Maulburg Klares Votum für Tagesmütter-Modell

Harald Pflüger
Der Gemeinderat hat beschlossen, das Kindertagespflegemodell Maulburg zu bezuschussen. Foto: zVG/Ch. Fischer

Gemeinderat überrascht über geringe Entlohnung.

Maulburg - Einstimmig hat sich der Maulburger Gemeinderat dafür ausgesprochen, ab 2019 die Kindertagespflege mit zwei Euro pro Tageskind und Betreuungsstunde zu bezuschussen.

Die Kindertagespflege ist laut Kirsten Trefzger vom Schopfheimer Kinderschutzbund eine eigenständige Säule der Kinderbetreuung und im U3-Bereich der Kindertagesstätte gleichgestellt. Eine Tagespflegeperson darf maximal fünf gleichzeitig anwesende Kinder betreuen, im so genannten Platzsharing-Verfahren würden es acht Kinder sein. Mehrere Tagespflegepersonen zusammen dürfen maximal sieben Kinder betreuen, mit einer Fachkraft sind es neun Kinder. Die Betreuung kann im eigenen Haushalt, im Haushalt der Eltern der zu betreuenden Kinder oder in anderen geeigneten Räumen stattfinden. Diese Räume müssen kindgerecht ausgestattet sein und idealerweise einen Garten mit Spielgeräten oder einen Spielplatz in der Nähe haben.

Kosten für die Eltern

Eltern haben für die Betreuung Anspruch auf eine finanzielle Förderung gegenüber dem Landkreis Lörrach, wobei der Anspruch einkommensunabhängig ist. Die 5,50 Euro pro Betreuungsstunde und Kind werden an die Tagesmütter ausbezahlt. Eltern müssen einen Kostenbeitrag an den Landkreis zahlen, abhängig von Alter und Anzahl der Kinder und der Betreuungszeit.

Die Bezahlung

Dass die Bezahlung von Tagesmüttern alles andere als üppig ist, machte Kirsten Trefzger vom Schopfheimer Kinderschutzbund gleich zu Beginn ihrer Ausführungen deutlich. Tagesmütter arbeiten auf selbstständiger Basis und bekommen im Urlaubs- oder Krankheitsfall keine Lohnfortzahlung.

Für ihre Tätigkeit erhalten sie vom Landratsamt Lörrach 5,50 Euro pro Kind und Betreuungsstunde. Zusätzlich bekommen sie die Hälfte der Sozialabgaben und den Beitrag für die Unfallversicherung erstattet. Theoretisch dürfen Tagesmütter bis zu fünf Kinder betreuen. Allerdings können viele Tagesmütter keine fünf Pflegeplätze anbieten, was sich in ihrem Verdienst niederschlägt. Um das Einkommen ein wenig aufzustocken, verlangen manche Tagesmütter einen kleinen Zuschlag auf die vom Landratsamt gezahlten 5,50 Euro. Anhand eines Verdienstbeispiels zeigte Kirsten Trefzger auf, dass einer Tagesmutter, die wöchentlich drei Kinder je vier Stunden betreut, bei einem Verdienst von 1300 Euro nur 440 Euro bleiben.

Vorteile

Als Vorteil für die Gemeinde bei diesem Kindertagespflegemodell nannte Kirsten Trefzger den schnellen Ausbau der Kleinkindbetreuung, dass keine Investitionskosten und kein Organisationsaufwand anfallen, genauso wenig wie Personalkosten (außer für den Zuschuss und eventuell die Verwaltung) und auch keine Raumkosten. Für die Eltern bietet das Modell laut Kirsten Trefzger den Vorteil einer kostengünstigen, wohnortnahen Betreuung.

Das Zuschussmodell, das im Gemeinderat zur Debatte stand, soll eine verlässliche und familiäre Kinderbetreuung gewährleisten. Im Landkreis Lörrach gibt es bereits einige Kommunen, die sich für dieses Zuschussmodell ausgesprochen haben.

Vorgesehen ist in Maulburg, Tagesmütter ab dem 1. Januar mit zwei Euro pro Stunde und Kind im Alter von einem bis unter drei Jahren zu bezuschussen, und zwar bis maximal 32,5 Wochenstunden. Bei neun Kindern und insgesamt 171 Wochenstunden würde sich die Zuschusskosten der Gemeinde auf rund 16 000 Euro jährlich belaufen. Hinzu käme ein jährlicher Verwaltungsaufwand von rund 1600 Euro.

Die Debatte

Christof Schwald (FW) sprach sich zwar für das Modell aus, das aus Gemeindesicht „ein Schnäppchen ist“, zeigte sich aber erschrocken über die geringe Bezahlung der Tagesmütter: „Das grenzt an Ausbeutung.“ Auf Dauer sei das nicht die richtige Art, mit Tagesmüttern umzugehen. Er komme zwar aus dem pädagogischen Bereich, aber dass Tagesmütter so miserabel bezahlt würden, hätte er nicht gedacht, sagte Schwald und erhielt Applaus aus den Zuhörerreihen.

Bürgermeister Multner sagte, dass der Kinderschutzbund der falsche Adressat für Kritik und in erster Linie der Landkreis Ansprechpartner sei. Dass der Gemeinderat bei aller Kritik an der Bezahlung hinter dem Modell steht, zeigte das einstimmige Votum bei der Abstimmung.

Träger

Träger des Kindertagespflegemodells Maulburg ist der Kinderschutzbund Schopfheim. Er übernimmt alle organisatorischen und administrativen Aufgaben, rechnet die Förderbeiträge ab und führt die Statistik.

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