Malsburg-Marzell Große Windkraftpläne machen Sorgen

Markus Adler
Der Ausbau der Windkraft auf Gemarkung von Malsburg-Marzell wie hier am Blauen sorgt für Diskussionen im Gemeinderat. Foto: zVg

Der Gemeinderat Malsburg-Marzell diskutiert über Vorrangflächen für Windkraftanlagen, die im Staatswald im Regionalplan vorgesehen sind. Außerdem warten sie immer noch auf einen eigenen Termin seitens des Bürgerwindparks Blauen.

„Wenn ich mir vorstelle, dass wir einmal ringsum von Windrädern umzingelt sein werden, wenn die Sonne ihre Runde macht“, brachte es Gemeinderat Dierk Kilchling im Bürgerhaus Edenbach auf den Punkt. Überall Windräder – so könnte es in der Berggemeinde einmal aussehen, wenn die Planungen im neuen Regionalplan zur Windkraft Wirklichkeit werden würden, so seine Befürchtung.

Hintergrund war die Information von Birgit-Cathrin Duval in der Frageviertelstunde des Gemeinderats, dass im Verhältnis zur gesamten Gemeindefläche Malsburg-Marzell die höchsten Flächenanteile für Vorranggebiete Windenergie aufzubringen hätte. Davon erfahren hatte sie bei einer Infoveranstaltung in Schopfheim. „Ich war schockiert, das ist die denkbar größte Betroffenheit, und da wird es einem Angst“, betonte sie.

Bürgerin befürchtet massive Auswirkungen

Sie ziterte aus dem Umweltbericht und sagte, dass das Landschaftsschutzgebiet Blauen am stärksten belastet sei, weil rund fünf Vorranggebiete vollflächig im dortigen Landschaftsschutzgebiet liegen.

„Ich befürchte erhebliche negative Auswirkungen für den Menschen und die Natur“. Besonders in Gefahr seien die sensiblen Quell-Landschaften. „Ich habe für diese Information nach Schopfheim fahren müssen“, kritisierte sie, dass die Bürger in der Berggemeinde im Unklaren gelassen würden.

„Das wird eine Windpark-Industriezone, dass einem Hören und Sehen vergeht“, sagte Duval. Für Frust sorgte im Gemeinderat das Gefühl, vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden und dass die Interessen der Gemeinde nicht gehört werden.

Beispiel 1: Beim geplanten Bürgerwindpark Blauen gibt es seit Monaten die offene Forderung der Gemeinde nach einer eigenen Infoveranstaltung für Malsburg-Marzell. Die Projektträger haben bislang eine mündliche Zusage gemacht, doch Termine bis Ostern kamen wegen notwendiger Aktualisierungen der Pläne nach dem Bürgerentscheid von Schliengen nicht zustande.

Infoveranstaltung steht auf der Wunschliste

Nun ist von bis zu den Sommerferien die Rede, aber der Glaube im Gemeinderat an diesen Zeitplan stößt auf spürbare Skepsis. Zwischen den Zeilen ist auch immer wieder zu spüren, dass sich die Ratsmitglieder mehr Nachdruck von Seiten des Bürgermeisters bei der Artikulation der Interessen der Gemeinde erwarten.

Mario Singer verwies aber erneut auf vier Veranstaltungen zu Windkraft, die in den umliegenden Gemeinden stattgefunden hätten. Für eine eigene Information der Bevölkerung verfüge die Gemeinde nicht über das notwendige fachliche Know-How, hieß es.

Beispiel 2: Die politische Entscheidung der Landesregierung, 1000 Windräder im Staatsforst errichten zu lassen, stößt wegen des Eingriffs in bestehende Waldstrukturen nicht nur bei Windkraftskeptikern auf Kritik. Gemeinderat Karl-Heinz Beyerle wunderte sich in der Sitzung darüber, dass die heutige Vorrangflächen im Regionalplan-Entwurf noch 2022 fachlich nur als „bedingt geeignet“ für Windkraft bezeichnet worden waren. Er könne sich nicht erklären, wie diese fachliche Kehrtwende zustande gekommen sei, sagte er.

Fachliche Kehrtwende in Benennung von Flächen?

Die Ökobilanz der geplanten Windräder wurde massiv in Frage gestellt durch die nicht vorhandenen Zuwegungen, die Topographie und die Konzentration auf die Gemarkung der Berggemeinde.

Verbandsdirektor Sebastian Wilske wird am 29. Juli im Gemeinderat von Malsburg-Marzell erklären, wie es zu den Vorrangflächen gekommen ist. Das SWR-Fernsehen drehte am Montagabend in Malsburg-Marzell für die Politik-Sendung „Zur Sache Baden-Württemberg“, die am Donnerstag, 16. Mai, ab 20.15 Uhr ausgestrahlt wird einen Beitrag zum politischen Engagement in kleinen Gemeinden vor der Wahl.

Die Stimmung zur Windkraft war jedenfalls leicht gereizt. „Wenn niemand zu uns kommen will, sollten wir vielleicht einfach eine eigene Veranstaltung machen und eigene Experten einladen“, brachte es ein Gemeinderat auf den Punkt.

Ölkavernenprojekt löst sich in Wohlgefallen auf

Karlheinz Beyerle erinnerte an ein Ölkavernenprojekt mit einer großen Pipeline in Malsburg-Marzell, das in Zeiten der Ölknappheit für erhebliche Bürgerproteste gesorgt hatte .

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