Malsburg-Marzell Haus mit familiärem Charakter

Weiler Zeitung

„Berghaus Johannes“: Kleine heilpädagogische Einrichtung in Kaltenbach feiert heute 50-jähriges Bestehen

Aus dem Leben der Berggemeinde ist das „Berghaus Johannes“ in Kaltenbach nicht mehr wegzudenken. Die dort betreuten Kinder gehören auf ihren Spaziergängen zusammen mit den Betreuern längst zum vertrauten Dorfbild. Heute wird die Einrichtung auf den Tag genau 50 Jahre alt.

Von Rolf-Dieter Kanmacher

Malsburg-Marzell. Das Berghaus Johannes besteht aus einer Schule, drei Heimgebäuden, einem großen Schulgarten, Schulhöfen mit Tribüne und einem Gewächshaus. Die Schule am Heim gliedert sich in Grundstufe, Hauptstufe und Berufsschulstufe mit Holzwerkstatt, Handweberei, Gartenbauprojekten und Brotbäckerei.

1970 wurde das Berghaus Johannes von Hermann Winter gegründet. Als Waldorfschüler hatte Winter die Lehrer der ersten Stunde erleben dürfen, welche aus der Lehre von Rudolf Steiner heraus die heilpädagogischen Waldorfschulen ins Leben riefen. Der Gründer, er verstarb 2006, hat die Einrichtung, die sein Lebenswerk darstellte, aus eigenen Mitteln finanziert.

Heute stellt sich das Berghaus Johannes als eine bewusst kleine heilpädagogische Einrichtung mit familiärem Charakter und zeitgemäßer Weiterentwicklung dar. Betreut werden dort seelenpflegebedürftige Kinder und Jugendliche mit beispielsweise Autismus, Tourette- oder Down-Syndrom. Die Betreuungszeit reicht vom vierten Lebensjahr bis zum Abschluss der Sonderschule mit spätestens 24 Jahren.

Ein besonderes Anliegen ist es Heimleiterin Halina Bednarz und Lehrerin Dorothee Kunze, der langjährigen Heimleiterin Erika Erz für deren unermüdlichen pädagogischen Einsatz zu danken. Erz war von Anfang an dabei und erinnert sich: „Der Anfang war nicht einfach.“

„Der Anfang war nicht einfach.“

In einem ehemaligen Ferienhaus begann man mit der Arbeit – zunächst nur mit Kindern. Ende der 70er-Jahre war die Gründung der staatlich anerkannten Schule für Geistigbehinderte am Heim ein wichtiger Schritt in der Entwicklung der Einrichtung, die sich auch baulich ständig vergrößerte.

Schulischer Leiter der Einrichtung mit großen Verdiensten war bis vor kurzer Zeit Reinhard Mutter, auch Leiter mehrerer staatlicher Schulen im Raum Müllheim.

Unterrichtet wird in Kaltenbach altersgemäß entsprechend dem Waldorflehrplan mit Eurythmie, rhythmischer Gymnastik und künstlerischen Fächern. Ein weiterer Schwerpunkt liegt im Bereich der praktischen, arbeitstherapeutischen Anleitung. Die Schulferien verbringen die meisten Kinder bei ihren Eltern.

Immer integriert in die Arbeit und vielfach als Mitarbeiterinnen tätig waren auch Frauen aus dem Ort. Besonders in der Anfangszeit konnte man auf deren Unterstützung bauen. So sei eine Nachbarin fast so etwas wie eine Oma für die Kinder geworden und habe sogar auf sie aufgepasst, wenn die Erzieherin gerade andere Aufgaben erfüllen musste. Und in den Bauernhöfen, die es früher noch im Ortsteil gab, durften die Kinder beim Melken zuschauen und freuten sich über die frische Milch.

„Die ruhige, beschauliche Lage der Einrichtung tat vielen Kindern gut“, unterstreicht Erz, die sich auch über viele positive Rückmeldungen der Eltern während ihres 50-jährigen Wirkens im Heim freuen konnte. In bester Erinnerung sind vielen Besuchern die Schulfeiern im Heim sowie Aufführungen des Oberuferer Christgeburtsspiels durch Mitarbeiter.

Aktuell werden im Heim 17 Kinder und Jugendliche betreut. Die Tendenz zu Tagesschulen macht die Arbeit nicht leichter, doch setzten Leitung und Mitarbeiter große Hoffnung in eine weiterhin positive Entwicklung der Einrichtung.

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