Malsburg-Marzell Italienische Saisonarbeiter konnten problemlos sesshaft werden

Weiler Zeitung
Arbeiter vor großen „Brocken“, um 1938 Foto: zVg Foto: Weiler Zeitung

Lokalgeschichte Teil 6: Vereinigte Granitwerke Seebach und Kandern, Gebrüder Thiele: Die Bedeutung der Brüder Benischke

Von Volker Scheer

Malsburg-Marzell. Untrennbar mit den Steinbruchbetrieben verbunden ist der Name Benischke: Josef Benischke kam 1907 aus dem Sudetenland und war zunächst Uhrmacher in der Großuhrenfabrik Linder in Kandern, ging dann nach Malsburg, wo er Werkmeister und Lokomotiv-Führer des Steinbähnles war.

Sein Bruder Karl Benischke folgte ihm 1913 nach Malsburg. Er war Mechaniker, betreute alle Maschinen und die firmeneigene Turbinen-Anlage zur Stromgewinnung über einen Kanal, später in großen Rohren aus der Kander. Außerdem war er der Chauffeur für das Gefährt der Firma Thiele – das erste Auto im Tal – und musste jeden Tag die Brüder Georg und Johannes Thiele in Kandern abholen. Sonntags bekam er oftmals das Auto zu privaten Zwecken und konnte so die Verwandtschaft seiner Frau in Hornberg besuchen. Sie war Krankenschwester in Karlsruhe, wo er sie während seiner Soldatenzeit kennenlernte.

Karl Benischke erhielt als besondere Auszeichnung am 18. Februar 1953 die Ehrenurkunde der IHK Schopfheim für 40 Jahre bei Thiele, am 25. Juni 1963 eine solche für 50-jährige Tätigkeit sowie das Bundesverdienstkreuz am Bande für besondere Verdienste am 7. September 1963.

Auf dem Werkhof – jetzt Wohnhaus Thiele – wohnte oben die Familie von Josef Benischke, im Erdgeschoss war die Kantine. Rechts davon waren die 15 überdachten Schuppen, aber offenen Arbeitsplätze der Steinhauer (Steinmetze), rechts davon war der Schotter-Brecher, auch Spaltmaschinen gehörten zur Ausstattung.

In den Werkstätten wurde alles für den Betrieb Benötigte selbst hergestellt. Dort arbeiteten Schmiede (Erhard Strohmeier), die alle Werkzeuge für die Steinarbeiter fertigten, Mechaniker und Schlosser (Karl Benischke, in dessen Werkstatt drei Werkbänke standen), und Schreiner (Breh), die alle Holzteile fertigten.

In den Kirchenbüchern der katholischen Kirchengemeinde Kandern finden sich viele Einträge mit italienischen Namen zu Malsburg. Italiener waren meist Saisonarbeiter, die jeden Winter in ihre Heimat zurückkehrten. Aber durch ein Abkommen zwischen Italien und Deutschland konnten schon gegen Ende des 19. Jahrhunderts italienische Steinmetze zusammen mit ihren Angehörigen im Kaiserreich ohne Legitimations- und Rückkehrzwang sesshaft werden, sich die mobilen Zuwanderer frei bewegen.

Sie galten als fleißig, nüchtern und sparsam und waren daher als Arbeitskräfte gern gesehen, weil sie harte körperliche Arbeiten wie im Bergbau, in Steinbrüchen und Ziegeleien übernahmen. Am Beispiel Maurizio Felice (Moritz) Ceregetti ist aber auch zu sehen, dass sich solche Arbeiter zu Unternehmern hocharbeiten konnten.

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