„Wir haben Verständnis dafür, dass unter anderem auch die vorherrschende Pandemie ihren Teil zu diesem Fachkräftemangel beiträgt“, so die Eltern. „Leider jedoch tut sie selbiges auch auf unserer Seite und hat hierzu bereits teilweise existenzbedrohende Auswirkungen und tragische, persönliche Schicksale mit sich gebracht.“
Diese Existenzängste würden durch diese Situation entweder weiter verstärkt oder daraus geboren.
Entweder hätten die Kinder überhaupt keinen Betreuungsplatz, oder es müsse auf eine Tagespflegeeinrichtung zurückgegriffen werden.
Die Differenzkosten für eine Tagesmutter für die gleiche Betreuungszeit seien bei über Dreijährigen immens und für normal verdienende Familien nicht bezahlbar.
So bleibe entweder die Option, seinen Beruf durch diese Situation nicht mehr ausüben zu können oder sich mit den daraus resultierenden Kosten einer Alternativlösung massiv finanziell zu übernehmen.
Die Gemeinde unterstütze Kinder, die durch Tagesmütter betreut werden, bis zum dritten Lebensjahr mit zwei Euro Zuzahlung pro Betreuungsstunde. Das Landratsamt übernehme 6,50 Euro/Stunde.
Die Familien hätten eine Kostenbeteiligung an das Landratsamt zu leisten. Diese Zuzahlung belaufe sich zum Beispiel bei einem (Einzel)Kind unter drei Jahren und einer Betreuungszeit von 25 bis 35 Stunden auf 298 Euro, heißt es in dem Schreiben der Eltern.
Wird dieses Kind drei Jahre alt, steige diese Kostenbeteiligung für dieselbe Betreuungszeit auf 650 Euro an plus zwei Euro pro Stunde, die die Gemeinde bisher übernommen hat.
Bei einer Betreuungszeit von 35 Stunden wären das Betreuungskosten von 930 Euro im Monat, rechnen die Eltern vor. „Niemand von uns kann sich solch hohe Betreuungskosten leisten.“
Im Unterschied hierzu beliefen sich die Betreuungskosten für einen Kindergartenplatz mit verlängerter Öffnungszeit auf 140 Euro monatlich oder 293 Euro im Monat.
Im rechtlichen Sinn ist der Bedarf gedeckt
Abgesehen von den finanziellen Folgen, seien die Familien durch diese Situation auch auf einer ganz anderen Ebene stark belastet. Sein Kind nicht gut aufgehoben zu wissen, stelle eine hohe psychische Belastung dar.
Die Unterstützung seitens der Gemeinde für eine Lösungsfindung sei unzureichend, das Verständnis und die Hilfsangebote der Gemeinde hierzu bisher nicht zufriedenstellend, meinen die Eltern. Auch seitens des Kinderschutzbundes und des Landratsamtes bestehe große Ratlosigkeit über die Handhabe der Gemeinde Maulburg zu dieser Situation. „Von der Gemeinde erhielten wir die Aussage, dass bestimmte Förderungen und Unterstützungen nicht greifen, weil die Kinder ja einen Platz haben, aber eben kein Personal da sei. Damit sei der Bedarf im rechtlichen Sinne gedeckt.“ Der Bedarf bestehe aber darin, so die Eltern, dass die Kinder einen tatsächlich nutzbaren Platz haben, der nicht nur auf dem Papier besteht und erst in unbestimmter Zeit genutzt werden kann. „Die Auswirkungen für Kinder und Eltern unterscheiden sich nicht zu der Situation, keinen Platz zu haben. Jedoch schränkt dieser Umstand die Möglichkeit der Eltern ein, ihr Recht einzufordern.“
Die Notlösung, für einige Kinder eine Betreuung der Kinder in der Krippe bis um 11.30 Uhr zu schaffen, werde sicher dankend angenommen. Es sei schön zu sehen, dass die Kita Wiesental versuche, Lösungen zu schaffen. Allerdings decke diese Betreuungszeit in vielen Fällen nicht die Arbeitszeiten der Eltern ab.
Es könne nicht sein, dass die Defizite des Systems auf dem Rücken von Familien ausgetragen würden. Bis der Fachkräftemangel behoben oder verbessert sei, müssten Alternativen geschaffen werden. Dies könnte eine finanzielle Unterstützung sein, indem die Gemeinde die Differenz der Kosten trage, die den Familien entstehe, die gezwungen sind, ihre Kinder anstelle im Kindergarten in der Kindertagespflege unterzubringen. Diese Alternative sollte – anstelle von Einzelfallentscheidungen – fest installiert werden, wie dies bereits in anderen Gemeinden der Fall sei.