Malsburg-Marzell Seilbahn ersetzt Steinbähnle

Weiler Zeitung
Die Seilbahn mit 1300 Metern Länge geht an Weihnachten 1920 in Betrieb. Foto: zVg Foto: Weiler Zeitung

Lokalgeschichte Teil 2: Vereinigte Granitwerke, Gebrüder Thiele

Von Volker Scheer

Malsburg-Marzell. 1906 gründet Ernst Thiele zusammen mit J. Müller die Firma Granitwerke Seebach J. Müller und E. Thiele. Sie wird am 1. Juni 1907 in Thiele OHG umgewandelt und 1912 tritt der älteste Thiele-Sohn Georg in die Firma ein.

Im November des gleichen Jahres stürzt die 16-jährige Bertha Müller aus Kaltenbach vom Steinbähnle und zieht sich tödliche Verletzungen zu. Das Bähnle ist für viele Bewohner des hinteren Kandertals das bequeme, wenn auch unerlaubte Transportmittel.

Im Zug des Bähnle-Baus hat die Firma Buss wohl auch Gelände und Steinbruch erworben. Dieser geht am 21. Januar 1913 an Thiele in Ottenhöfen, und am 20. Februar desselben Jahres erwerben die Brüder Ernst und Johannes Thiele die Malsburger Steinbrüche, investieren in Bauten und Gelände. Hergestellt werden Bruchsteine, Pflastersteine, Randstein, Flussbausteine, Fußbodenplatten, Fassadenplatten, Treppenstufen, Fensterbänke, Sand sowie Schotter in allen gängigen Körnungen.

Während des Ersten Weltkriegs machen die Aufträge den Einsatz von zwei Lokomotiven nötig. Ernst Thiele führt den Betrieb in Ottenhöfen weiter, Johannes und Georg den Malsburger mit Sitz in Kandern.

Georg Thiele findet in Kandern seine Frau und heiratet am 16. März 1914 Frieda Köbel, die Tochter des angesehenen Steinbruchbesitzers und Maurermeisters Georg Köbel. Die Hochzeit ist ein großes Fest mit Tafel im Saal des Hotels „zur Krone“.

Die Firma „Gebr. Thiele“ teilt am 14. Januar 1920 der Stadt mit, dass sie das Steinbähnle verkaufen will. Der Abbau des Steinbähnle-Gleises nach Malsburg geht am 21. April dem Ende entgegen, nachdem die Strecke 13 Jahre in Betrieb war. Vom Erlös für zwei Lokomotiven und der Schienen kaufen Thieles eine Doppelseilbahn und verbinden den Kanderrain mit den Werkstätten im Tal mit dem Lütschenbacher Steinbruch. Mit 1300 Metern Länge überwindet sie einen Höhenunterschied von fast 300 Metern und kann an Weihnachten 1920 in Betrieb gehen.

Sie sollte im Ersten Weltkrieg im Dienst der deutschen Fronttruppe am Chemin-des-Dames aufgebaut werden. Dazu kam es nicht mehr. Sie lag unbenutzt beim Hersteller Schütte-Lanz in Mannheim, von wo sie nach Malsburg erworben werden konnte, stammt also nicht vom Hartmansweilerkopf, wie angenommen wurde.

Bis dahin waren die Steine mit Pferdefuhrwerk ins Tal befördert worden, was im Winter unmöglich war. Solange war die Verladerampe beim Gasthaus „zum Kranz“, wo von den Pferdefuhrwerken auf das Steinbähnle umgeladen wurde.

Die ersten Seilbahnmasten, die Zimmermann Forsthuber fertigt, sind aus Holz. Er ist bekannt für seine große Familie mit 15 oder 16 Kindern, die nie alle an einem Tisch sitzen können.

Im Tal werden die Steine auf Lastwagen nach Kandern transportiert. Zu der Zeit beschäftigt das Unternehmen 130 Mann und liefert 90 Prozent der Produktion in die Schweiz.

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