Maulburg Reise im Zeichen

Markgräfler Tagblatt

Bläsergruppe aus Namibia in Südbaden zu Gast

Gefördert durch Mittel des Landes Baden-Württemberg und durch Vermittlung des Landtagsabgeordneten Joscha Frey (Grüne), konnte eine Posaunengruppe aus Namibia für zehn Tage nach Südbaden eingeladen werden.

Maulburg. 2012 bat der Bischof der deutschen evangelischen Kirche in Namibia den in Maulburg wohnenden Pfarrer im Ruhestand, Karlfrieder Walz, einen Vertretungsdienst in der deutschen Gemeinde von Lüderitz und Helmeringhausen zu übernehmen. Dort erhielt Walz den Auftrag, einen Festgottesdienst anlässlich des hundertjährigen Bestehens der deutschen Felsenkirche vorzubereiten.

Bald war Karlfrieder und Irmela Walz klar, dass Lüderitz während der deutschen Kolonialzeit eine unrühmliche Rolle gespielt hatte. Dort, auf der Haifischinsel, hatte die deutsche Schutztruppe ein Konzentrationslager eingerichtet. Von 1904 bis 1908 kamen mehr als 3000 Nama, Damara und Herero ums Leben. Walz holte sich Rat.

Felsenkirche

In Lüderitz gab es zwei andere evangelische Gemeinden. Die eine stammt aus der Tradition der Rheinischen Mission in Wuppertal, die andere war von der finnischen Mission gegründet worden. Irmela und Karlfrieder Walz besuchten diese Gemeinden, feierten mit ihnen Gottesdienste und erzählten von ihrem Auftrag. Kirchenvorstände und Pfarrer hatten die Antwort: „Lass uns einen Versöhnungsgottesdienst feiern. Versöhnung steht in unserer Landesverfassung. Versöhnung ist der Auftrag der Christen.“

So kam es, dass man mit den anderen schwarzen und weißen Ortsgemeinden einen ökumenischen Festgottesdienst vorbereitete und in fünf verschiedenen Sprachen feierte. Schuld wurde bekannt, und für Versöhnung wurde gebetet. Es wurde gesungen und musiziert.

Auch der Posaunenchor der Gemeinde der Partnerkirche, zu der die heutigen Gäste gehören, wirkte mit. Von den Bläsern wurde Karlfrieder Walz gefragt, ob er Blechblasinstrumente aus Deutschland besorgen könne. Diese Anfrage brachte er Günther Bahlinger, dem damaligen Bezirkschorleiter, nahe. Dieser sammelte Instrumente für Namibia.

In Deutschland hatte sich inzwischen ein ökumenischer Freundeskreis gebildet. Es wurde beschlossen, dass man die Instrumente als ökumenische Bläser-Reisegruppe nach Namibia bringt.

Gefördert durch Mittel des Landes Baden-Württemberg über die Stiftung Entwicklungs-Zusammenarbeit Baden-Württemberg (SEZ) und durch Vermittlung des Landtagsabgeordneten Joscha Frey wurde es möglich, einen Posaunenchor aus Namibia für zehn Tage nach Südbaden einzuladen.

Mit der Einladung soll ein Zeichen der Versöhnung gesetzt werden. Bei den vier öffentlichen Veranstaltungen, auch mit dem Kurzfilm „Luthers Erben in Namibia – Auseinandersetzung mit der deutschen Kolonialgeschichte“, sollen Menschen in Deutschland für das Geschehene sensibilisiert und Gespräche mit den Nachfahren der Geschädigten aus Namibia ermöglicht werden. Die acht Gäste sind Nachfahren der Nama, Damara und Herero, die unter der deutschen Schutztruppe besonders gelitten haben.

Rückgabe

Dass die Landesregierung aus dem Lindenmuseum in Stuttgart die Bibel und die Peitsche des damals im Kampf mit der Schutztruppe gefallenen Häuptlings Witboi nach Namibia zurückbrachte, ist für Karlfrieder Walz ein wichtiges Zeichen auf dem Weg der Versöhnung. Die Landesregierung und katholische und evangelische Christen in Südbaden - sie haben seit 2012 Beziehungen zur Kirche der Nama, Damara und Herero - haben so ein gemeinsames Interesse.

Bei einem Pressegespräch in der Johanneskirche erinnerte Karlfrieder Walz, dass es die deutschen Missionare der Rheinischen Mission waren, die das Musizieren mit Blechblasinstrumenten nach Namibia brachten. Dieses ist ein wichtiger Bestandteil der Kirchenmusik in der evangelischen Kirche in Deutschland. In Namibia gibt es viele, die Bläserin oder Bläser werden möchten, doch es gibt keine Instrumente.

Instrumentenspende

Der ehemalige Bezirkschorleiter Günther Bahlinger hat daraufhin Blechblasinstrumente aus ganz Baden gesammelt, die überbracht werden konnten. Und dort wo die Sprache Grenzen hatte, war das gemeinsame Musizieren das verbindende Element (wir berichteten).

Walz wies beim gestrigen Pressegespräch auf Verhandlungen hin, die zum Ziel haben, dass der Völkermord an den Nama, Damara und Herero anerkannt und eine Entschuldigung ausgesprochen wird,und dass die Begegnungen zum Ziel haben, diesen Versöhnungsprozess zu unterstützen. Der Landtagsabgeordnete Josha Frey ergänzte, dass man am Beginn eines Prozesses stehe. Lena Bock, erste weibliche Leiterin der Namibian Lutheran Brass Band, zitierte die Bibelrede vom Salz der Erde und dem Licht der Welt, um dann die Brass Band vorzustellen.

Zur Band, die sich aus Mitgliedern verschiedener Bläsergruppen zusammensetzt, gehören neben der Leiterin Lena Bock Zinedine Joey Kisting, Johannes Eichab, Hendrik Tsuseb, Zico Chathon Jantze, Julius Godfriedt Nanub, Shwan Jarroth Rooinasie und Eward Chrisjan Kruger. Anliegen der Band sei, Gott mit Musik zu dienen und zu preisen.

Dankbar zeigte sich Lena Bock, sie ist die Vorsitzende der Bläserarbeit der ELCRN (vormals Rheinische Missionskirche) in Namibia, für die Instrumentenspende aus Deutschland, zumal die Lutheran Brass Band keinerlei finanzielle Unterstützung bekommt. In bewegenden Worten berichtete Lena Bock (Ich bin als Herero geboren und als Nama aufgewachsen) dann von ihrer persönlichen (Familien-)Geschichte.

Weitere Informationen: Samstag um 18 Uhr in der evangelischen Kirche in Mauburg: Gottesdienst.

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