Malsburg-Marzell Gemeinde zieht die Reißleine

Silke Hartenstein
Zumindest vorläufig gibt es in Malsburg-Marzell keine Ganztagsbetreuung im Kindergarten mehr. Foto: Rolf-Dieter Kanmacher

Die Ganztagsbetreuung muss im evangelischen Kindergarten „Schwalbennest“ in Malsburg-Marzell vorläufig aufgegeben werden. Das Problem ist der große Platz- und Investitionsbedarf.

Ab dem Kindergartenjahr 2025/2026 soll es im evangelischen Kindergarten „Schwalbennest“ vorerst keine Ganztagsbetreuung mehr geben. Grund dafür ist der Raummangel. Es gibt dort bereits eine Überbelegung, deren Genehmigung ist befristet auf Ende August 2025.

Im laufenden Kindergartenjahr 2024/2025 gibt es im Schwalbennest eine Gruppe mit Ganztagsbetreuung und zwei Gruppen mit verlängerten Öffnungszeiten (VÖ). Durch die Umstellung der Betreuungsform auf drei VÖ-Gruppen ab dem Kindergartenjahr 2025/ 2026 werden fünf Plätze zusätzlich geschaffen – und diese Plätze werden gebraucht.

Aktuell besuchen nach Auskunft von Kindergartenleiterin Valerie Pfeifer 58 Kinder im Alter von über drei Jahren die Einrichtung, davon 20 in der Ganztagsgruppe. Sechs Kinder stehen derzeit auf der Warteliste. Nach Auskunft von Hauptamtsleiter Patrick Seemann gibt es in der Gemeinde aktuell nur eine Tagesmutter.

Wegfall des Angebots soll Grundversorgung sichern

Wie Bürgermeister Mario Singer feststellte, sei der Wegfall der Ganztagsbetreuung erforderlich, um die Grundversorgung zu sichern. Wer dringend einen Kita-Platz benötige, könne in den Waldkindergarten in Sitzenkirch ausweichen, dort seien noch Plätze frei.

Der Gemeinderat stimmte der Umstellung auf drei VÖ-Gruppen zu bei einer Enthaltung und einer Gegenstimme von André Hintenaus. Zuvor hatten Hintenaus und Dirk Kielchling eine Vertagung des Beschlusses gefordert – Kielchling verlangte einen Ortstermin mit Vertretern des Landratsamts und des Kommunalverbands für Jugend und Soziales Baden-Württemberg (KVJS). Die Vertagung wurde mehrheitlich mit fünf Gegenstimmen und zwei Enthaltungen abgelehnt.

Raumnot muss noch besser gelöst werden

Einen Anbau an das Kindergartengebäude kann sich die Gemeinde derzeit nicht leisten. Zur Linderung der Raumnot wurden 2017 zwei Container aufgestellt. Diese sind baulich zwar miteinander verbunden, doch nicht mit dem Kindergartengebäude. Daher gelten sie als „eigene Einrichtung“. Mehrmals wurde die Betriebserlaubnis für diese Übergangslösung verlängert, ab November 2023 dann war seitens des KVJS Schluss damit. Nun werden die Container von den Erzieherinnnen als Personal- und Rückzugsraum genutzt. Wie Seemann sagte, gebe es Überlegungen, die Container baulich mit dem Kindergartengebäude zu verbinden – es sei unklar, wie genau vorgegangen werden müsse, um die Betriebserlaubnis wieder zu erlangen. Dazu soll es nun „zeitnah“ eine Begehung geben – diese Forderung von Dirk Kielchling wurde aufgenommen. Der politischen Gemeinde und der Kirchengemeinde fällt der Beschluss nicht leicht. In der Kuratoriumssitzung mit dem Träger vom 12. September hatte sich der Kirchengemeinderat der Stimme enthalten. In der Bürgerfragenstunde stellte eine Bürgerin fest, der Wegfall von Ganztagsplätzen könnte junge Familien davon abhalten, nach Malsburg-Marzell zu ziehen. Gemeinderätin Kathryn Babeck schlug vor, ein Konzept für einen Waldkindergarten zu entwickeln.

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