Maulburg „Es gibt eine Zeit nach dem Ende der Krise“

(hp)
Firma Rotzler Steinen. Foto: Harald Pflüger

Corona-Krise: Firmen Busch, Rotzler und Endress+Hauser äußern sich zu den Auswirkungen auf ihre Unternehmen.

Steinen/Maulburg - Wie wirkt sich die Corona-Krise auf Global Player wie Busch, Rotzler oder Endress+Hauser aus? Unsere Zeitung ist dieser Frage nachgegangen.

Zu den größten Arbeitgebern in Maulburg zählt die Firma Busch Vacuum Solutions, ein Hersteller von Vakuumpumpen, -systemen, Gebläsen und Kompressoren. Weltweit arbeiten 3500 Mitarbeiter in 63 eigenen Gesellschaften für das Unternehmen.

Busch Vacuum Solutions

Auf Anfrage heißt es bei Busch Vacuum Solutions:

„Die Corona-Krise verlangt momentan allen Menschen und Firmen ungewohnte Maßnahmen ab. Wir haben uns so gut wie möglich vorbereitet und haben restriktive Sicherheitsmaßnahmen für unsere Mitarbeiter eingeführt. Wo möglich, arbeiten Mitarbeiter von Zuhause aus, Besprechungen und Meetings erfolgen nur über Telefon oder Video. Die Produktion läuft bei uns unbehindert, soweit dies bei den Sicherheits- und Hygienemaßnahmen möglich ist. Kurzarbeit ist momentan nicht geplant, aber nicht auszuschließen.

Die Bundesregierung hat jetzt sogenannte „kritische Infrastrukturbetriebe“ klassifiziert, deren Produktion zur Bekämpfung der Corona-Pandemie und deren Auswirkungen unverzichtbar sind. Einige Kunden von uns aus dem Bereich der Medizintechnik und der Lebensmittelindustrie gehören zu diesem Firmenkreis. Das heißt, wir sind in der Verantwortung, unsere Produktion an Vakuumpumpen aufrecht zu erhalten und diese Kunden zu beliefern. In der Medizintechnik werden unsere Produkte zur Sekret- und Bronchusabsaugung verwendet. Bei Lebensmittelherstellern müssen wir die Lieferbereitschaft und unsere Serviceangebote garantieren, damit weiterhin Lebensmittel vakuumverpackt werden können und somit eine erhöhte Haltbarkeit haben.

Unsere Mitarbeiter am Standort Maulburg und den anderen Produktionswerken tun alles, damit wir lieferfähig bleiben. Dank unserer Servicemitarbeiter können wir weltweit für Notfälle einen 24-Stunden-Service garantieren. Jetzt, in dieser Krise, zeigt es sich, dass wir uns auf unsere Mitarbeiter verlassen können. Um weiterhin schnell reagieren zu können, bespricht sich das Team „Covid-19 Task Force“ mindestens einmal täglich, um notwendige Maßnahmen zu koordinieren.

In der Kantine haben wir die Essenszeiten so ausgedehnt, dass sich immer nur wenige Mitarbeiter gleichzeitig dort aufhalten. Stühle und Tische sind mit großem Abstand platziert.“

Rotzler Steinen

In Steinen gehört die Firma Rotzler, ein weltweit führender Hersteller von hydraulischen Seilwinden und Windensystemen für das Heben und Ziehen von Lasten, zu den größten Arbeitgebern. Über 220 Beschäftigte realisieren maßgeschneiderte Lösungen nach den Wünschen der Kunden. Auf Anfrage heißt es bei dem Unternehmen, das im vergangenen Jahr 100-jähriges Firmenbestehen feiern konnte:

„Die aktuelle Lage mit der Corona-Krise beeinträchtigt uns alle im täglichen Leben. Wir bei Rotzler versuchen, diese Situation in Ruhe und mit Flexibilität zu meistern.

Natürlich stehen Gesundheit und Sicherheit unserer Mitarbeiter an erster Stelle. Hierzu wurden spezielle Maßnahmen getroffen, um den Kontakt auf das Notwendigste zu minimieren und die Anzahl der Mitarbeiter an unseren Standorten zu reduzieren. Einige Mitarbeiter haben so zum Beispiel die Möglichkeit, das Homeoffice zu nutzen. In der Produktion haben wir wo immer möglich, Bereiche abgetrennt. Außerdem achten wir unbedingt darauf, Mindestabstände der Mitarbeiter einzuhalten. Geschäftsreisen und persönliche Termine bei Kunden sind abgesagt. Stattdessen nutzen wir zum Beispiel Webmeetings oder Telefonkonferenzen. Natürlich sind alle Mitarbeiter aufgefordert, sich unbedingt an die WHO-Hygieneempfehlungen zu halten. Das alles gilt nicht nur für den Standort Steinen, sondern für alle Standorte der Gruppe. Wir haben bei Rotzler Deutschland typischerweise Aufträge mit längeren Vorlaufzeiten, sodass wir derzeit noch in einem gewissen Umfang produzieren. Wie lange dies so weitergeführt werden kann, ist schwer zu prognostizieren, da es sowohl davon abhängt, ob wir von Vorlieferanten beliefert werden können, als auch ob unsere Kunden weiterhin Lieferungen annehmen.

In Nordamerika, wo wir ausschließlich Standardprodukte mit kurzen Lieferzeiten montieren, ist die Situation einen andere. Dort spüren wir einen deutlichen Rückgang von Bestellungen, was aber auch zu erwarten war.

Bisher ist keine großflächige Kurzarbeit geplant. Aber wenn wir realistisch und ehrlich sind, müssen auch wir davon ausgehen, auf die eine oder andere Art getroffen zu werden. Wir beobachten unsere Auslastung natürlich sehr genau und diskutieren in der Geschäftsleitung selbstverständlich auch „Was wäre wenn“-Szenarien. Es muss für den Fall der Fälle ein Plan in der Schublade vorhanden sein. Und dabei ist natürlich auch Kurzarbeit eine Option, allerdings nicht die einzige.

Ohne Zweifel muss derzeit der Fokus auf Schadensbegrenzung liegen. Wir wollen jedoch nicht vergessen, dass es auch ein Ende der Krise geben wird. Auch wenn wir nicht wissen, wann es soweit sein wird, ist es dennoch wichtig, darauf zu achten, dass wir dann auch präsent sind und mit allen Ressourcen wieder unseren Kunden zur Verfügung stehen.“

Endress+ Hauser

Das Familienunternehmen Endress+Hauser, international tätiger Anbieter von Messgeräten, Dienstleistungen und Lösungen für die industrielle Verfahrenstechnik mit Hauptstandort in Maulburg, umfasst 134 Gesellschaften in 48 Ländern und beschäftigt nahezu 14 000 Mitarbeiter.

Dort heißt es auf Anfrage unserer Zeitung: „Wir haben frühzeitig gehandelt, um die Gesundheit unserer Mitarbeiter, Kunden und Partner zu schützen. Wir haben das Reisen immer mehr eingeschränkt und organisatorische Maßnahmen ergriffen, um an unseren Standorten für mehr Hygiene zu sorgen und genügend Abstand am Arbeitsplatz sicherzustellen. Mittlerweile sind praktisch sämtliche Reisen eingestellt. Mitarbeiter gehen nur noch zu Kunden, wenn dringende Servicearbeiten gemacht werden müssen. Unsere Kunden nutzen verstärkt die digitalen Möglichkeiten. Sie bestellen mehr übers Internet und nehmen häufiger unseren Online-Support in Anspruch. Praktisch weltweit sind unsere Büromitarbeitenden im Homeoffice. Das stellt die IT-Infrastruktur vor Herausforderungen, aber wir haben mittlerweile die Bandbreite unserer Verbindungen und Server so erhöht, dass es keine Probleme gibt. Unsere Produktionsmitarbeiter können das nicht tun. Deshalb unternehmen wir alles, dass sie an ihren Arbeitsplätzen keine Angst haben müssen vor einer Ansteckung. Die meisten unserer Werke arbeiten so wie Maulburg. In verschiedenen Ländern – Indien, Italien und Südafrika – haben die Behörden aber alle Betriebe geschlossen, davon sind auch wir betroffen.

Unsere Auftragslage ist stabil und die Materialverfügbarkeit weiterhin gegeben. Somit ist unsere Produktion gut ausgelastet und Kurzarbeit derzeit für uns kein Thema. Um unsere Mitarbeiter in Produktion und Logistik zu schützen, sind alle anderen Mitarbeiter, die wir nicht vor Ort für die Aufrechterhaltung unseres Geschäftsbetriebs benötigen, derzeit im Homeoffice. Insgesamt sprechen wir hier von rund 600 Mitarbeitern.

Unser Betriebsrestaurant ist weiterhin für die Produktionsmitarbeiter geöffnet und bietet ein reduziertes Frühstück und Mittagessen nach Tageskarte an. Wir haben Hygiene- und Schutzmaßnahmen getroffen, um die Mitarbeiter bestmöglich vor Ansteckung zu schützen. Dazu gehört, dass Essen und Besteck ausgegeben werden, Selbstbedienung ist nicht mehr möglich. Darüber hinaus stehen die Tische weiter auseinander und sind mit weniger Stühlen besetzt. Für die Mitarbeitenden des Betriebsrestaurant sind ebenfalls besondere Hygiene- und Schutzmaßnahmen in Kraft.“

Umfrage

Bettina Stark-Watzinger

Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger hat sich für Zivilschutzübungen an Schulen ausgesprochen. Damit sollen Schüler besser auf den Kriegsfall, Pandemien und Naturkatastrophen vorbereitet werden. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading