Maulburg Mit der Kamera um die Welt

Harald Pflüger

Porträt: Guido Deusch über die Entwicklung des Filmens.

Maulburg - Wenn Guido Deusch auf Reisen geht, dann ist die Filmkamera immer dabei. Von seinen Filmreisen zeugen Stunden an Filmmaterial im Archiv.

Guido Deusch, Jahrgang 1941, wollte eigentlich Musik studieren. Weil das in den Nachkriegsjahren die finanziellen Möglichkeiten der Familie überstieg, erlernte Guido Deusch nach der Schule beim Schwarzwälder Boten den Beruf des Schriftsetzers. Dieser Beruf forderte und förderte seine Kreativität. Die war auch später gefordert, als er zunächst als Werbeassistent zum Großversandhaus Schöpflin und damit in die Dreiländerecke kam.

Die Technik

Das gute Auge, das er in seinem Beruf brauchte, kam Guido Deusch bei seinem Hobby, dem Filmen, zugute. Zum Filmen kam er über seinen Vater, „einem Filmfreak", der auch Filme vorgeführt hatte. Weil 35-mm-Filme fürs Filmhobby aber viel zu teuer waren, hat Deuschs Vater das Schmalfilmformat Normal 8 verwendet, das später vom Super-8-Format abgelöst wurde. Mit der Super-8 begann auch Guido Deuschs Filmschaffen.

Der erste Film

An seinen ersten Film kann sich Guido Deusch noch gut erinnern. Das war beim Schlittenfahren in Lauterbach im Schwarzwald, sein Sohn war ein Jahr alt. Guido Deusch sollte Großvater und Enkel beim Schlittenfahren filmen.

Der Ton

Da Tonfilme mit einem erheblichen technischen Aufwand verbunden waren, machten die meisten Super-8-Filmer Stummfilme. Guido Deusch wollte mehr, und ein Lörracher Fotofachgeschäft konnte ihm weiterhelfen. Familienfeste, Urlaube oder öffentliche Ereignisse konnte er nunmehr nicht nur in bewegten Bildern, sondern auch mit Ton festhalten.

Sein Ding war immer das Bewegtbild, nie das Foto.

Der Fortschritt

In den 1980er-Jahren wurde das Super-8-Format von der Videotechnik abgelöst. Und Guido Deusch ging mit der Zeit, wobei er das sperrige VHS-Format ausgelassen hat und gleich auf die Mini DV umstiegen ist. Die Bilder wurden jetzt digital und in besserer Qualität auf Magnetband aufgezeichnet und konnten direkt am Fernseher angesehen werden. Es mussten auch keine Filme mehr zum Entwickeln ins Labor geschickt werden.

Heute hält Guido Deusch seine Filme hochauflösend auf einer Speicherkarte fest. Mit dem Speicherformat schrumpften auch die Kameras. Schluss mit dem Herumschleppen einer kiloschweren Ausrüstung.

„Der jeweilige Umstieg war nicht immer billig“, erinnert sich Guido Deusch. Es brauchte nicht nur eine neue Kamera, sondern auch das dazugehörige Equipment - vom Schneide- bis zum Vorführgerät. Anstatt wie früher mit einem Filmprojektor, bringt Guido Deusch seine Filme heute mit einem Beamer auf die Leinwand.

Einen weiteren Qualitätssprung böte jetzt der Umstieg auf 4K-Bildauflösung, die neue Maßstäbe bei der Bildschärfe setzt. Da macht Guido Deusch aber nicht mit: „Das ist mir zu perfekt und zu künstlich.“ Für ihn ist HD (High Definition) die Qualität, „die dem Leben bisher am nächsten kommt“.

Filmen und Reisen

Gemeinsam mit seiner Frau Liselotte unternahm Guido Deusch Reisen auf mehreren Kontinenten, die er im Film festgehalten hat. Lebendig erzählt er etwa von seinen Afrika- und Asienreisen. Es waren im wahrsten Sinne Erlebnisreisen, die er und seine Frau unternommen hatten, und von denen die beiden heute noch zehren. „Wir waren ein super Team und haben uns wunderbar ergänzt“, sagt Deusch.

Mit einem Spezialreiseveranstalter ging es unter anderem durch Südafrika. Ziel: Wale beobachten. Hatte es zunächst so ausgesehen, als würden Liselotte und Guido Deusch die Meeressäuger verpassen, so war ihnen das Glück hold: Und Guido Deusch hatte ein „filmisch großartiges Erlebnis“. Weitere beeindruckende Tieraufnahmen gelangen Guido Deusch im Kruger Nationalpark und von der Robbenkolonie bei Cape Cross (Kreuzkap) in Namibia. Überhaupt Südafrika: Guido Deusch schwärmt noch heute von der Hilfsbereitschaft der Menschen. Oft waren es persönliche Kontakte, die zu besonderen Zielen (inklusive Übernachten im Freien) und Filmaufnahmen führten.

Geburtstagsreisen

Nach Afrika entdeckte Guido Deusch mit seiner Filmkamera Asien: China, Tibet, Nepal, Thailand, Myanmar, Kambodscha und Indien. Zum 60. Geburtstag war eine besondere Reise geplant: zu den Bergriesen Nanga Parbat und Mount Everest. Doch nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 strich der Reiseveranstalter die Tour. Guido Deusch musste umplanen, und es gelang ihm, „wenigstens den Mount Everest zu sehen“.

Eine weitere Filmreise sollte Guido Deusch anlässlich seines 65. Geburtstages nach Myanmar (Burma) führen, wo ihm weitere eindrückliche Aufnahmen vom Klosteralltag gelangen. Zu den weiteren filmischen Glanzlichtern gehören die Aufnahmen von Angkor Wat, der bekanntesten Tempelanlage in Kambodscha. Und in Nepal gelangen ihm einmalige Aufnahmen der Kindgöttin Kumari.

Wie ein Film entsteht

Bereits beim Filmen hat Guido Deusch ein Drehbuch im Kopf. Dazu muss man wissen, dass sich der Maulburger intensiv mit dem jeweiligen Reiseland auseinandersetzt, ehe er an Bord eines Flugzeuges steigt. Deutschsprechende Reiseleiter im jeweiligen Land erleichtern die Verständigung, und der Respekt vor der Kultur des jeweiligen Reiselandes sowieso.

Wieder zuhause, geht es ans Sichten und Schneiden des Rohmaterials. Geschah dies zu Super-8-Zeiten im Schneide- und Klebeverfahren, läuft heute alles digital. Dazu hat sich Guido Deusch unterm Dach ein richtiges Studio eingerichtet. Den Super-8-Filmbetrachter hat längst ein Bildschirm ersetzt, den Filmschnitt übernimmt ein Computerprogramm. Mit dessen Hilfe kann er nicht nur einen Vorspann erstellen und Effekte einfügen, sondern auch den Kommentar aufsprechen und dafür sorgen, dass Bild und Text eine Einheit bilden.

Der Zoll

Ob er je Probleme hatte, seine Filmausrüstung durch den Zoll zu bringen? Guido Deusch verneint.

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