eine Gegenleistung für das Instandhalten und Aufräumen von Wanderwegen und Loipen für denkbar. „Wir sollten uns für Fördermittel stark machen“, sagte er. Schließlich zahle man auch für städtische Leistungen wie etwa Kultur.

„Wir brauchen keine Neubaugebiete hier, sondern Einzelfalllösungen“, griff Hans-Peter Oßwald das Thema Bauen auf. Doch gerade die Einzelfalllösungen erweisen sich immer wieder als schwierig, wie sich auch an den Bauanträgen zeigte, die in der Sitzung zuvor behandelt worden waren. „Die positive Bewertung der Landschaft sei negativ für jeden der bauen will“, meinte Marc Schwarz. Und Manfred Wetzel betonte: „Wir wollen Baurecht für die Leute, die hier geboren sind und bleiben wollen.“

André Hintenaus sprach das Problem an, dass im vergangenen Jahr kaum noch eine Beteiligung am Entwicklungsprozess für das Raumkonzept möglich gewesen sei. „Jetzt ist es fertig“, bedauerte er. Nutznießer sei die Basler Industrie.

Singer sprach die Offenhaltung der Landschaft durch die Weideverbände im oberen Kandertal an. „Dafür bekommen wir kein Geld“, ärgerte er sich. „Im Prinzip müsste man am Ortseingang Eintrittsgeld von den Erholungssuchenden verlangen“, spitzte er provokant zu.

Neben Problemen mit der Vermüllung, die die Tagesausflügler mit sich bringen, werden auch Parkplätze immer wieder knapp. Dennoch wurden Überlegungen, auf dem Lipple Parkgebühren zu verlangen, bisher offenbar nicht wirklich ernst genommen.

Schlussendlich war es vielen wichtig zu betonen, dass man nicht generell gegen Touristen sei. Es gehe um das große Ganze, hieß es.

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